International renommierte Forscherin, Firmengründerin und Besitzerin eines Kunstreitzentrums: Dorothee von Laer.

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Es war eine drastische Aufforderung, mit der Dorothee von Laer am Mittwoch zuerst im STANDARD aufhorchen ließ: Angesichts der ungewöhnlichen Häufung von Fällen der südafrikanischen Variante B.1.351 in Tirol sprach sich die renommierte Virologin dafür aus, die Grenzen um das Bundesland möglichst dichtzumachen.

Dieser radikale Vorschlag fand schnell große mediale Resonanz – und stieß bei Experten sowohl auf Zustimmung wie auch auf Ablehnung: Skeptiker kritisierten, dass von Laer ihre Warnung auf zu geringer Datengrundlage aussprach; ihre Unterstützer begrüßten, dass endlich jemand in Tirol auf die Gefährlichkeit der südafrikanischen Mutante hinwies.

In der Tiroler Politik reagierte man einmal mehr abwiegelnd, doch es wurden nach diesem Warnruf immerhin konkrete Maßnahmen getroffen: Im besonders stark betroffenen Bezirk Schwaz sind für das Wochenende Massentests anberaumt, und am Sonntag will der Gesundheitsminister nach dem Vorliegen neuer Daten entschieden, wie man weiter vorgehen will.

Ischgl und ein mögliches Déjà-vu

Die Wissenschafterin, die seit 2010 an der Med-Uni Innsbruck eine Professur innehat und dort seitdem auch das Institut für Virologie leitet, ist in der Pandemie bisher nicht als Alarmistin aufgefallen, sondern vertrat als Expertin durchaus gängige und moderate Positionen. Im Covid-19-Kontext wurde die Forscherin, die auch dem Corona-Fachrat des STANDARD angehört, vor allem durch ihre große Seroprävalenz-Studie über Ischgl bekannt. Dabei kam heraus, dass bereits Ende April über 40 Prozent der Einwohner des frühen europäischen Corona-Hotspots infiziert gewesen waren.

Dass es von Laer war, die jetzt Alarm schlug, hat wohl auch damit zu tun, dass sie angesichts der wenig transparenten Auskunftspolitik der Tiroler Behörden im Umgang mit den Virusvarianten quasi ein mutiertes Ischgl-Déjà-vu fürchtete. Und als angesehene und politisch unabhängige Forscherin und als Deutsche muss sie auf lokale Befindlichkeiten wenig Rücksicht nehmen.

Firmengründerin und Kunstreiterin

Zudem verfügt die Mutter dreier erwachsener Töchter auch über ökonomische Unabhängigkeit: Die Spezialistin für Viren, die Krebs bekämpfen, war 2013 Mitgründerin des Start-ups Viratherapeutics der Med-Uni Innsbruck, das auf ihren Forschungen beruhte. 2018 wurde es für über 200 Millionen Euro an Boehringer Ingelheim verkauft.

Einen Teil ihres Geldes hat von Laer, die von Freunde und Kollegen kurz "Doro" genannt wird, in ihre zweite Passion neben der Forschung gesteckt: 2019 erwarb sie das Equiliber-Reitkunstzentrum in Wulkaprodersdorf, wo traditionelle Reitkunst kultiviert wird. Im Nordburgenland hat von Laer auch ihren Nebenwohnsitz, zu dem sie regelmäßig von Innsbruck aus pendelt – solange Tirols Grenzen noch offen sind. (Klaus Taschwer, 5.2.2021)