Mönche marschieren bei Demonstrationen mit.

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Tausende Menschen demonstrierten etwa in den Straßen von Rangun.

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Rangun/Naypyidaw – In Myanmar sind auch am Montag tausende Demonstranten gegen den Militärputsch und die Inhaftierung der De-facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi auf die Straße gegangen – schon den dritten Tag in Folge. Die Polizei in der Hauptstadt Naypyidaw warnte die Demonstranten über das staatliche Fernsehen, dass sie nach Hause gehen sollten, ansonsten würden sie die Proteste mit Gewalt auflösen. Zuvor hatten sie dort bereits Wasserwerfer eingesetzt, wie Videoaufnahmen zeigen. Auf den Bildern scheint es, als ob mehrere Demonstranten dabei verletzt wurden.

Die Machthaber verhängten Ausgangssperren. Seit Montagabend gelten in stark von Protesten betroffenen Gegenden von Rangun und Mandalay sowie weiteren Städten und Bezirken Ausgangssperren zwischen 20 und 4 Uhr. Außerdem sind Ansammlungen von mehr als fünf Personen, öffentliche Reden sowie Proteste verboten, wie die "Myanmar Times" berichtet.

In der größten Stadt Rangun marschierte eine Gruppe von Mönchen in safranfarbenen Gewändern an der Spitze der Bürgerbewegung. Sie schwenkten mehrfarbige buddhistische Fahnen neben den roten Fahnen, der Symbolfarbe der Nationalen Liga für Demokratie (NLD) von Suu Kyi, wie Augenzeugen berichteten.

"Lasst unsere Führer frei, respektiert unsere Stimmen, lehnt den Militärputsch ab", stand auf einem Schild. Auf anderen war zu lesen "Rettet die Demokratie" und "Sagt Nein zur Diktatur". Viele Demonstranten trugen Schwarz. In den vergangenen Tagen war Rot eine der dominierenden Farben. Schwarz wurde auch von vielen Protestierenden bei der Demokratiebewegung in Hongkong getragen.

Auch in der Küstenstadt Dawei im Südosten des Landes – dem Heimatort von General Min Aung Hlaing – und in der Hauptstadt des Kachin-Staats im Norden gingen Tausende auf die Straße.

Zwischenzeitliche Blockade

"Demonstranten aus allen Ecken Ranguns, bitte kommt friedlich und nehmt an dem Protest teil", hatte der Aktivist Ei Thinzar Maung zuvor auf Facebook aufgerufen. Die sozialen Netzwerke spielen eine wichtige Rolle bei der Formierung des Widerstands gegen die Militärmachthaber. Der Zugang zum Internet war zwischenzeitlich von der Armee blockiert, am Sonntag aber wieder freigeschaltet worden.

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Bisher sind die Versammlungen friedlich verlaufen, im Gegensatz zu der gewaltsamen Niederschlagung früherer Proteste in den Jahren 1988 und 2007. Ein Konvoi von Militärfahrzeugen wurde am Sonntagabend in Rangun gesehen, was Befürchtungen aufkommen ließ, dass sich dies ändern könnte. Am Montag fuhren außerdem hunderte angebliche Armee-Unterstützer auf den Straßen Ranguns auf, berichtet das News-Portal "Myanmar Now". In manchen Regionen des Landes wurde laut Journalisten zwischen 20 Uhr und 4 Uhr früh das Kriegsrecht verhängt. Das verbietet Versammlungen von mehr als fünf Personen.

Am Montagnachmittag strahlte der staatliche TV-Sender MRTV eine Nachricht aus, die viele als Warnung deuteten. Die Menschen des Landes würden keine "gesetzlosen Übeltäter" dulden, diese sollten "abgehalten und beseitigt" werden.

Militärchef hält erste Fernseh-Ansprache

In der ersten Reaktion der Militärjunta seit dem Putsch hielt General Hlaing am Montagabend (Ortszeit) eine TV-Ansprache. Darin äußerte er sich nicht zu den Protesten. Er sagte bloß, dass "die Menschen Fakten über Gefühlen stellen sollen". Er wiederholte außerdem die Vorwürfe der Wahlmanipulation bei den Parlamentswahlen im November 2020 – die im Übrigen bisher unbelegt sind. Hlaing betonte, dass die Junta der Verfassung des Landes folgen würde, niemand stünde über dem Gesetz. Er bekräftige auch, dass Wahlen durchgeführt werden und die "Macht dem Sieger übergeben" werde. Die Rückführung der Rohingya aus dem benachbarten Bangladesch solle wie geplant weitergehen.

An der Außenpolitik des Landes würde sich nichts ändern, sagte der General. Er warb außerdem für Investitionen aus dem Ausland, auf die das wirtschaftlich schwache Land stark angewiesen ist.

Putsch vergangene Woche

Die Proteste vom Wochenende waren bisher die größten seit der "Safran-Revolution", die 2007 von buddhistischen Mönchen angeführt wurde. Der Aufstand trug dazu bei, demokratische Reformen anzustoßen, die nun durch den Putsch vom 1. Februar wieder zunichtegemacht wurden.

Das Militär hatte vergangenen Montag geputscht – an dem Tag, an dem das neu gewählte Parlament zu seiner ersten Sitzung hätte zusammenkommen sollen. Im November hatte die NLD bei der Parlamentswah einen Erdrutschsieg erzielt. Nach seinem Putsch im Jahr 1962 hatte das Militär 49 Jahre lang in Myanmar geherrscht. Die Abstimmung im November war erst die zweite freie und faire Wahl seit dem Ende der direkten Militärherrschaft im Jahr 2011. (APA, saw, 8.2.2021)