Amazon ist so etwas wie der Erfinder von smarten Lautsprechern. Wurde der erste Echo bei seiner Vorstellung im Jahr 2014 noch mit Reaktionen à la "Was soll denn das werden?" bedacht, sollten sich diese Geräte in den darauffolgenden Jahren millionenfach verkaufen. Ein Vorsprung, den Amazon geschickt nutzte, um die Vorherrschaft in dieser Sparte bis heute zu halten – trotz all der Investitionen von auch nicht gerade kleinen Konkurrenten wie Google oder Apple.

Neuer Look

Hatte man über die Jahre das grundlegende Design beibehalten, wird mit der aktuellen Hardwaregeneration nun alles anders: Der Amazon Echo (2020) tauscht die Zylinderform gegen ein sphärische Äußeres. Wem dieser Look irgendwie bekannt vorkommt, der hat nicht ganz unrecht: Gewisse Ähnlichkeiten zum unglücklichen – weil schon vor dem offiziellen Marktstart wieder eingestellten – Nexus Q von Google sind nicht zu verleugnen. Allerdings ist die Oberfläche hier natürlich aus einem Kunststoffnetz gehalten, damit die Lautsprecher auch ihre Wirkung entfalten können. An sich ist das ein durchaus gefälliger Look, den Amazon leider durch eher lieblos auf die Oberseite gepappte Knöpfe durchbricht. Um das Ganze noch in Hinblick auf die Größe einzuordnen: Der Durchmesser beträgt rund 14 Zentimeter, das Gewicht liegt bei 970 Gramm.

Der neue Echo macht auf Unterbodenbeleuchtung.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Eine weitere Neuerung, die mit diesem Redesign direkt einhergeht: Jenes Licht, mit dem der Status des Lautsprechers angezeigt wird, ist nun an der Unterseite angebracht. Dieses informiert etwa darüber, wenn keine Netzverbindung vorhanden ist – oder auch, wenn der Lautsprecher gerade der Spracheingabe lauscht. Ob man diese Anordnung mag, ist sicher Geschmackssache, den Autor erinnert das eher an die Unterbodenbeleuchtung bei hochgerüsteten Autos. Klar ist aber jedenfalls, dass die Position oben besser wahrnehmbar war. So ist es etwa nun schwieriger, unterschiedliche Lautstärkestufen zu erkennen.

Setup ist vorbildlich

Was hingegen gleich gut gefällt: Im Gegensatz zu früheren Jahren hat Amazon mittlerweile den Einrichtungsprozess für den Echo erheblich vereinfacht. Also zumindest solange alles problemlos klappt, sonst kommen schon mal Dialoge durcheinander. Trotzdem: Im Normalfall sollte sich der smarte Lautsprecher mithilfe der zugehörigen Smartphone-App in wenigen Minuten einrichten lassen.

Eine weitere Stärke der Echos besteht hingegen schon länger, und sie fällt auch hier wieder auf: Alexa ist einfach persönlicher, die ganze Interaktion wirkt runder, als es beim Google Assistant, dem größten Konkurrenten, der Fall ist. Dafür hat dann Google wiederum bei Wissensfragen weiter die Nase vorn – auch wenn Amazon in der Hinsicht kontinuierlich Verbesserungen vornimmt. Die bereits erwähnte Alexa-App ist hingegen kein Glanzstück der Softwareentwicklung, sie ist schlicht unübersichtlich. Das hängt zum Teil aber auch mit der Funktionsvielfalt dieser Geräte zusammen – und ist bei Google Home kaum besser.

Intelligente Funktionen

Das, was einen smarten Lautsprecher überhaupt erst "smart" macht, erledigt der neue Echo wie gewohnt mit Bravour. Vom Musikabspielen, der Wiedergabe von Audiobüchern und Podcasts über das Setzen von Timern bis zur Frage nach dem Wetter – all das bildet den Kern der Funktionalität dieser Geräte. Dabei ist man auch nicht auf Amazon-Dienste beschränkt. So werden neben Amazon Music etwa auch Apple Music oder Spotify unterstützt. Lediglich Youtube Music fehlt noch in dieser Liste.

Die Buttons an der Oberseite können dazu genutzt werden, die Lautstärke zu regulieren, das Mikrofon zu aktivieren oder Alexa manuell aufzurufen.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Was ebenfalls auffällt: Der Echo reagiert zuverlässiger auf das "Wakeword" – also "Alexa" – als etwa der Nest Audio von Google, den man schon mal anschreien muss, wenn es im Hintergrund nicht allzu leise ist. Wobei "zuverlässig" eigentlich das falsche Wort ist, denn das Ganze hat auch eine Schattenseite. Im Testverlauf wurde der Echo um ein Vielfaches öfter unabsichtlich aktiviert, als es bei Geräten mit Google Assistant der Fall ist. Das liegt einerseits daran, dass Amazon offenbar die Sensibilität der Lautsprecher in dieser Hinsicht sehr hoch gestellt hat (bei Google-Geräten kann man dies übrigens manuell zu einem gewissen Grad selbst ändern), andererseits aber auch daran, dass der Name "Alexa" – oder ähnlich Klingendes – logischerweise öfter in normaler Konversation vorkommt als "Hey Google". Für die Spracherkennung hat der Echo (2020) sechs Mikrofone verbaut. Wer mitzählt: Das ist eines weniger als im Vorjahr – nicht dass das irgendeinen erkennbaren Unterschied ausmachen würde.

Klang

Während diese Basisfunktionen bei allen Modellen – also auch beim erheblich günstigeren Echo Dot – gleich sind, will sich der neue Echo vor allem durch seine klanglichen Qualitäten abheben. Und um es vorab zu verraten: Das gelingt auch. Durch das sphärische Design war es Amazon möglich, neben einem 76,2-mm-Woofer auch noch zwei 20-mm-Hochtonlautsprecher unterzubringen. Der Klang wird zudem automatisch an den umgebenden Raum angepasst – etwas, das man bisher nur von teureren Lautsprechern kannte.

Der resultierende Klang ist tatsächlich beeindruckend – also natürlich alles relativ betrachtet für diese Preisklasse und Größe, wie sich von selbst versteht. Im direkten Vergleich zum Nest Audio – der ebenfalls bereits mit sehr gutem Klang aufgefallen war – schneidet der neue Echo sogar noch eine Spur besser ab, vor allem der Bass wirkt etwas wuchtiger. Am Rande: Dass damit die beiden größten Hersteller von smarten Lautsprechern aktuell ihre Audioqualität deutlich verbessert haben, könnte nicht zuletzt ein Problem für Konkurrenten wie Sonos darstellen, verlangen diese doch für eine ähnliche Qualität zum Teil erheblich höhere Preise. Ein nettes Extra ist, dass zwei Echo-Lautsprecher für ein Stereoset gepairt werden können – das kennt man aber schon von anderen Anbietern.

Der neue Echo neben einem Nexus Q aus dem Jahr 2012.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Hardwarevorteile

Was beim neuen Echo ebenfalls gefällt: Amazon bietet – neben der Verbindung via WLAN (802.11ac) oder Bluetooth – auch einen 3,5-Millimeter-Anschluss, um ein Audiogerät direkt anzuschließen. Ein bislang nur theoretischer Vorteil ist hingegen die Integration des AZ1-Chips: Dieser soll künftig die Spracheingaben direkt am Gerät verarbeiten, anstatt sie in die Cloud zur Auswertung zu schicken, wie es derzeit der Fall ist. Das ist nicht nur aus einer Datenschutzsicht besser, es ist auch flotter. Leider ist das aber momentan noch auf die USA beschränkt. Damit stellt sich die Situation ähnlich dar wie bei aktuellen Nest-Geräten von Google, wo solch ein Chip 2019 erstmals verbaut wurde.

Ähnlich verhält es sich mit dem Support für Amazon Sidewalk, mit dem eine Art nutzerübergreifendes Mesh-Netzwerk aufgebaut werden soll. Die Idee dahinter ist, dass sich sämtliche damit ausgestatteten Geräte untereinander verbinden, womit dann etwa Sprachbefehle an das eigene Gerät auch noch gehen würden, wenn das eigene Netz gerade Probleme macht – indem einfach die Verbindung über den Nachbarn geleitet wird. All das ist aber ebenfalls auf die USA beschränkt.

Smart Home

Eine historische Stärke der Echo-Reihe ist der Smart-Home-Support, also die Steuerung von Licht, Garagentüren und Ähnlichem. Rein was die Unterstützung von Drittherstellern anbelangt, hat Google zwar zuletzt stark aufgeholt, dafür bietet der neuen Echo nun auch Zigbee-Support. Dies war bisher dem teureren (und nun veralteten) Echo Plus vorbehalten. Damit können Geräte mit entsprechender Unterstützung direkt eingerichtet und gesteuert werden – also ohne Umweg über das Netz. Für die Zukunft arbeiten zwar Amazon, Google, Apple und auch Zigbee selbst an einem neuen, gemeinsamen Protokoll, bis dieses verfügbar ist, ist der Zigbee-Support ein nettes Extra.

Einige der Einstellungen in der Alexa-App.
Screenshots: Proschofsky / STANDARD

Datenschutz

Abzüge gibt es hingegen beim Datenschutz, was vor allem daran liegt, dass Amazon weiterhin von Haus aus die Sprachaufnahmen der Nutzer dauerhaft speichert und zur Verbesserung des Dienstes analysiert. Diese Praxis hatte in den vergangenen Jahren für einige Aufregung gesorgt hat, was auch dazu geführt hat, dass Konkurrent Google dies nur mehr nach einem expliziten Opt-in der User macht. Zumindest erlaubt Amazon über die Einstellungen die generelle Deaktivierung dieser Speicherung. Zudem können sowohl einzelne Aufzeichnungen als auch ein ganzer Zeitraum nachträglich gelöscht werden – und das sogar bequem mittels Sprachbefehl.

Generell gilt wie immer bei diesen Geräten: Wer Angst hat, von smarten Lautsprechern ausspioniert zu werden, für den ist die ganze Kategorie nichts. Die Hersteller betonen gerne, dass die Erkennung des Wakewords ausschließlich lokal erfolgt und dass erst danach die Spracheingaben ins Netz zur Auswertung geschickt werden. Aber natürlich sind Vorfälle dokumentiert, wo solche Geräte auch ohne aktiven Zuruf reagieren. Und im Endeffekt geht es hier um etwas, das man sich in den privaten Bereich stellt, und da spielt die Frage, ob man sich mit einem Gerät – ganz subjektiv – wohlfühlt, eine wichtige Rolle.

Verfügbarkeit

Der Amazon Echo (2020) ist in den Farben Anthrazit, Grau und Blaugrau verfügbar. Der offizielle Listenpreis beträgt rund 100 Euro, Amazon ist aber bekannt dafür, fast immer irgendwelche Aktionen zu haben, in deren Rahmen es die Hardware billiger gibt. Im Moment liegt der reale Preis eher bei 80 Euro.

Weil es so schön war: noch mal Unterbodenbeleuchtung zum Abschluss.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Fazit

Was ist nun die bessere Wahl? Ein Amazon Echo oder ein Nest Audio? Ehrlich gesagt kommt das vor allem darauf an, in wessen Ökosystem man schon jetzt stark verankert ist. Wer etwa sehr viele Google-Dienste nutzt, ist wohl mit der Nest-Hardware besser dran. Aber: Blendet man solche Fragen aus, hat der neue Amazon Echo die Nase leicht vorn. Der Klang ist eine Spur stärker, der Zigbee-Support stellt ein nettes Extra dar.

Wer also einen smarten Lautsprecher mit gutem Klang haben will, der wird hier bestens bedient. Wem es hingegen weniger um die klanglichen Qualitäten geht, der findet auch mit dem günstigeren Echo Dot – oder dem Nest Mini – sein Auslangen. Und wer sich als besonders audiophil versteht, der hält all diese vergleichsweise kleinen Lautsprecher ohnehin für ein mittleres Sakrileg. (Andreas Proschofsky, 12.2.2021)