Die neuen Abstandsregeln haben schon ihr Gutes. Das sag ich nicht nur als sozial weniger verträglicher Mensch, der das ewige Abgrabbeln und -bussln eh nie mögen hat. Das sagt auch der umstrittene Autojournalist in mir. Denn als ich bei der Präsentation der neuen Range Rover, des Evoque P300e und Discovery Sport P300e, hörte, dass da vorne unter der Haube nun ein Dreizylinder werkt, hab ich zu taumeln begonnen, dass ich sicher jeden niedergerissen hätte, der in greifbarer Nähe gewesen wäre. Ich bin nicht sehr belastbar. Obwohl ich belaste. Nicht nur die p.t. Leserschaft, zunehmend (sic!) auch Nähte, Knöpfe und Sessel. Aber das ist ein anderes Thema, das wir hier nicht ausbreiten brauchen, weil ich dank Babyelefant keinen Schaden angerichtet habe.

Zurück zum Thema. Land und Range Rover, das sind in meiner Welt Autos, die faszinieren, auch wenn sie fast schon aus der Zeit gefallen scheinen. SUVs mit starken, vielzylindrigen Motoren und Offroad-Eigenschaften, die heute keiner mehr braucht, weil eh schon alles zugepflastert ist. Vollgepackt mit einem Luxus, den ich mir nicht leisten kann. Sie sind ein Ritt auf einer Rasierklinge, auf deren einen Seite das Habenwollen und auf der anderen die ökologische Vernunft liegen. Wurscht, wo ma owefallt, es bliat.

Hingegen sind in der Welt von Land Rover Jaguar deren Mobile keine Fuhrwerke, die aus der Zeit gefallen sind, sondern eine schöne Spielwiese für moderne Autos, die uns komfortabel von A nach B bringe. Darum haben die Engländer die Plug-in-Hybrid-Palette um die kleineren SUVs im Portfolio erweitert. Und da tut es eben ein Dreizylinder unter der Haube. Der treibt die Vorderräder ein. Hinten schiebt ein E-Motor an. Also Allrad haben wir.

Mehr noch. Eigentlich haben wir auch einen astreinen Heckler. Meistens eigentlich, wenn man das Fahrzeug richtig bedient. Fährt man nämlich im E-Modus, dann werden nur die Hinterräder angetrieben. Stellt man dann noch die fahrspaßdämpfenden Assistenten ab, kann man mit dem Disco Sport und dem Evoque sogar querfahren. Ja, bei so was haut es mir schon wieder oder immer noch den Vogel raus. Obwohl, allzu griffig darf es dafür nicht sein. Denn die 80 kW, 109 PS des E-Antriebs sind bei normalen Straßenverhältnissen zwar mehr als ausreichend, um normal zu fahren – um den Grip auf der Hinterachse in Sekundenbruchteilen abreißen zu lassen, taugen sie auf Asphalt nicht.

Für 55 Kilometer, gibt der WLTP-Zyklus an, reicht die Energie im vollen 15 kWh-Akku. Die Batterien sind übrigens so unter der hinteren Sitzbank untergebracht, dass im Innenraum kein Deut weniger Platz ist. Kofferraumvolumen: genauso wie bei den konventionell angetriebenen Modellen. Und sogar ein Reserverad hat immer noch Platz.

So weit, so gut. Aber was machen wir jetzt mit dem Dreizylinder vorne? Ihn einmal genauer anschauen – und staunen. Aus 1,5 Liter Hubraum holt Jaguar Land Rover 147 kW, 200 PS gradaus heraus. Haben wir unterm Strich eine Systemleistung von 227 kW oder 309 PS. Das klingt schon wieder eher nach Range Rover, gell? Der Ordnung halber hier auch die WLTP-Verbrauchswerte: Die liegen bei beiden Modellen bei zwei Litern. Aber wir wissen inzwischen ja, dass der tatsächliche Verbrauch allein von der Ladedisziplin abhängt. Ja, auch bei den beiden Modellen, denn wie ein Ausflug ins Gelände zeigt, reicht auch da sehr oft der Hinterradantrieb um Gelände zu bewältigen, die den Puls in Höhen steigen zu lassen, die unsereins vor kurzem nur beim Laufen erreichte – inzwischen reichert vermutlich auch Schuachbandlbinden.

Komplett aus dem Häuschen muss man im Gelände mit keinem der beiden Autos sein. Reicht der E-Antrieb nicht mehr aus, schaltet sich automatisch der Benziner dazu und zieht vorne mit. Wo man hinfährt, sieht man auch dann noch, wenn man eigentlich nix mehr sieht, weil man noch bergauf steht und es direkt vor einem steil runtergeht – weil Kameras ins nun modernere Cockpit ein Bild einspielen, das zeigt, wie die Welt unter dem Auto, rund um die Vorderräder aussieht. Und die ganze Armee an Assistenzsystemen macht es auch dem größtem Potscherl möglich, im Gelände sicher unterwegs zu sein.
Dass der Dreizylinder, der über eine neue Achtgang-Automatik an der Vorderachse hängt, dann nicht rappelt und zappelt, sondern dezent im Hintergrund schnurrlt, dass man sich eher an einen Sechszylinder erinnert fühlt, macht die Theatralik zu Beginn noch unnötiger. Disco Sport und Evoque sind richtig agile Autos, beschleunigen in 6,6 (Discovery Sport) oder 6,4 (Evoque) Sekunden von 0 auf 100 km/h und damit besser als die konventionell angetriebenen Geschwister. Ja, auch weil die Plug-in-Hybride die stärkste Motorisierung sind.
Stark ist auch, dass Land Rover die Einstiegspreise für beide SUVs unter 60.000 Euro hält – damit fallen sie noch in die aktuelle E-Mobilitäts-Förderung. Die Ab-Preise lauten 53.700 Euro für den Range Rover Evoque P300e PHEV, 53.372 Euro für den Land Rover Discovery Sport P300e PHEV – da sind die Förderungen noch nicht abgezogen. Da sind aber natürlich auch nicht die neuen Sonderausstattungen eingerechnet, die nun verfügbar sind. Ich sag nur: "Textil ist das neue Leder." Da gibt es Stoffsitze im Evoque und Disco Sport, dass die Kühe Freudentänze machen.
Leicht lachen hat auch Land Rover. Während der Automarkt 2020 um fast ein Viertel zurückgegangen ist, legte Land Rover gar um ein Prozent zu und verkaufte mit 1621 Fahrzeugen um 14 Stück mehr als 2019. Entscheidend dafür ist bestimmt der neue Defender. Die neuen Plug-in-Hybride sind nun weitere Hoffnungsträger der Marke, machen Disco Sport und Evoque doch schon jetzt 44 Prozent aller Land Rover aus. Sie sind also schon mit Abstand die erfolgreichsten Autos der Marke – und den könnten sie nun auch noch ausbauen. Wir wissen ja, wie wichtig Abstand dieser Tage ist. (Guido Gluschitsch, 5.2.2021)