Karin Gorniak (Karin Hanczewski, li.) und Leo Winkler (Cornelia Gröschel) mit gezogener Waffe im "Tatort" am Sonntag.

Foto: ORF/ARD/Daniela Incoronato

Jetzt ist es so weit. Jetzt nähert sich der Tatort endlich gewissen, auch in der Fernsehwelt nicht mehr zu verschweigenden Realitäten an.

Dieser Eindruck drängt sich am Sonntag bei der Dresdner Folge Rettung so nah bald auf. Die Ermittlerinnen Karin Gorniak (Karin Hanczewski) und Leonie Winkler (Cornelia Gröschel) schnupfen und husten. Kommissariatsleiter Peter Michael Schnabel (Martin Brambach) nutzt demonstrativ Desinfektionsgel.

Doch falsch gedacht. Corona ist erneut kein Thema, die normale Grippe grassiert. Und manchen ergeht es gesundheitlich noch sehr viel schlechter: Sanitätern, die bei Noteinsätzen um das Leben der anderen kämpfen und dann ermordet werden. Einer stirbt unter einem Plastiksackerl, ein andermal fährt der Tod gleich im Rettungswagen mit in den Abgrund.

Fährten wie im Lehrbuch

Tja, wer kann dahinterstecken? Ein traumatisierter Ex-Soldat, dem die Krankenkasse Leistungen kürzte? Ein Vater, dessen Kind bei einem Rettungseinsatz ums Leben kam und der jetzt voller Verzweiflung auf Rache sinnt?

Wie im Lehrbuch werden die Fährten gelegt und abgearbeitet, hier und da auch ein paar Haken geschlagen. Aber auch das läuft sehr konventionell und wenig spannend ab.

Oft schon war der Pflegenotstand im Tatort ein Thema, häufig aufwühlend und realistisch-schrecklich. Auch der Stress, dem viele Sanitäter immer stärker ausgesetzt sind, wäre eine nähere Betrachtung wert. Diesem Tatort aber reichen leider ein paar Anspielungen und eine ebenso erwartbare wie althergebrachte Auflösung, die man am Montag vermutlich schon wieder vergessen haben wird. (Birgit Baumann, 5.2.2021)