Die Teststraßen Wiens sind am ersten Tag des Eintrittstestens gut besucht.

Foto: Regine Hendrich

Die Antwort ist fast einhellig, wenn man eine beliebige Person in der Testwarteschlange in Wien fragt, warum sie da ist. "Zum Friseur muss ich", sagen fast alle, die man anspricht, und fast alle haben dabei ein freudiges Leuchten in den Augen. Der Ansturm auf die verschiedenen Testmöglichkeiten der Hauptstadt ist enorm, wie ein Lokalauenschein zeigt.

Der erste Test überhaupt

Am Praterstadion gibt es davon gleich zwei. Die erste ist der städtische Gratis-Antigentest. Die Menschenschlange reicht weit über den überdachten Teil hinaus, geht ums Eck und wird von Minute zu Minute länger. Die meisten Wartenden tragen eine FFP2-Maske und eine Haube auf dem Kopf, die Hände stecken in den Manteltaschen. Alle halten Abstand, locker zwei Meter.

Zwei Damen sind zwar noch relativ weit hinten in der Schlange, dennoch schon etwas verstimmt. Seit 20 Minuten stehen sie da, obwohl sie einen Testtermin haben. Trotz vielfältigen Testangebots, trotz Massentests und wiederholter Aufrufe der Regierung ist es für beide Frauen der erste Corona-Test überhaupt. Aber der Friseur war nun einmal schon "sehr notwendig", wie eine von ihnen sagt.

Seit Montag gilt bekanntlich das Prinzip des Eintrittstestens: Wer eine bestimmte Dienstleistung in Anspruch nehmen will, muss dafür ein maximal 48 Stunden altes Corona-Test-Ergebnis dabei haben – ein negatives, versteht sich. Wer im letzten halben Jahr eine Corona-Infektion durchgemacht hat und das beweisen kann, ist davon ausgenommen.

Teststraßen zu 80 Prozent ausgelastet

Auch ein Herr, der wenigstens schon fast den überdachten Teil der Warteschlange erreicht hat, meint, er müsse dringend zu Friseur. Und hofft, dass er den Termin noch einhalten kann, der ist schon in einer Stunde. Aber dass er sich testen lassen muss, findet er "fair", sagt er, immerhin müsse man auch den Friseur schützen. Und auch wenn er noch ein, zwei Tage auf einen Haarschnitt hätte warten können, sagt der Mann, glaube er nicht, dass die Schlangen in den nächsten Tagen kürzer sein werden.

Zumindest derzeit sieht es aber so aus, als würde der Testboom schnell wieder abebben. Die Gesamtauslastung aller Wiener Teststationen beträgt laut Stadt am Montag 79,2 Prozent. Stadtweit wird aber schon für den Dienstag nur eine Auslastung knapp über 50 Prozent gemeldet. Auch für den Rest der Woche sind noch viele Slots frei.

Auch in Schönbrunn großer Andrang

Zumindest am Montag ist auch der Andrang in der Teststraße in der Orangerie in Schönbrunn groß. Obwohl über Nacht drei neue "Walk-ins" aufgebaut wurden, wie angekündigt worden war, mussten die Menschen am Montagvormittag weit auf die Straße hinaus Schlange stehen. Immerhin sind dort ab sofort 4.500 statt 2.250 Untersuchung pro Tag möglich. Die Menschen machten gegen 10 Uhr vormittags dennoch einen entspannten Eindruck. Schon vor Betreten des Gebäudes wurden FFP2-Masken getragen und Bedacht auf die Abstandsregeln genommen. Security-Kräfte sorgten für einen geordneten Ablauf.

Gegenüber, auf dem Schönbrunner Busparkplatz, den man über die Schönbrunner Schlossstraße erreicht, gibt es eine Drive-in-Station, die für Menschen mit leichten Symptomen gedacht und komplett ausgelastet ist. Im Minutentakt bogen am Montag Autos in die Teststraße ein, um sich vom Vehikel aus den Nasenabstrich nehmen zu lassen. Um sich hier testen lassen zu können, ist eine Terminanmeldung "unbedingt erforderlich", heißt es.

Laut Büro des Gesundheitsstadtrats Peter Hacker (SPÖ) sind nicht nur die Drive-ins in Schönbrunn, sondern auch jene im Austria Center voll. Auch die Walk-ins im Austria Center, in der Orangerie in Schönbrunn und in Alt Erlaa seien schon zu über 80 Prozent ausgelastet. Im Stadion und in der Stadthalle sei noch am wenigsten los, heißt es.

Menschenschlange vor einer Covid-Teststation in einer Apotheke in Wien. Seit Montag darf man sich zum Friseur "reintesten".
Foto: APA/ROLAND SCHLAGER

In den Apotheken geht es rund

Auch vor den Apotheken warteten und warten am Montag zahlreiche Testwillige. Seit Montag kann man sich bekanntlich in ausgewählten Apotheken gratis auf das Coronavirus testen lassen, 444 Apotheken im ganzen Land machen dabei mit. Der Ansturm war so groß, dass die Internetseite der Apothekerkammer, die alle Anbieter auflistet, am Vormittag zeitweise überlastet war, die Kammer spricht von einer "extremen Nachfrage".

Um die Ecke von der Teststraße am Stadion ist eine der teilnehmenden Apotheken. Die Schlange ist zwar nicht so lang wie vor dem städtischen Testangebot, aber doch vorhanden. Ganz hinten steht eine junge Frau. In der Hand trägt sie ein Sackerl von New Yorker, auch Kleidergeschäfte dürfen – so wie alle Länden – wieder aufsperren. "Friseur!", ruft auch sie auf die Frage, warum sie hier ansteht, und zupft an ihren langen schwarzen Haaren. "Geht's hier zum Test?", fragt eine Vorbeikommende und stellt sich gleich hinter ihr an. Eine telefonische Voranmeldung für die Testungen ist laut Apothekerkammer ebenfalls unbedingt notwendig.

Schnupfenbox nicht nur für jene mit Schnupfen

Mittlerweile wurde der leichte Schneefall zu Nieselregen, gemütlicher macht das das Warten auch nicht. Ein paar Busstationen südlich vom Stadion ist zwar keine Teststraße, aber eine sogenannte Schnupfenbox. Die sind eigentlich für Personen mit Symptomen gedacht, die sich dort auf das Coronavirus testen lassen können und – sollten sie negativ sein – eine ärztliche Abklärung haben wollen.

Eine Schlange gibt es hier nicht, nur vereinzelt marschieren Menschen vor dem Container auf und ab und warten auf ihr Ergebnis. Eine von ihnen ist eine Frau mit langen, blonden Haaren. Alle Apotheken im Bezirk habe sie schon durchtelefoniert, erzählt sie, nirgends habe jemand abgehoben. Nun ließ sie sich hier testen – nicht weil sie Symptome hat, und auch nicht, weil sie zum Friseur muss. Sondern weil sie in einer Stunde einen Termin im Nagelstudio hat. (Gabriele Scherndl, Rosa Winkler-Hermaden, 8.2.2021)