Die ÖVP bleibt also "hart" in Sachen Kinderabschiebung. Ob sich das auf Dauer auszahlt, kann ausführlich diskutiert werden. Wahlen werden in der Mitte gewonnen, und wenn man als bürgerliche Partei ewig nur darauf setzt, den rechten Rand in Gestalt von FPÖ-Wählern abzuziehen, gerät das liberalere Bürgertum vielleicht etwas zu sehr aus den Augen.

Aber man könnte es ja statt des ewigen Mauerns mit einem konstruktiven Ansatz versuchen. Die Grünen wollen die Koalition jetzt nicht platzen lassen, weil wir vor einer neuen Zuspitzung der verdammten Pandemie stehen. Da brauchen wir eine Regierung und keinen Wahlkampf – außer der Bundespräsident setzt eine Corona-Experten-Regierung ein.

Die Türkisen haben den Machtkampf jetzt einmal gewonnen. Aber böses Blut bleibt. Daher könnte Kanzler Kurz sich eine Geste leisten: nämlich das Kindeswohl in den Vordergrund stellen. Vizekanzler Kogler, amtierender Justizminister, hat eine Kommission unter der ehemaligen Neos-Abgeordneten und Höchstrichterin Irmgard Griss eingesetzt, um Wege zu finden, im Asylverfahren das Kindeswohl besser zu berücksichtigen. Die Neos wollen, dass Minderjährige, die mindestens sechs Jahre hier leben, nicht abgeschoben werden dürfen.

Will die türkise ÖVP da weiter "hart" bleiben und damit weiter die Regierung gefährden, während ein neues Virus an die Tür klopft? (Hans Rauscher, 4.2.2021)