Fluide Genderformen: Rosemarie Castoros Arbeit "Land of Lads".

Foto: MAK / Georg Mayer

Das Museum für angewandte Kunst öffnet heute, Dienstag, nicht nur seine Tore, sondern startet damit auch zwei neue Ausstellungen. Zwar bespielt jede von ihnen nur einen Raum – das Gezeigte lebt aber von seinem Detailreichtum.

Zeichensprache widmet sich aus der Perspektive der bildenden Kunst den vielfältigen Mitteln der Sprache. Werke von fünf Künstlern und Künstlerinnen sind hier zusammengestellt, die von der Österreichischen Ludwig-Stiftung für Kunst und Wissenschaft angekauft und der Mak-Sammlung als Dauerleihgabe überlassen wurden.

Die formalen Verbindungen zwischen den einzelnen Arbeiten hat Kuratorin Bärbel Vischer herausdestilliert und einander quasi wortlos gegenübergestellt. Ihr geht es um die Sprache als Vermittlung sowie um Sprache als Interpretation, wobei sie sich auf Roland Barthes’ Essay Die Lust am Text bezieht, der neben anderen Schriften in einer Vitrine ausgestellt ist.

Filz und Wäschekluppen

Dabei sind die sprachlichen Prozesse und Modelle nicht unbedingt sofort und auch nicht ganz eindeutig ersichtlich, eher schweben sie omnipräsent über den gezeigten Werken: So ist es bei Walter Pichlers Bettmodell eine Skulpturensprache, die Körper, Skulptur und Architektur in ein Spannungsverhältnis setzt.

Die aus Filz und Wäschekluppen bestehende Installation der rumänischen Künstlerin Geta Brătescu schreibt sich als taktile Zeichnung wie ein Schriftzug über die Wand und stellt weiblich konnotierte Rituale und Materialien infrage. Ähnlich fragil gibt sich die Arbeit aus schiefen Leitern von Rosemarie Castoro. Während die New Yorker Künstlerin mit dem Titel Land of Lads auf patriarchale Symbolsprache verweist, spielt die Installation selbst mit der Fluidität von Gender.

Milchstraße durch Lochkamera

Gleich nebenan macht der Künstler Andreas Duscha in seiner Einzelausstellung Sky Glow auf die Folgen von Lichtverschmutzung sowie das Verschwinden des Wiener Nachthimmels aufmerksam. In seiner Beteiligung an der Serie Creative Climate Care Galerie werden Fotografien ausgestellt, die mittels Langzeitbelichtung, einer App sowie einer analogen Lochkamera entstanden sind.

Dabei macht er den dramatischen Unterschied zwischen hellen und dunklen Orten deutlich. So funkeln über einem Lichtschutzgebiet im steirischen Gesäuse unzählige Sterne sowie die Milchstraße. Am Wiener Nachthimmel hingegen lässt die nebelige Lichtglocke nur ein getrübtes Bild auf die Himmelskörper zu.

An der Stirnwand des Raums lässt dafür ein idealer Wiener Nachthimmel von einer finsteren Zukunft träumen. (Katharina Rustler, 9.2.2021)