Noch ist der Winter nicht überstanden.

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So hoch springt der Prager Mischlingshund.

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Kälte ist der Verlust von Wärme. Oder anders ausgedrückt: Nicht die Kälte kommt, sondern die Wärme geht. Dieser einfache Grundsatz wird in den kommenden Tagen nicht nur Österreich, sondern einen Großteil Europas zum Zittern bringen. Prognostiziert sind hierzulande bis zu minus zwanzig Grad Celsius in den Nächten. Tagsüber wird Tief Tristan auch im Flachland die Temperatur nicht über null Grad steigen lassen.

Tee statt Schnaps

Beim Versuch, sich warm zu halten, kann man einiges falsch machen. Wie zum Beispiel mehrere Schnapserln kippen, weil das von innen her brennt. In Wahrheit ist Alkohol bei Menschen nicht als Frostschutzmittel geeignet, weil er die Gefäße erweitert und die Haut besser durchblutet wird. Dadurch werden die lebenswichtigen inneren Organe schlechter mit Blut versorg, was wiederum eine Unterkühlung fördert. "Warme, gezuckerte Getränke hingegen helfen den Kreislauf anzuregen und den Körper zu erwärmen", sagt Wolfgang Schreiber, der Chefarzt des Österreichischen Roten Kreuzes.

Nicht mit Schnee abreiben

Sind erste Anzeichen von Unterkühlung bemerkbar oder kündigen sich bereits Erfrierungen mit stechenden Schmerzen in Fingern und Zehen an, müssen Betroffene schnell ins Warme. Abreiben mit Schnee oder Massagen sind nicht hilfreich, auch das kann einen Wärmeverlust verstärken. "Unterkühlte Personen sollten außerdem nicht zu Bewegung aufgefordert werden, das kann dem Körper schaden", warnt Schreiber.

Verschärft wird die gefühlte Kälte durch Wind. Für die sogenannte Windchilltemperatur gibt es Tabellen: Hat es beispielsweise minus ein Grad und weht der Wind mit mindestens 18,4 km/h, dann nimmt ein Mensch die Temperatur wie minus zehn Grad wahr.

Zwiebelprinzip

Also: Warm anziehen für den zwischenzeitlichen Ausbruch aus der Corona-Einsiedelei! Bei der Kleidung sollte man nach dem Zwiebelprinzip mehrere Schichten anziehen. Auch Thermounterwäsche ist bei extremen Temperaturen nie falsch. "Wichtig ist es, Kopf, Füße und Hände warm zu halten: Über die Extremitäten geht am meisten Körperwärme verloren", warnt das Rote Kreuz. Wer sich ab fünf Grad minus länger im Freien aufhält, sollte Fettcreme auf unbedeckte Körperstellen auftragen und keine engen Schuhe tragen.

Besonders gefährlich ist extreme Kälte für ältere und kranke Menschen sowie für jene, die auf der Straße leben. "Schauen Sie deshalb hin und holen Sie Hilfe, wenn jemand in Gefahr ist", appelliert Chefarzt Schreiber.

Eislauffans können hoffen

Während Gartenbesitzer drauf hoffen, dass die Kälte zu Bodenfrost führt, der wiederum Nacktschneckeneiern den Garaus macht, freuen sich Eislauffans auf natürliche Eisflächen. Damit beispielsweise der Neusiedler See zufriert, muss es aber rund eine Woche hindurch Minusgrade haben. Wenn es klappt, ist der zugefrorene See mit 320 Quadratkilometern der größte Eislaufplatz Mitteleuropas. Wichtig: Seegemeinden müssen grünes Licht geben – das gilt übrigens für alle Seen in Österreich.

Der Kärntner Weissensee, ein Eldorado für Eisläuferinnen und Eisläufer aus ganz Europa, fällt heuer leider aus. Aufgrund der großen Schneemengen im Jänner könne das Eis nicht mehr entsprechend aufbereitet werden, teilte der Kärntner Tourismusverband mit. Eislaufen auf dem Weissensee ist erst wieder 2022 möglich.

Mitteleuropas Kältepol

Wer von tiefen Temperaturen nicht genug bekommen kann, hat in Österreich auch im Sommer die Chance zu frösteln und muss dafür nicht einmal ins Hochgebirge. Im Grünloch, einer engen Doline in den Ybbstaler Alpen in Niederösterreich auf einer Seehöhe von 1.270 Metern, kann es auch im Hochsommer nächtliche Minusgrade haben. In der Senke herrscht ein Mikroklima ohne Verwirbelung oder Durchmischung der Luftmassen. Kalt ist es dort das ganze Jahr über, wirklich eiskalt wurde es am 19. Februar 1931, als in der Doline über dem Lunzer See minus 52,6 Grad gemessen wurden. Deshalb gilt das Grünloch auch als Kältepol Mitteleuropas.

Der exakte Standort des Kaltluftsees wird vom niederösterreichischen Tourismusverband nicht hinausposaunt, weil übermäßiger Besuch von Wanderlust-Influencern das filigrane Ökosystem nachhaltig beeinträchtigen könnte. (Michael Simoner, 10.2.2021)