90 Jahre nach seiner Entdeckung ist ein Relikt aus der Altsteinzeit neu bewertet worden: Ein Schneckenhaus, das 1931 in einer Höhle in den französischen Pyrenäen entdeckt und danach für lange Zeit vergessen worden war, dürfte nach Meinung von Archäologen als Blasinstrument verwendet worden sein. Sein Alter beträgt etwa 18.000 Jahre.

Das Gehäuse der Knotentragenden Tritonschnecke (Charonia lampas) misst etwa 31 mal 18 Zentimeter. Die Spitze des Gehäuses ist abgebrochen und bildet eine Öffnung von 3,5 Zentimetern Durchmesser. Da dies der härteste Teil der Schale ist, sei dieser Bruch "eindeutig nicht zufällig", berichtet ein multidisziplinäres Team um Carole Fritz vom Nationalen Zentrum für wissenschaftliche Forschung (CNRS) im Fachmagazin "Science Advances".

Außerdem zeige die Öffnung Spuren von Schnitten. Eine der ersten Windungen ist durchlöchert, und das Gehäuse wurde mit rotem Pigment verziert. Dieser sei für die Höhle von Marsoulas, die auch Höhlenmalereien enthält, charakteristisch und weise auf den Status des Schneckenhorns als symbolisches Objekt hin, schreibt das Team.

Bei Versuchen mit dem Gehäuse erzeugte ein Hornist drei Klänge in der Nähe der Töne C, Cis und D. 3D-Abdrücke des Gehäuses sollen nun weitere Erkenntnisse bringen. So geht das Forscherteam davon aus, dass daran einst ein Mundstück angebracht war.

Noch ältere Musikinstrumente

Mit einem Alter von 18.000 Jahren ist es das älteste Instrument dieser Art – allerdings bei weitem nicht das älteste Blasinstrument an sich. Es gibt eine Reihe von Knochenflöten, etwa aus Höhlen der Schwäbischen Alb, die 30.000 bis 37.000 Jahre alt sind. Diese teils über 20 Zentimeter langen Flöten sind aus Vogelknochen oder Mammutelfenbein gefertigt.

Nicht eindeutig als Musikinstrument identifiziert ist hingegen ein möglicherweise über 60.000 Jahre altes Knochenstück, das in Slowenien gefunden wurde. In seinem Fall wären die Musikanten Neandertaler gewesen. (red, APA, 11. 2. 2021)