Frauen, die die Pille nehmen, haben ein reduziertes Risiko, an Gebärmutter- und Eierstockkrebs zu erkranken.

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Etwa vier von fünf Frauen in Westeuropa nehmen die Pille, um nicht ungewollt schwanger zu werden. Zwar birgt hormonelle Verhütung ein erhöhtes Risiko für Thrombosen und Lungenembolien, dennoch bieten orale Kontrazeptiva auch gewisse Schutzeffekte, wie eine Studie der schwedischen Uppsala University erneut belegt.

Demnach verringert die Einnahme der Antibabypille das Risiko einer Krebserkrankung der Gebärmutterschleimhaut, des sogenannten Endometriumkarzinoms, und das Risiko des Eierstockkrebses, des Ovarialkarzinoms, so stark und anhaltend, dass es 15 Jahre nach Ende der Pilleneinnahme noch immer um etwa 50 Prozent reduziert ist. Und sogar 30 bis 35 Jahre nach Absetzen der Pille ist das Risiko noch vermindert im Vergleich zu Frauen, die niemals die Pille eingenommen haben. Die Studienergebnisse wurden im Fachjournal "Cancer Research" veröffentlicht.

In die Beobachtungsstudie wurden mehr als 256.000 Teilnehmerinnen, geboren zwischen 1939 und 1970, eingeschlossen. "Dass ist eine ziemlich große Kohortenstudie, und sie hat eine beachtliche Nachbeobachtungszeit. Viele dieser Frauen sind nun in einem Alter, in dem ein etwaiger Gebärmutterschleimhaut- oder Eierstockkrebs auftreten könnte", so Alexander Reinthaller von der Wiener Universitätsklinik für Frauenheilkunde. Dadurch bekommen die Beobachtungsergebnisse erhöhte Relevanz.

Immer in Kombination

Doch wie entstehen diese Effekte? Die Pille kam in den 1960er-Jahren auf den Markt. Sie besteht aus synthetischen Formen weiblicher Sexualhormone. Sowohl ihr Risiko- als auch ihr Schutzpotenzial hängt von der Zusammensetzung der zwei Komponenten ab – Östrogen und dem synthetischen Gelbkörperhormon Gestagen. "Östrogen fördert die Entstehung von Gebärmutterkörperkrebs. Deshalb ist stets die Kombination mit einem Gelbkörperhormon nötig, um dem entgegenzuwirken", sagt Reinthaller. Nach der Regelblutung regt Östrogen die Gebärmutterschleimhaut zum Wachsen an. Nach dem Eisprung geht der Östrogenwert runter, und das Gelbkörperhormon wird produziert, das das Wachstum der Gebärmutterschleimhaut wieder abbremst und die Schleimhaut für die Einnistung des befruchteten Eis vorbereitet.

Diesen bremsenden Effekt macht sich die Pille zunutze. Sind Östrogen und Gestagen in Kombination enthalten, wird die Gebärmutterschleimhaut erst gar nicht aufgebaut und der das Zellwachstum antreibende Effekt des Östrogens blockiert. "Das ist der Effekt, der das Risiko für ein Endometriumkarzinom verringert", so Reinthaller.

Auswirkung von Übergewicht

Allerdings bestimmt auch der Lebensstil einer Frau ihr Risiko für ein Endometriumkarzinom mit. Insbesondere Übergewicht erhöht das Risiko, weil Androgene durch das Enzym Aromatase im Fettgewebe zu Östrogen umgewandelt werden. Je größer das Übergewicht, desto höher ist das Risiko. Dabei geht es nicht allein um das Bauchfett, das viszerale Fett, sondern um Fettgewebe am ganzen Körper. Je mehr Fettgewebe vorhanden ist, desto eher wird ein "hyperöstrogener Zustand" hergestellt – und damit ein erhöhtes Risiko für ein Endometriumkarzinom, so Reinthaller.

Auch beim Eierstockkrebs hat das Gestagen der Antibabypille eine Schutzwirkung. Wie genau diese funktioniert, ist noch nicht restlos geklärt – dass die Pille den Eisprung hemmt, scheint aber der wesentliche Faktor zu sein.

Risiko für Brustkrebs

Weiters fand die schwedische Studie bei vergleichbaren Probandinnen ein vorübergehend geringfügig erhöhtes Risiko für Brustkrebs. Es war nur dann feststellbar, wenn die Pille maximal zwei Jahre vor Ende der Nachbeobachtungszeit abgesetzt wurde. "Ein paar Jahre nach Absetzen der Pille verschwand diese Risikoerhöhung ganz", so Asa Johansson von der Uppsala University.

Während frühere Studien noch ein längerfristig erhöhtes Brustkrebsrisiko zeigten, dürfte es diesen Effekt bei modernen Antibabypillen nicht mehr in dieser Art geben. Das liege vor allem daran, dass sich die Art und Dosierung der Gestagene, die die Brustkrebsentstehung triggern können, im Lauf der Jahre verändert hat, so Reinthaller: "Frühere Studien hatten nicht diese lange Nachbeobachtungszeit." (Gerlinde Felix, 7.2.2021)