Hexenwald mit Stil: das Künstlerinnenduo Jakob Lena Knebl und Ashley Hans Scheirl im Kunsthaus Bregenz.

APA / Dietmar Stiplovsek

WILDE WELTEN

Das Künstlerinnenduo Jakob Lena Knebl und Ashley Hans Scheirl hat mit seiner grandiosen Schau Seasonal Greetings das gesamte Kunsthaus Bregenz (ab 9. 2.) in einen Märchenschlaf versetzt: Hexen fliegen durch die Luft, surreale Wesen tanzen durch Tannenwälder, und samtige Sofas treiben auf graublauen Eisschollen. Dabei vermengen die zwei Künstlerinnen, die für Österreich zur Biennale 2022 nach Venedig fahren werden, ikonische Bilder der Kunstgeschichte mit Designelementen und Popkultur – stets schrill, humorvoll und ein bisschen sexy.

Ähnlich traumhaft, aber viel strenger sind die filmischen und fotografischen Welten, in die die in Amsterdam lebende Künstlerin Fiona Tan lockt. Utopische und dystopische Orte, fiktive Städte und reale Schicksale, Identität und kulturelle Prägung stehen einander gegenüber. Die Mid-Career-Retrospektive ist an zwei Standorten und mit jeweils etwa acht Videoinstallationen zu sehen: einmal in der Kunsthalle Krems (ab 9. 2.) und einmal im Museum der Moderne Salzburg (ab 9. 2.).


GIRLS MIT GARN

Es sind herbstfarbige Wollgirlanden und -pölster, die Sheila Hicks im Wiener Mak (ab 9. 2.) drapiert hat. Mit ihren Textilskulpturen feiert die US-amerikanische Künstlerin ihre erste Personale in Österreich.

Auf eine ganz andere Weise prägen Stoffarbeiten das Werk von Lieselott Beschorner: Schon früh begann die Wiener Künstlerin, Puppen aus gesammelten Materialien und Stoffresten zu nähen. Ihre Puppas trifft man neben älteren Werkgruppen in einer liebevoll kuratierten Retrospektive in der Landesgalerie Niederösterreich (ab 9. 2.) an.

Außergewöhnliche Materialien verwendet auch Maja Vukoje: Auf herkömmlichen Jutesäcken erschafft die in Düsseldorf geborene Künstlerin Kompositionen aus Handelswaren mit kolonialen Spuren wie Zucker, Kakao oder Kaffee. Das Belvedere 21 (ab 9. 2.) zeigt ihre bisher umfassendste Ausstellung.


KUNST-KALIBER

Ein schönes After-Lockdown-Geschenk: Gerhard Richters Landschaften sind im Bank Austria Kunstforum Wien (ab 8. 2.) noch zu sehen. Die gelungene Retrospektive zeigt über 100 Arbeiten des Malerfürsten und bietet eine neue Perspektive auf dessen Œuvre.

Umfassend ist auch der Einblick, den man mit dem Ausstellungsschwerpunkt geboten bekommt, den das Wiener Mumok (ab 9. 2.) der Pop-Art-Ikone Andy Warhol ausgerichtet und bis Mai verlängert hat. Neben seinen Filmen, der Flower-Serie sowie den Silver Clouds beeindruckt vor allem das wenig bekannte Frühwerk des Künstlers.

Einstimmen kann man sich somit schon einmal auf den März, da feiern die nächsten Schwergewichte ihren Auftritt: Joseph Beuys, Albrecht Dürer, Heimo Zobernig, Daniel Spoerri und Yinka Shonibare. Der Frühling steht ganz im Zeichen der Kunst!


AUS DEM HAUSE

Wer sich ohne Aufwärmphase an die üppigen Kunstschauen herantraut, sollte sich in der Albertina Modern (ab 8. 2.) umsehen. Dort werden Werke aus der umfassenden Essl Collection gezeigt. Malerei, Skulptur, Installation, Fotografie finden sich zu einem Potpourri zusammen. Fotofans können sich auf Freitag, 12. 2., vorbereiten, da wird Faces. Die Macht des Gesichts im Albertina-Mutterhaus eröffnet (ab 8. 2.).

Ebenfalls aus der hauseigenen Kollektion hat das Obere Belvedere (ab 9. 2.) den böhmischen Landschaftsmaler Johann Jakob Hartmann hervorgeholt und widmet ihm sowie sechs seiner Gemälde die Im Blick-Serie.

Und ab Donnerstag, 11. 2., gibt das Museum Gugging (ab 8. 2.) Einblick in die Sammlung Infeld und deren umfassende Kollektion naiver Kunst.


MONUMENTALES

Steht man vor den hyperrealistischen Gemälden von Franz Gertsch, kann man nicht ganz glauben, dass der Schweizer Künstler diese mit Pinsel und Farbe geschaffen hat. Die meterhohen Leinwände zeigen Personen in erschreckend intimen Seventies-Porträts und sind aktuell im Obergeschoß des Lentos (ab 8. 2.) in Linz zu bestaunen.

In vergleichbaren Dimensionen messen sich die Farbexplosionen des Malers Herbert Brandl. In der Kuppel des Grazer Kunsthauses (ab 9. 2.) sind sie zu einer spektakulären und fast unwirklichen Landschaft komponiert.

Ähnlich einem Traum ist das Bildprogramm, das der Wiener Jugendstilmaler und Kollege von Gustav Klimt, Josef Maria Auchentaller, für das Musikzimmer der Villa seines Schwiegervaters um 1900 geschaffen hat. Zu dem aus fünf Gemälden bestehenden Ensemble wurde er durch Beethovens 6. Symphonie inspiriert – die Rekonstruktion ist jetzt im Leopold-Museum (ab 10. 2.) in Wien zu sehen. Die tolle Schau Beethoven bewegt im KHM musste während des Lockdowns leider abgebaut werden. (Katharina Rustler, 8.2.2021)