Markus Pekoll (links) und sein neuer Chef, der steirische Sportlandesrat Christoph Drexler (ÖVP).

Foto: steiermark.at/Streibl

Graz/Schladming – Die Steiermark gilt in Sachen Mountainbiken als Entwicklungsland. Zwischen dem Bikepark in Schladming und den Trails am Grazer Hausberg Schöckl herrscht großteils gähnende Leere, was legale Mountainbike-Strecken angeht. In manchen Regionen, vor allem der Mur- und Mürztalfurche, drohen schon beim Befahren von Forststraßen empfindliche Strafen, wie an dieser Stelle bereits mehrfach berichtet wurde. Das soll sich nun mittel- bis langfristig ändern. Die "Grüne Mark" hat dazu erstmals einen eigenen Mountainbike-Koordinator bestellt. Ab 15. Februar wird Downhill-Legende Markus Pekoll als Stimme des Bergradsports die Politik beraten. Er ist in der Funktion direkt Sportlandesrat Christoph Drexler (ÖVP) unterstellt.

Der 33-jährige Schladminger war lange Jahre im Downhill-Weltcup unterwegs. Zuletzt feierte er als Teamfahrer beim österreichisch-spanischen MS-Mondraker-Rennstall Erfolge. Der Steirer war regelmäßig in den Top Ten zu finden, holte x-mal den österreichischen Staatsmeistertitel und war auch Downhill-Europameister. Nach dem Ende seiner Rennkarriere gründete der gelernte Land- und Forstwirt eine eigene Bike-Schule und war als Projektberater beim Ausbau des Bikeparks in Schladming involviert.

Zu wenig legales Streckenangebot

Für die neue Aufgabe als Mountainbike-Koordinator hat sich Pekoll drei vorrangige Ziele gesetzt, wie er sagt: "Zuerst gilt es, sich einen Überblick zu den bereits existierenden legalen Strecken zu verschaffen." Ihm sei bewusst, dass es "angesichts der verkauften Räder viel zu wenig legales Angebot" für Mountainbiker gebe. Es brauche daher eine Datenbasis, auf der man aufbauen könne. Ziel ist für Pekoll, aktiven Mountainbikern mehr Möglichkeiten zu verschaffen, ihren Sport wohnortnahe ausüben zu können. "Es macht keinen Sinn, wenn man ein oder zwei Stunden mit dem Auto fahren muss, um legal Rad fahren zu können", sagt Pekoll.

Um dieses Ziel zu erreichen, brauche es die Zusammenarbeit aller betroffenen Stakeholder, erklärt der Schladminger. Pekoll hat selbst Erfahrung in der Leitung eines land- und forstwirtschaftlichen Betriebes, er kennt somit beide Seiten. Lösungen werde es nur dann geben, wenn man einander zuhöre und auf die jeweiligen Argumente eingehe, ist er überzeugt. Daher verwehrt er sich auch gegen zu hoch gesteckte Wünsche, wie etwa die Öffnung aller Forststraßen für Mountainbiker: "Diese Thematik hat sich durch die E-Bikes verändert, nun kommen Radfahrer in immer entlegenere Gebiete. Das muss nicht sein, es gibt auch Grenzen, etwa wenn es um Ruhezonen für das Wild geht." Auch forstliche Sperrgebiete gelte es zu akzeptieren, sagt Pekoll.

Auch den Handel mit einbeziehen

Bei den Stakeholdern will der steirische Mountainbike-Koordinator künftig auch den Fahrradhandel mit einbinden: "Es werden sehr viele Räder verkauft, die Umsätze steigen enorm, aber es gibt kaum legales Möglichkeiten, diese Sportgeräte auch zu nutzen." Daher sei auch die Branche selbst gefragt, an Lösungen mitzuarbeiten, ist Pekoll überzeugt. Als bekannter Ex-Profi mit Weltcup-Erfahrung hat er beste Beziehungen zu großen Herstellern und Händlern, die er dafür nutzen kann.

Und schließlich habe er als offizieller Mountainbike-Koordinator nun auch einen "direkten Draht zur Politik", den er nutzen wolle, um den Anliegen des Sports mehr Gehör zu verschaffen. Das sei vor allem deshalb wichtig, sagt er, weil derzeit eine Masse an jungen und talentierten Bikern nachkomme, durch die der Druck, legale Lösungen zu finden, weiter wachsen werde. Dem will Pekoll vorgreifen und schon jetzt darauf reagieren, indem Angebote geschaffen werden.

Vorbehalte abbauen, Gesprächsbasis schaffen

Was ihn zu seiner dritten großen Aufgabe führt, die er sich vorgenommen hat: geeignete Rahmenbedingungen zu schaffen. "Damit ein Angebot auch genutzt wird, muss es bekannt sein und leicht zugänglich", erklärt Pekoll seine Absichten. Die breite Masse der Mountainbiker muss einfach und schnell in Erfahrung bringen können, wo es legale Strecken im Nahbereich gibt. Dazu will Pekoll sowohl digitale Möglichkeiten wie Apps und Websites nutzen, aber auch auf althergebrachte Methoden wie einheitliche und leicht verständliche Beschilderung setzen.

Dass die Aufgabe, die ihm als erster steirischer Mountainbike-Koordinator bevorsteht, keine leichte sein wird, ist Pekoll bewusst. Er will das Rad aber auch nicht gänzlich neu erfinden und Anleihen bei bereits existierenden Erfolgsmodellen wie etwa in Tirol machen. Seine Erfahrung als Land- und Forstwirt sowie seine guten Beziehungen zur Jägerschaft will der Biker nutzen, um Vorbehalte innerhalb der einzelnen Gruppen abzubauen.

Gegen 77 Mitbewerber durchgesetzt

Der steirische Mountainbike-Koordinator ist Bediensteter des Landes Steiermark mit einem Beschäftigungsausmaß von 100 Prozent. Er ist Mitarbeiter der Abteilung 9 im Referat Sport. Die Stelle wurde vom Land Steiermark öffentlich ausgeschrieben. Mit 78 Bewerberinnen und Bewerbern hat es so viele Interessenten wie für kaum eine andere vergleichbare Stellenausschreibung des Landes Steiermark gegeben.

Die acht bestgeeigneten Bewerberinnen und Bewerber wurden zu einem Hearing eingeladen. Markus Pekoll wurde von der Hearing-Kommission für die Stelle des Mountainbike-Koordinators vorgeschlagen. Ein Beschluss über die Bestellung Pekolls zum Mountainbike-Koordinator für die Steiermark wurde auf Antrag von Sportlandesrat Drexler einstimmig von der Landesregierung gefasst. (Steffen Arora, 10.2.2021)