Gewerkschaften verweisen auf den Standortsicherungsvertrag, wonach betriebsbedingte Kündigungen bei MAN Steyr bis 2030 untersagt wären.

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Einen Tag bevor der deutsche Lkw-Hersteller MAN in Linz der Wirschaftskommission Fakten über das Werk Steyr offenlegen soll, haben Belegschaftsvertreter und Gewerkschaften den Bestand im Produktionsverbund eingefordert. Eine Schließung 2023 sei "nicht akzeptabel", erklärten die Betriebsräte Erich Schwarz und Thomas Kutsam. Demnach laufen parallel Gespräche mit einem möglichen Investor.

Kontakte mit Ex-Magna-Chef

Auch wenn Schwarz den Namen offiziell nicht nannte, hat es offenbar bereits Kontakte mit Ex-Magna-Chef Siegfried Wolf gegeben. Das Management hatte neben einer Schließung auch den Verkauf des Werks als Option genannt. Die Verhandlungen mit dem Investor "stecken aber noch in den Kinderschuhen", sagte Schwarz. Oberstes Ziel der Belegschaftsvertretung sei der Erhalt des Werks. Noch im ersten Quartal werde mit der MAN-Zentrale eine Lösung angestrebt. Das sei der Belegschaftsvertretung vom Management zugesagt worden.

Das Werk stehe zwar "auf der Kippe", aber als Fußballer wisse er, dass "ein Spiel immer zu eigenen Gunsten gedreht werden kann", so Schwarz. Das hält er auch für Steyr für möglich, nachdem Ende Jänner für die deutschen Standorte zwischen MAN und dem Betriebsrat eine Vereinbarung getroffen wurde – statt der ursprünglich geplanten 6.500 sollen dort nur mehr 3.500 Stellen gestrichen werden. Und dieser Abbau erfolge laut Betriebsrat sozialverträglich.

Ein derartiges "Eckpunktepapier" sollte auch für Steyr und seine 2.300 Mitarbeiter gelingen, hofft der Betriebsrat, zumal dieses Werk profitabel sei. Sollten die "Verhandlungen auf Augenhöhe" dennoch scheitern, seien Kampfmaßnahmen nicht ausgeschlossen. Erst vor wenigen Monaten habe der MAN-Vorstand dem Standort Steyr noch "Zukunftsfähigkeit bestätigt", sagte GPA-Bundesgeschäftsführer Karl Dürtscher.

Verweis auf Standortsicherungsvertrag

In dem Zusammenhang verwies der Vorsitzende derGewerkschaft Pro-Ge, Rainer Wimmer, nochmals auf den Standortsicherungsvertrag für Steyr, der laut Rechtsgutachten "wasserdicht" sei und betriebsbedingte Kündigungen bis 2030 untersage. Die Einberufung der Wirtschaftskommission habe man beantragt, da die Arbeitnehmervertreter den Eindruck gewonnen hätten, dass "die Belegschaft vom Management etwas angeschwindelt worden ist", sagte Wimmer. Dort müssten die Daten auf den Tisch gelegt werden.

Auch wenn das Gutachten der staatlichen Kommission nicht bindend sei, glaubt Wimmer, dass der Druck auf das Unternehmen steigen wird, wenn das Wirtschaftsministerium zu der Ansicht kommt, dass das Werk wirtschaftlich sei. (APA, 2.2.2021)