Zehn Euro pro Person, die getestet wurde, sollen Betriebe künftig erhalten.

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Die Betriebe sollen eine größere Rolle in der österreichweiten Teststrategie des Bundes spielen. Das gaben Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) und Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) am Freitag bekannt. "Testen ist eine Brücke bis zu den Impfungen", betonte Schramböck. So wolle sie auch Arbeitsplätze absichern.

Im Zuge einer Umfrage habe die Wirtschaftskammer herausgefunden, dass sich drei Viertel der Mitarbeiter der Unternehmen am liebsten an ihrem Arbeitsplatz testen lassen wollen, erklärte Schramböck bei einer Pressekonferenz. Aus diesem Grund sollen Betriebe mit weniger als 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Kooperation mit einer Apotheke oder einem Arzt ihre Mitarbeiter testen können. In größeren Betrieben sollen die Testungen vom eigenen Betriebsarzt durchgeführt werden.

Zehn Euro pro Person

Damit möglichst viele Unternehmen selbstständig ihre Mitarbeiter auf das Coronavirus überprüfen können, soll es ab kommender Woche Anreize für die Unternehmen geben – in Form eines Kostenersatzes. "Für jeden durchgeführten Test erhalten die Unternehmen zehn Euro", kündigte Schramböck an. An Bord sollen auch die Interessenvertretungen geholt werden, die Gewerkschaft und die Industriellenvereinigung.

Getestet werden sollen aber nicht nur die Mitarbeiter eines Unternehmens, auch ihre Angehörigen können über die Betriebe einen Antigenschnelltest absolvieren. Gerade im ländlichen Raum kann sich Schramböck zudem vorstellen, dass ein Betrieb Testungen auch für weitere Mitglieder der Gemeinde anbietet. Auch für sie erhält das Unternehmen den Kostenersatz des Bundes. Der von der Betriebsärztin oder einer Apotheke durchgeführte Test gilt als Eintrittsticket, das ab Montag etwa beim Frisör und anderen körpernahen Dienstleistern herzuzeigen ist.

Abrechnung pro Quartal

Ab 15. Februar soll der Kostenersatz für die Unternehmen kommen. Der Zuschuss kann bei dem AWS, dem Austria Wirtschaftsservice, beantragt werden. Die Abrechnung erfolgt pro Quartal. Es müssen zugelassene Antigentests sein, stellte Schramböck klar. "Jedes Unternehmen braucht als Nachweis die Bestätigung des Betriebsarztes oder der Apotheke", erklärte die Wirtschaftsministerin. Während die Testungen für kleine Unternehmen mit weniger als 50 Mitarbeitern möglichst unbürokratisch ablaufen werden, sollen die größeren Betriebe die Ergebnisse in die Datenbank der Ages eintragen.

"Die Betriebe werden jetzt zu Testzentren", sagte Anschober dazu. Dadurch, dass die Ergebnisse auch an die Ages gemeldet würden, hätte man einen guten Überblick über das Infektionsgeschehen. Am Freitag habe man die Schwelle von zehn Millionen Testungen überschritten.

Gratistests in Pilotapotheken

Zusätzlich soll das Testangebot in Apotheken ausgeweitet werden. Dort solle es für die Bevölkerung ein "Gratistestangebot" geben. "Ich gehe davon aus, dass wir unsere wöchentlichen Testungen verdoppeln können", sagte der Gesundheitsminister.

In einem ersten Schritt soll in ausgewählten Apotheken ein Pilotprojekt starten: An Standorten in Gebieten mit "weißen Flecken" soll es künftig Gratistests geben, sagte die Präsidentin der Apothekerkammer, Ulrike Mursch-Edlmayr. Diese Pilotapotheken werden ab Montag auf der Homepage der Apothekerkammer zu finden sein. Die Anmeldung erfolgt telefonisch, Gesundheitspersonal wird die Antigenschnelltests vornehmen, mitzubringen ist eine E-Card. Insgesamt führen derzeit rund 20 Prozent der Apotheken Testungen mit Antigenschnelltests durch.

Anschober geht davon aus, dass das Testsystem ab Montag funktionieren werde. "Die größte Schwierigkeit ist aktuell, Friseurtermin und Testtermin zu koordinieren", sagte der Gesundheitsminister. Weshalb er darum bat, sich mit dem Friseurtermin auch Zeit zu lassen und diesen nicht gleich am ersten Tag anzusetzen. Die Teststrategie könne zudem eine Möglichkeit für die Gastronomie sein, bald wieder zu öffnen. "Dieses System wird sich rasch einspielen."

Problem mit Grenzpendlern

Im Burgenland wird die Lage durch die vielen ungarischen Grenzpendler verschärft, die ab Mittwoch zu wöchentlichen Tests bei der Einreise verpflichtet sind. Viele Pendler nehmen das Gratisangebot der sieben landeseigenen Teststraßen in Anspruch, was sie ja zweifellos dürften, sagte Harald Schermann von der Wirtschaftskammer Burgenland. "Sie sind hier sozialversichert und haben auch eine E-Card." In einigen Bezirken, kritisiert VP-Klubchef Markus Ulram, "ist es nicht möglich, sich noch vor dem 10. Februar für einen Test anzumelden".

Das Land hat zwar die Kapazitäten dort erhöht, aber, sagte Nicole Bartl vom Koordinationsstab Coronavirus, "durch die neue Einreiseverordnung ist ordentlich viel an Aufwand dazu gekommen, was so nicht erwartbar war". Peter Nemeth, Präsident der burgenländischen Wirtschaftskammer sprach vom "Test-Super-Gau". Das erbost die alleinregierende SPÖ. Klubchef Robert Hergovich: "Noch vor wenigen Tagen trommelte Nemeth, dass man den Betrieben Testungen ermögliche. Doch das war offenbar nur ein reiner PR-Gag."

Niederösterreich stockt auf

In Niederösterreich reagieren viele Gemeinden auf die neuen Test-Vorschriften für einen Besuch von Dienstleistern wie Frisören mit dem Ausbau von Testmöglichkeiten. Im Bezirk Melk in Niederösterreich sind ab Montag kostenlose Tests über die ganze Woche nach Gemeinden gestaffelt. In der kleinen Stadtgemeinde Mank zum Beispiel wird die Teststraße nun jeden Montag und Donnerstag von 7.30 Uhr bis 10 Uhr aufgebaut. Bürgermeister Martin Leoonhardsberger (ÖVP) hat persönlich die Testmaterialien aus dem Zentrallager in Tulln abgeholt, damit es schon kommenden Montag losgehen kann.

Wie schon bisher, ist eine Registrierung via testung.at möglich, aber auch ohne Registrierung sollen Testungen möglich sein. Rund 45 Minuten nach dem Test kommt das Ergebnis per SMS, wenn es negativ ist, ist das die Eintrittskarte zum Friseur, zur Fußpflege usw. Aktuell ist in der Kleinstadt mit 3.300 Einwohnern, in der es auch ein Pflege- und Betreuungszentrum des Landes mit 115 Heimbewohnern gibt, eine aktive Corona-Infektion gemeldet. (Oona Kroisleitner, Michael Simoner, Wolfgang Weisgram, 5.2.2021)