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Wien – "Wir öffnen die Schulen wieder, aber mit größter Vorsicht", betonte Bildungsminister Heinz Faßmann am Dienstagvormittag bei der Präsentation der Details für den Schulbetrieb nach dem Ende des Lockdowns ab 8. Februar. Er unterstrich dabei die Bedeutung dieses Schritts vor allem für die Schülerinnen und Schüler und betonte ausdrücklich die noch immer hohen Infektionszahlen und die Virusmutationen, beides dürfe man "nicht unterschätzen". Die Corona-Pandemie habe "allen zugesetzt, besonders Kindern und Jugendlichen", ihnen könne die Politik nun "eine Perspektive geben".

Die Eckpfeiler waren ja bereits am Montagabend von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) verkündet worden. Faßmann ging am Dienstag in die Details des Schulbetriebs, wie er mit Zielhorizont Ostern aussehen soll. Der Kern der Schulöffnungen ist ein "Sicherheitskonzept, das in Europa seinesgleichen sucht". Es bestehe aus drei zentralen Elementen: "Masken, Tests und Abstand", sagte Faßmann. "Sie sollen helfen, den Schulbetrieb sicher zu halten."

Konkret heruntergebrochen auf den Schulalltag wird nach Schultypen bzw. Alter der Schülerinnen und Schüler differenziert.

VOLKSSCHULEN: Sie kehren am 8. Februar in den Normalbetrieb mit Präsenzunterricht zurück. Diese Kinder sind also fünf Tage pro Woche in der Schule. Alle anderen Modelle wären für diesen Schultyp und die spezifischen Betreuungsbedürfnisse dieser Altersgruppe "kein wirklicher Gewinn für Schüler, Eltern und Lehrer gewesen", sagte Faßmann. Die Volksschülerinnen und Volksschüler werden zweimal pro Woche – am Montag und Mittwoch – mit den bereits im Einsatz befindlichen anterior-nasalen Selbsttests, die als "Nasenbohrtests" bekannt sind, getestet. Und zwar einheitlich, gleichzeitig und beaufsichtigt in der Schule.

Wenn Eltern möchten, können sie bei den Tests – oder bei den ersten Malen – auch dabei sein. Denn, auch das hatte der Kanzler schon am Montag betont, das Um und Auf ist, dass kein ungetestetes und womöglich infektiöses Kind neben den getesteten Kindern sitzt und diese ansteckt. "Ich möchte nicht, dass Getestete und Ungetestete nebeneinander in der Klasse sitzen", betonte auch Faßmann. Er geht von einer "kleinen Gruppe" aus, die ihre Kinder nicht testen lassen will. "Es sind nicht viele."

Ohne Test keine Schule

Diese Regelung, dass ungetestete Kinder nicht in die Schule dürfen, sei jedenfalls mit Verfassungsjuristen geklärt worden, betonte der Minister. Es handle sich um eine verhältnismäßige, zeitlich befristete Maßnahme für einen ganz speziellen Zweck, der einen sicheren Schulbetrieb ermöglichen soll.

Absolviert werden sollen die Tests zum Beispiel "im Freien, im Turnsaal, im Eingangsbereich", sagte Faßmann. Sie seien freiwillig, betonte er: "Wer nicht will, lässt sein Kind zu Hause." Dort ist dann Homeschooling angesagt, was bedeutet, es gibt "Unterstützung" durch Lehrer (zum Beispiel schwangere Lehrerinnen, die selbst nicht im Präsenzbetrieb sind), aber keinen Unterricht so wie in der Klasse. Diese Kinder müssen mehr oder weniger selbstständig – und von den Eltern beaufsichtigt – Arbeitsaufträge abarbeiten.

Eine kleine Unschärfe im Testkonzept, das ja darauf abstellt, dass ein aktueller Test 48 Stunden lang gültig ist – so werden auch die "Eintrittstests" etwa bei Friseuren gehandhabt –, musste Faßmann allerdings eingestehen: Wenn die Volksschulkinder am Montag und am Mittwoch getestet werden, dann liegt der testlose Freitag außerhalb dieser Frist. "Da gibt es ein kleines kalkulierbares Risiko", meinte Faßmann.

Tatsächlich legen Berechnungen des Complexity Science Hub Vienna jedoch nahe, "dass Kinder im Volksschulalter im Vergleich zu Erwachsenen (> 18 Jahre) ein um 25 Prozent reduziertes Transmissionsrisiko haben". Zwischen dem sechsten und 18. Lebensjahr steige es mit jedem Jahr durchschnittlich um etwa zwei Prozent. Auch durch die Struktur (kleinere Klassen) und Organisation (eine Klassenlehrerin und nicht für jedes Fach andere Pädagogen) von Volksschulklassen gibt es dort weniger Möglichkeiten zur Übertragung von Covid-19, erklärte CSH-Komplexitätsforscherin Jana Lasser im STANDARD-Gespräch.

Ob Kinder, die die Covid-19-Erkrankung bereits durchgemacht haben, keine Tests machen müssen, wollte Faßmann "nicht abschließend" beantworten, zumal sich die Frage stelle, ob sie ausreichend hohe Antikörperwerte haben. Aus organisatorischen Gründen, so klang es, scheinen ihm generelle Tests aller Kinder daher sinnvoller, aber: "Das müssen wir uns noch anschauen."

Die Lehrerinnen und Lehrer werden einmal pro Woche im Rahmen der verpflichtenden Berufsgruppentestung getestet – und das Ministerium strebt an, dass sie auch einen zweiten Test, eben auch den "Nasenbohrtest", in den Schulen absolvieren.

UNTERSTUFEN UND OBERSTUFEN: Mittelschulen, AHS, BMHS und Berufsschulen kehren im Schichtbetrieb wieder an die Schulen zurück, und zwar jeweils für zwei Tage, Gruppe A am Montag und Dienstag, Gruppe B am Mittwoch und Donnerstag, in der folgenden Woche in umgekehrter Reihenfolge. Die Tage, an denen die Gruppen zu Hause sind, dienen der Vertiefung des Stoffs und der Erledigung von Hausübungen. Freitag ist für alle Distance-Learning-Tag, da sind also Schüler und Lehrer bei sich zu Hause.

Der Schichtbetrieb dient vor allem der Schaffung von Abstand, indem nur die Hälfte der Schülerschaft vor Ort ist: "Mehr Abstand vermindert die Mensch-zu-Mensch-Übertragung durch Aerosole", erklärte der Bildungsminister.

Halt und Zuversicht geben

Die Rückkehr der Oberstufe war laut Faßmann "besonders wichtig, weil sie schon eine lange Distance-Learning-Phase hinter sich haben". Genau genommen seit den Herbstferien, also seit 2. November. "Ihnen wollen wir wieder Halt und Zuversicht geben."

"Besondere Aufmerksamkeit" soll auch den Maturaklassen gewidmet werden. Für sie gibt es abseits des Schichtbetriebs wie schon bisher die Möglichkeit, dass sie in bestimmten Situationen gruppenweise in die Schule zum Präsenzunterricht geholt werden. "Das wurde schon bisher sehr klug gehandhabt", sagte der Minister.

Schularbeiten und Tests können grundsätzlich abgehalten werden. Auch der Stundenplan bleibt aufrecht – es kann also auch Turnunterricht und Musik stattfinden, allerdings mit den bisherigen Einschränkungen (keine Kontaktsportarten, kein Singen). Im Unterstufenbereich wird es an den Tagen, an denen die Kinder nicht in der Schule sind, wie bisher Betreuung geben. Diese ist laut Faßmann bisher nur in geringem Ausmaß in Anspruch genommen worden.

Masken spielen eine zentrale Rolle

Der "Sicherheitsgurt" Maske wird folgendermaßen angelegt: In den Volksschulen müssen die Kinder einen einfachen Mund-Nasen-Schutz bis ins Klassenzimmer tragen, im Unterricht dann aber nicht mehr. In der Unterstufe bleibt die Maske auch im Unterricht oben, in der Oberstufe müssen die Schülerinnen und Schüler FFP2-Masken – so wie im Handel und in öffentlichen Verkehrsmitteln – aufbehalten.

Natürlich werde es auch "Maskenpausen" geben, sagte Faßmann mit Verweis auf die Zeiten, in denen gelüftet wird, oder beim Aufenthalt im Freien.

Für den elementarpädagogischen Bereich ist Faßmann zwar politisch formell nicht zuständig, "aber die Kindergärten als Bildungseinrichtung sind natürlich im Fokus des politischen Handelns", ließ der Bildungsminister wissen und versprach, dass das Bildungsministerium auch für die Elementarpädagoginnen und -pädagogen "weitere Testmaterialien zur Verfügung stellen" werde.

Insgesamt hofft Faßmann, mit diesem Konzept die Schülerinnen und Schüler sowie die Lehrerinnen und Lehrer sicher bis Ostern durch die Schule zu bringen: "Es ist ein Konzept, um die Schulen zu öffnen und offen zu halten. Der Plan kann gelingen, wenn sich alle daran halten. Die Pandemie ist nicht vorbei." (Lisa Nimmervoll, 2.2.2021)