Volksschulkinder dürfen unmaskiert bleiben, von der Unterstufe aufwärts gilt Maskenpflicht.

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Es gab dann offenbar doch noch einiges an Gesprächsbedarf in der Regierung und mit den Landeshauptleuten, denn die für 16 Uhr angekündigte Präsentation der Post-Lockdown-Pläne rutschte am Montagnachmittag zuerst um eine Stunde nach hinten, und irgendwann hieß es aus dem Kanzleramt, dass es wohl erst gegen 18 Uhr so weit sein würde. Dann erfuhren die Schülerinnen und Schüler, ihre Eltern sowie die Lehrerinnen und Lehrer endlich, wie es für sie nach dem Lockdown-Ende am 8. Februar weitergehen soll. "Die Schule ist eine Herausforderung", gestand Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) unumwunden ein.

Den ersten vollständigen Öffnungsschritt machen die Volksschulen. Sie werden nach den Semesterferien wieder komplett im "normalen" Präsenzbetrieb laufen. Die Jüngsten dürfen also zuerst zurück in die Klassen.

A-Team und B-Team

Die Schülerinnen und Schüler der Unter- und Oberstufen hingegen werden nach dem Lockdown im Schichtbetrieb wieder "eingeschult". Aufgeteilt in zwei Gruppen kommen sie jeweils abwechselnd zwei Tage pro Woche in die Schule. Gruppe A am Montag und Dienstag, Gruppe B am Mittwoch und Donnerstag, und in der Woche drauf andersrum. Am Freitag soll es Distance-Learning geben.

Allerdings muss für den Schulbesuch vor Ort auch etwas getan werden: Es wird nämlich quasi "Eintrittstests" geben, die einen möglichst sicheren und engmaschig kontrollierten Schulbetrieb ermöglichen sollen. Nach der Devise "Montag und Mittwoch ist Testtag" werden alle Schülerinnen und Schüler künftig mit den schon jetzt eingesetzten Antigen-Nasentests getestet: die täglich präsenten Volksschulkinder zweimal wöchentlich, die älteren Schüler jeweils am ersten Tag ihrer wöchentlichen Zweitagesschicht, denn die Tests haben eine Gültigkeit von 48 Stunden, erklärte der Bundeskanzler.

Ohne Test gibt's kein Reinkommen

Wer sich nicht testen lässt oder wessen Eltern das untersagen, wird zum Homeschooling abkommandiert. Das bedeutet, so war im Hintergrund zu erfahren, etwas anderes als Distance-Learning, denn es soll keine quasi Liveübertragung des Unterrichts aus der Klasse via Videostream nach Hause geben. Wer daheim ist, bekommt Unterstützung beim Homeschooling, aber eben nicht das volle pädagogische Paket, das in Präsenz möglich ist.

Volksschulkinder dürfen unmaskiert bleiben, von der Unterstufe aufwärts gilt Maskenpflicht, Mundnasenschutz genügt, wenn alle Tests absolviert werden, ältere Schüler aus der Oberstufe müssen – so wie im Handel und in öffentlichen Verkehrsmitteln – FFP2-Masken tragen

Die Lehrer müssen ohnehin FFP2-Masken tragen, es sei denn, sie nehmen am wöchentlich verpflichtenden Berufsgruppentest teil, mit dem sie sich davon "freitesten" können. Wer negativ ist, darf mit einfacher Maske unterrichten.

20 Millionen Antigen-Nasentests sind vorbereitet

Laut STANDARD-Informationen empfiehlt das Bildungsministerium den Pädagogen allerdings, sich wie die Schüler auch zweimal zu testen – also ein weiteres Mal in der Schule mit Antigen-Nasentest. Es wurden bereits 20 Millionen solcher Tests organisiert – für 1,3 Millionen Schüler (inklusive Berufsschulen) und 130.000 Lehrerkräfte.

Hintergrund für die komplette Öffnung der Volksschulen war übrigens, dass aus den bisherigen Rückmeldungen bzw. Betreuungszahlen im Lockdown absehbar war, dass bis zu zwei Drittel der Eltern ihre Kinder sowieso in die Schule schicken würden. Ein Schichtbetrieb für den kleinen Rest hätte weder inhaltlich noch organisatorisch Sinn gehabt.

Ruf nach noch mehr Tests

Ein systematisches Testkonzept (inklusive der bis Anfang März auf Eis gelegten "Gurgelstudie") als Dreh- und Angelpunkt für eine vorsichtige, aber aus ihrer Sicht jetzt notwendige Öffnung der Schulen findet sich übrigens auch in einem Positionspapier, für das erstmals in Österreich kindermedizinische und naturwissenschaftliche Expertise fusioniert wurde. Das Ziel der Gruppe um den Mathematiker Norbert J. Mauser (Uni Wien) und den Leiter bzw. die Vizeleiterin der Kinderklinik I der Med-Uni Innsbruck, Thomas Müller und Daniela Karall, ist eindeutig: "Besser Schule mit Maßnahmen als weiterhin geschlossene Schulen".

Denn, so schreiben sie: "Selbst mit der aktuellen Inzidenz und der Präsenz neuer Virus mutationen ist dieser Schritt als Nutzen-Risiko-Abwägung angemessen, auch wenn Kinder und Jugendliche einen Anteil am Infektionsgeschehen haben und die Möglichkeit einer Ansteckung im Rahmen von Haushaltsclustern besteht."

Anders als der Regierungsplan sieht dieses Expertenpapier noch engmaschigere Testreihen mittels Antigen-Nasentests vor: für das pädagogische Personal generell dreimal pro Woche, für Kindergarten- und Volksschulkinder zweimal, ab der Unterstufe auch dreimal. (Lisa Nimmervoll, 1.2.2021)