Der Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) präsentierte am Donnerstag den neuen Wiener Impfplan. Im März sollen die Alten- und Pflegeheime zweimal durchgeimpft sein.

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Die EU-Marktzulassung des Impfstoffs von Astra Zeneca vergangene Woche sorgt nun auch für Änderungen in den Impfplänen der Regierung sowie der Bundesländer. Die erste Lieferung mit 36.000 Dosen des britisch-schwedischen Pharmakonzerns soll am Freitagabend in Österreich eintreffen, wie Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) in einer Aussendung informierte. Im Februar sollen dann insgesamt noch rund 300.000 weitere Dosen von Astra Zeneca geliefert werden – wegen der mauen Datenlage bei Älteren empfiehlt Österreich diesen Impfstoff derzeit nur für Erwachsene unter 65.

Daher sei für die weiteren Impfpläne die Zuordnung des jeweiligen Impfstoffs an die verschiedenen Zielgruppen besonders herausfordernd, teilte Anschober mit. Kommende Woche sollen exponiertes Gesundheitspersonal, mobile Pflegekräfte und Menschen mit Behinderung sowie deren Assistenten bereits einen ersten Stich mit Astra Zeneca erhalten. Insgesamt – alle Impfstoffe zusammengenommen – rechnet Anschober damit, dass zu Ostern bereits eine Million Menschen in Österreich den vollen Impfschutz durch zwei Stiche erlangt haben werden.

Impfung der Generation Ü80 bis April

In Wien präsentierte Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) am Mittwoch bereits konkrete Anpassungen im Impfplan der Bundeshauptstadt. Hacker merkte allerdings an, dass das Projekt durch volatile Liefermengen quasi stetig überarbeitet werden muss. Bis Ende Februar seien die Zahlen aber schon weitgehend fix. Demnach werden im Februar alle willigen Bewohner beziehungsweise Mitarbeiter von Alten- und Pflegeheimen in Wien ihre erste Dosis bekommen haben. Da bei den mRNA-Impfstoffen von Pfizer/Biontech und Moderna der zweite Stich etwa drei Wochen nach dem ersten kommt, werde diese Gruppe im März voll immunisiert sein, kündigte Hacker an. Das gelte auch für das Spitalspersonal.

Neu ist durch die Verfügbarkeit von Astra Zeneca, dass Mitarbeiter von Ambulatorien, Reha-Kliniken und Corona-Laboren bereits in Phase eins – konkret in der zweiten Februarhälfte – aufgenommen werden, um deren Ausfall in der Pandemiebekämpfung möglichst zu verhindern. Die Impfung der zu Hause lebenden über 80-Jährigen Wiener mit Biontech/Pfizer oder Moderna dürfte sich hingegen noch bis in den April hinein ziehen.

Ab Anfang März Bildungspersonal und Polizisten

Anfang März soll dann die zweite Phase des Wiener Impfplans starten. Beginnen soll diese zunächst mit fünf Untergruppen: Mitarbeiter von Sozial- und Obdachlosenheimen, Lehrer und Kindergartenpädagogen, körpernahe Gesundheitsdienstleister, Mitarbeiter von Apotheken sowie Polizisten. Gesundheitsstadtrat Hacker erklärte zudem, er könne sich auch die Vorziehung weiterer Berufsgruppen in die Phase zwei vorstellen, die besonders viele Kontakte haben – etwa Schaffner, Journalisten oder Personen, die beruflich zwingend viel im Ausland unterwegs sind.

Ab April soll jedenfalls mit der großflächigen Impfung in Betrieben begonnen werden; ab Mai oder Juni wird es laut Hacker in Wien die ersten großen Impfstraßen für die Gesamtbevölkerung geben. Bis zum Ende des dritten Quartals sollen dann alle, die das wünschen, geimpft sein. Einen Wettbewerb der Bundesländer anhand ihrer Impfquoten bezeichnete Hacker als "unsinnig", zumal sich die Impfungen oftmals nicht nach dem Hauptwohnsitz, sondern dem Arbeitsort richten. In der Hauptstadt seien beispielsweise 19 Prozent der verimpften Dosen in Oberarme aus anderen Bundesländern geflossen, wohingegen nur acht Prozent der Wiener andernorts immunisiert wurden.

Kein Anlass für Abschottung Tirols

Recht skeptisch zeigte sich der rote Gesundheitsstadtrat angesichts von Überlegungen, das Bundesland Tirol abzuschotten. Durch die Inzidenz könne eine solch drastische Maßnahme derzeit nicht gerechtfertigt werden, meinte Hacker. Er nehme überdies an, dass die Tiroler Behörden die ansteckendere Südafrika-Mutation durch Isolation der Infizierten eingrenzen konnten. (ta, APA, 4.2.2020)