Auf Knopfdruck lassen sich Pharma-Fabriken nicht auf einen neuen Impfstoff umstellen, das dauert, je nach Vakzin, Wochen bis Monate.

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Wien – Mit Fortschreiten der Immunisierung könnte die Test- und Maskenproblematik entschärft werden. Doch wie kann die Verfügbarkeit von Impfstoffen erhöht werden? Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) ventilierte im Interview mit der "Welt am Sonntag" eine Idee: Man könnte russischen und chinesischen Corona-Impfstoff in Österreich produzieren lassen.

Nur: Funktioniert das so einfach? Eine Impfstofffabrik steht beispielsweise in Orth an der Donau. Sie gehört Pfizer, das mit dem Mainzer Unternehmen Biontech den ersten Corona-Impfstoff in Europa auf den Markt gebracht hat. An dem Standort werden zehn Millionen Dosen pro Jahr hergestellt, allerdings kein Corona-Vakzin, sondern die Zeckenschutzimpfung und Impfstoff gegen Meningitis.

Impfumrüstung dauert

Den Hebel umzulegen, um ein neues Vakzin zu erzeugen, geht nicht. Es würde Monate, wenn nicht Jahre dauern, das Werk in Orth für den Corona-Impfstoff umzurüsten, gibt man bei Pfizer zu bedenken. Bei dem von Pfizer gemeinsam mit Biontech hergestellten Anti-Corona-Mittel handelt es sich freilich um eine neue Technologie (mRNA), bei der Informationen über das Virus in die Zelle eingeschleust werden.

Sputnik V ist dagegen ein klassischer Vektorimpfstoff und somit eine altbewährte Technologie – wie das Vakzin von Astra Zeneca. Eine Umrüstung in einem bestehenden Impfstoffwerk ginge zwar auch nicht von einem Tag auf den anderen, aber doch in überschaubarer Zeit, sagen Experten.

Nur Abfüllung und Fertigstellung

Der Pharmakonzern Takeda Global hat einen Standort in Wien und arbeitet hinsichtlich Herstellung und Vertrieb von Covid-19-Impfstoffkandidaten mit Novavax in Japan zusammen. Es findet grundsätzlich keine komplette Produktionskette in Österreich statt, erklärt Astrid Kindler von Takeda, es wird nur abgefüllt und fertiggestellt.

Die Kapazitäten dafür habe man nach Anfrage der Regierung bereits zu Beginn der Pandemie im vergangenen Frühjahr gemeldet. "Die Implementierung eines solchen Prozesses ist wie bei jedem Technologietransfer mit strengen Qualitätsanspruchs- und Validierungsprozessen verbunden und nimmt mehrere Monate in Anspruch", meint Kindler. (kbau, moe, stro, 7.2.2021)