Ariel im roten Blumenkleid ist ein Serviceroboter in einem südafrikanischen Hotel.
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Die Arbeitsplätze der Zukunft werden von Technologie und Innovation bestimmt sein. Werden die Geschlechterunterschiede im Bereich der sogenannten Mint-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) nicht bald drastisch minimiert, so droht der weltweite Gender-Gap sich noch zu vergrößern." Das schreibt die Unesco-Kommission und hat den 11. Februar zum internationalen Tag der Frauen und Mädchen in der Wissenschaft erklärt.

Sabine Köszegi ist unter anderem Vorsitzende des österreichischen Robotikrats.
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Es sei dringend notwendig, dass Mädchen und Frauen einen gleichberechtigten Platz in Wissenschaft, Forschung und Innovation haben und so an der aktiven Gestaltung unserer Zukunft teilhaben. Aktuell ist ein Frauenanteil von einem Drittel in entsprechenden Aus- und Weiterbildungen schon ein herausragender Wert.

"Ich weiß, dass Frauen da draußen sind, die wir unterstützen können", sagt Sabine Köszegi, Lehrgangsleiterin des MBA Innovation, Digitalization und Entrepreneurship an der TU Wien. Sie hat für ihre interdisziplinären Gender-Forschungen an den Schnittstellen von Menschen, Technik und Organisationen kürzlich den Käthe-Leichter-Preis erhalten und verwirklicht ihr professionelles Anliegen, die Chancengleichheit, zudem in Funktionen wie dem Vorsitz des österreichischen Robotikrats und in der Artificial Intelligence High Level Expert Group auf europäischer Ebene. Es gehe, so Köszegi, sowohl um das Mitgestalten der Technik als auch um Rolemodels.

Eigentlich gehe es jetzt darum mehr denn je, denn durch den auch pandemiebedingten Digitalisierungsschub sei die Gefahr gewachsen, dass Frauen noch mehr ins Hintertreffen geraten. Durch eine Remote-Verbindung zum Arbeitgeber mit Homeschooling im Homeoffice zu arbeiten ist dabei vermutlich nicht als Fortschritt und vermehrte Teilhabe an der Digitalisierung gemeint.

Siris Unterwürfigkeit und Roboter mit Frauengesichtern

Das alte Klischee, dass Technik – auf der Produktebene – männlich ist, trifft offensichtlich auch zu und verstärkt Rollenklischees. Das reicht von Assistenzsystemen mit beruhigender weiblicher Stimme über Siris Unterwürfigkeit bis zu Robotern mit Frauengesichtern. Ihr Lieblingsbeispiel ist Siris Antwort auf "Du bist eine Schlampe", nämlich "Ich würde erröten, wenn ich könnte". Das konnte, ist Köszegi überzeugt, nicht von diversen Programmiergruppen entworfen worden sein.

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Das Gesicht der Roboterfrau des russischen Herstellers Promobot basiert auf wissenschaftlichen Untersuchungen von russischen Frauengesichtern.
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Was technisch kommt, sei, so Köszegi, von einer recht homogenen Gruppe junger, karriereorientierter Männer gemacht, was die Diversität der Nutzergruppen gar nicht abbilde. Da gehe es beispielsweise auch um sprachgesteuerte Systeme, die Menschen mit Sprachfehlern weitgehend verschlossen blieben. Köszegi: "Die Benachteiligung ist manifest." Jetzt gehe es auch dringend um die sogenannte Digital Literacy, also die Kompetenz, digitale Medien auch abseits eines Tablets handhaben zu können, so die Professorin. Daran entscheide sich der Zugang zur Arbeitswelt, zur politisch-gesellschaftlichen Teilhabe, und das sei auch eines der wirkungsstärksten Mittel gegen Hass im Netz.

"Die inklusive Perspektive fehlt eigentlich durchgängig", sagt Köszegi. Dass Vereinbarkeit nach wie vor Thema vor allem für Frauen sei, nennt sie als altbekannte Hürde. Allerdings hat sie in ihren Arbeiten auch eine Reihe struktureller Hürden nachgewiesen, wie etwa dass Gründerinnen im technischen Bereich weit weniger Risikokapital erhalten, weil ihnen weniger zugetraut wird. (Karin Bauer, 9.2.2021)