Die Riesenschildkröten der Galapagos-Inseln sind eng mit den ausgestorbenen Bahamas-Schildkröten verwandt.
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Riesenschildkröten findet man heute in freier Wildbahn nur mehr an ganz wenigen Orten, etwa auf den ostpazifischen Galapagos-Inseln und dem Aldabra-Atoll im Indischen Ozean. Diese bis zu 400 Kilogramm schweren und mehr als einen Meter langen Reptilien sollen zu jenen Tieren gehört haben, die Charles Darwin zu seiner Evolutionstheorie inspiriert haben. Noch vor wenigen Jahrhunderten waren Riesenschildkröten wesentlich weiter verbreitet: Vor rund 200 Jahren kamen sie auf den Maskarenen östlich von Madagaskar vor und bis vor wenigen tausend Jahren auf vielen anderen Inseln, etwa den Fidschi-Inseln, den Bahamas, Kuba, Madagaskar, Sizilien oder den Kanarischen Inseln.

Ausgestorbene Riesen

Von den imposanten Landwirbeltieren sind freilich nur noch fossile Überreste vorhanden. Nachdem diese Arten praktisch überall kurz nach der Ankunft des Menschen verschwanden, ist es naheliegend, wer für ihre Ausrottung verantwortlich ist. Ein Team um Uwe Fritz von den Senckenberg Naturhistorischen Sammlungen in Dresden haben nun mehrere zwischen 700 und 2.700 Jahre alte Funde von sieben Bahamas-Inseln näher unter die Lupe genommen.

Die ausgerotteten Riesenschildkröten der Bahamas waren sehr variabel, aber glichen mehr dem Typ der Galapagos-Schildkröten mit gewölbtem Panzer.
Foto: Nancy Albury

"Uns ist es gelungen von sechs dieser Inseln zehn fast vollständige mitochondriale Schildkröten-Genome zu sequenzieren", erklärt Fritz. Diese DNA-Daten der Spezies Chelonoidis alburyorum verglichen sie mit anderen Landschildkröten verglichen – und erlebten eine Überraschung.

Nur eine Art

Die im Fachjournal "Scientific Reports" erschienenen Analysen zeigen, dass die Bahamas erst vor etwa 1,5 Millionen Jahren von den Riesenschildkröten besiedelt wurden. Demnach gab es auf den einzelnen Inseln der Bahamas morphologisch sehr unterschiedliche Schildkröten-Typen. Genetisch gehörten die schon vor der Ankunft der ersten Europäer ausgerotteten Riesenschildkröten aber nur zu einer einzigen Art, die eng mit der Galapagos-Riesenschildkröte verwandt war.

Auch die sehr unterschiedlichen Panzerformen der Galapagos-Riesenschildkröten müssen laut der Studie erst kurz nach der Besiedlung der Inselgruppe entstanden sein, welche nach den Befunden des internationalen Teams vor etwa zwei Millionen Jahren stattfand. "Dies widerspricht der derzeit vorherrschenden Lehrmeinung, dass die Galapagos-Riesenschildkröten zu etwa 15 verschiedenen Arten gehören", so Fritz. "Alle Galapagos-Schildkröten müssen nach unseren Ergebnissen zu einer Art zusammengefasst werden!" (red, 15.2.2021)