Bitte regen Sie sich nicht auf. Obwohl es gleich darum geht, dass Sie GIS zahlen sollen, wenn Sie ORF-Sendungen streamen. Das ist nämlich logisch, marktwirtschaftlich gar für ORF-Verhältnisse, und lohnt keine Aufregung.

Der öffentlich-rechtliche ORF will 2021 eine Streamingplattform starten, bisher bekannt unter dem Arbeitstitel "ORF-Player". Wer "wesentliche" Inhalte dort nutzen will, soll sich einloggen müssen, mit einem Registrierungscode der ORF-Gebührentochter GIS. Daran arbeitet der ORF schon lange, viel wurde darüber berichtet; Dienstag wurde das ganze ORF-Strategiepapier für 2021 bis 2025 öffentlich, in dem das tatsächlich schwarz auf weiß steht. Große Aufregung.

Was sagt das Papier? Wer ORF-Inhalte über den ORF-Player nutzen will, soll GIS zahlen. Wer sie nicht über diese Plattform streamen will, kann’s lassen. Eigentlich wie bei Netflix, Amazon Prime oder Dazn: Wer sehen will, zahlt Abogebühr.

Aussuchen können sich das – bei der GIS – aber laut Gesetz nur jene, die keinen für Rundfunkempfang bereiten Fernseher und auch kein empfangsbereites Radio daheim haben. Denn: Für Rundfunkempfang ist GIS fällig, ob man ORF-Programme sieht oder hört oder eben nicht. Das diskriminiert bisher Menschen, die traditionell fernsehen oder Radio hören.

"Grundversorgung"

Und geht es nach den internen ORF-Szenarien, wird das auch bei einem GIS-Log-in für den Player fürs Erste so bleiben. Denn eine "Grundversorgung" mit ORF-Programmen, so beschwichtigt man auf dem Küniglberg, solle auch weiterhin kostenlos zugänglich bleiben. Grundversorgung könnte bedeuten: was die TVthek des ORF heute bietet, also lineares Programmstreaming, vielleicht auch ein bisschen zeitversetzt, und Nachsehen über einen begrenzten Zeitraum.

Nun kann und soll man stets aufs Neue diskutieren: Braucht es 2021 öffentlichen Rundfunk? Sind Information und Unterhaltung eine öffentliche Aufgabe, die sich eine Gesellschaft leisten soll, und wie viel braucht es dafür? Sollte sie nicht regierungsferner organisiert sein? Wenn ja, dann sollte sie besser nicht aus dem Staatsbudget finanziert werden. Budgetfinanzierung verschleiert dem Publikum bloß, dass es zahlt.

Kein bisschen ORF zu nutzen, schaffen übrigens nur wenige. 87 Prozent der Menschen jenseits des Kindesalters haben laut diversen Reichweitenstudien täglich Kontakt mit ORF-Angeboten. Nur ein, immerhin großer, Teil zahlt dafür. (Harald Fidler, 10.2.2021)