Heruntergelassene Rollbalken, da und dort verstaubte Auslagen. Darin Saisonware wie Winterjacken und -stiefeln, für die sich heuer im schlimmsten Fall keine Abnehmer mehr finden werden, Sportartikel wie Skier, auf die man dank des abgeblasenen Skiurlaubs heuer wohl gut verzichten kann, mit Rabattmarkerln, eindeutig aus der Vorweihnachtszeit, und verschämten Aufklebern mit dem Hinweis an die Kunden, dass man gerne online bestellen und vor Ort abholen möge. Nur leider ist ebenda zu.

Die gewöhnlich blitzblank polierten und nach allen Regeln der Kunst verführerisch gestalteten Aushängeschilder des heimischen stationären Handels abseits der Lebensmittel- und Drogerieketten zeigen deutliche Spuren der mehrwöchigen Corona-Vergangenheit. Der Handel zählt neben der Gastronomie und der Hotellerie zu den besonders gebeutelten Branchen in der Pandemie. Das lässt sich mittlerweile ganz gut an zahlreichen kleineren und größeren Anzeichen in den Einkaufsstraßen und -zentren Österreichs ablesen.

Am Montag wird wieder aufgesperrt

Seit fünf Wochen haben die Geschäfte geschlossen. Doch nun darf mit Montag, dem 8. Februar, wieder geöffnet werden. Vorsichtig, maßvoll, mit klaren Regeln, die Landeshauptleute machten unisono klar, dass sie Bilder wie jene vor Weihnachten, mit langen Schlangen vor Geschäften und Miniabständen bei den Kassen, nicht wieder sehen wollen.

Ein geschlossenes Geschäft in Wien. Solche und ähnlich triste Bilder finden sich in ganz Österreich.
Foto: APA/Robert Jäger

Die FFP2-Maske, die mittlerweile schon im Lebensmittelhandel erprobt werden konnte, bleibt Pflicht. Dazu kommt eine Beschränkung der Kundenzahl in Geschäftslokalen. Das ist aus früheren Öffnungsschritten bekannt. Zuletzt war allerdings ein Kunde pro zehn Quadratmeter erlaubt. Die Handelsvertreter sprachen sich für 16 Quadratmeter pro Kunde aus, am Ende wurden 20 Quadratmeter daraus. So oder so bedeutet das: Ist der Andrang zu groß, heißt es draußen warten. Auch für die Betriebe wird das eine Herausforderung mehr.

Doch der Großteil dürfte gerüstet sein. Mitarbeiter beim Einlass, allerorts Desinfektionsmittel, auf den Böden Markierungen, die auf die gebotenen Abstände hinweisen, all das haben die meisten schon lange angeschafft. Ebenso das Plexiglas an den Kassen.

Gebeutelte Betriebe

Handelsvertreter drängen seit Wochen auf eine Öffnung. Nach Weihnachten, 18. Jänner, 24. Jänner – der wiederholte Ruf nach Aufsperren verhallte angesichts der hohen Infektionszahlen bislang ungehört. Der Handelsverband und Kammerfunktionäre verwiesen in regelmäßigen Appellen an die Regierung auf die Vielzahl der gebeutelten Betriebe, die wohl nicht mehr lange durchhalten würden. Mit ihnen seien tausende Arbeitsplätze bedroht.

Zudem sei man gut gerüstet – mit Abstandsregeln und Masken, ohnedies sei der Handel kein Corona-Hotspot, halte sich der Kunde dort im Schnitt doch nur 13 Minuten auf, hieß es wiederholt. Auch die Bevölkerung wisse man auf seiner Seite, führte der Handelsverband jüngst eine Market-Umfrage ins Treffen, in der sich eine deutliche Mehrheit von 72 Prozent für rasche Lockerungen im Handel und bei persönlichen Dienstleistungen ab 8. Februar ausgesprochen habe.

Mit dem Test zum Friseur

Was Letztere betrifft: Auch für sie gibt es nun nach Wochen des Wartens grünes Licht. Nicht nur Friseure, sondern auch Fußpfleger und Tätowierer dürfen ab Montag wieder am Mann oder an der Frau tätig sein. Voraussetzung dafür ist allerdings neben der Maskenpflicht ein Test, den die Kunden entweder beim Arzt, in einer Apotheke oder auch in einer Teststraße durchführen lassen und das Ergebnis mitbringen. Älter als 48 Stunden darf der Test nicht sein.

Mund-Nasen-Schutz ist von gestern. Heute trägt man FFP2-Maske – und künftig zum Friseur das Testergebnis.
Foto: APA/ERWIN SCHERIAU

Für manche könnte die Öffnung zu spät kommen. Auch wenn mit einer Insolvenzwelle erst gerechnet wird und Möbelhändler, Baumärkte und Elektronikfachhandel gut durch die Krise kommen: Ausgeräumte Gassenlokale mit dem Hinweis "Geschäftsraum zu vermieten" mehren sich. Das alteingesessene Wiener Friseurunternehmen Hans und Georg Bundy meldet für seine zehn Style-in-Standorte Insolvenz an (nicht für die Bundy Bundy Exklusiv mit drei Friseurgeschäften in Wien), man will sie umkrempeln und weitermachen.

Für Gastronomie und Hotellerie heißt es weiter warten. Mitte Februar soll entschieden werden, wie es für diese Betriebe weitergeht. "Das schlägt wieder enorm aufs Gemüt", beschreibt Michaela Reitterer, Obfrau der Hoteliers, die gedrückte Stimmung in der Branche. "Wir alle brauchen dringend eine Perspektive, Arbeitgeber und Arbeitnehmer", drängt Reitterer auf Klarheit. (Regina Bruckner, 1.2.2021)