Für Personen über 80 sieht der österreichische Impfplan das Vakzin von Biontech/Pfizer vor. Medizinisches Personal hätte ihn aber auch gerne ...

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... Franz Schnabl, Chef der SPÖ Niederösterreich, hat ihn schon.

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Nach dem Ansturm auf die Impftermine für über 80-Jährige am Mittwoch herrscht in Niederösterreich Frust: Jene 10.000 Termine, die Notruf Niederösterreich auf seiner Website zur Anmeldung freigeschaltet hatte, waren innerhalb kürzester Zeit vergeben, etliche Senioren gingen leer aus. Die nächsten Termine können erst wieder am kommenden Mittwoch gebucht werden. Neos-Landessprecherin Indra Collini bezeichnet das als "chaotische Impflotterie".

Bei Notruf Niederösterreich hat man diese Unzufriedenheit im Vorfeld eingeplant. "Wir haben lange überlegt, wie wir möglichst vielen Leuten gleichzeitig ermöglichen, zu einem Termin zu kommen", sagt ein Sprecher der Organisation dem STANDARD. Als beste Variante habe sich herausgestellt, die mobilen Menschen über 80 Jahre in 10.000er-Etappen mit Terminen zu versorgen, sobald ausreichend Impfstoff zur Verfügung stehe. Von einer telefonischen Anmeldung sei abgesehen worden – denn "50.000 Personen, die sich am Telefon einen Termin ausmachen möchten – das kann nur schiefgehen", sagt der Sprecher.

Notruf Niederösterreich rechnet allerdings schon ab dem zweiten Termin in der kommenden Woche damit, dass die Nachfrage nachlässt. Denn die betroffene Zielgruppe umfasse in Niederösterreich nur rund 50.000 Personen. Das sind alle Menschen über 80, die zu Hause leben und nicht bettlägerig sind. Hausbesuche könnten mit dem Impfstoff von Biontech/Pfizer aufgrund der strengen Kühlkette nämlich nicht gemacht werden.

Schnabl schon geimpft

Definitiv nicht in die Zielgruppe 80 plus fällt der niederösterreichische SPÖ-Chef Franz Schnabl (62): Er bestätigte einen Bericht der Kronen Zeitung, bereits geimpft zu sein – in seiner Funktion als Präsident des Arbeiter-Samariterbunds. Ina Aigner, Gesundheitssprecherin der Landes-FPÖ, bezeichnete Schnabls Vorgehen als "unverschämt und verantwortungslos". Immerhin seien große Teile des medizinischen Personals noch ungeimpft. Aigner forderte Schnabls Rücktritt.

Im Wiener Allgemeinen Krankenhaus (AKH) formierte sich zuletzt Widerstand gegen den derzeit gültigen Impfplan: Mehr als 500 Pflegemitarbeiter haben eine Onlinepetition gegen die Verwendung des Impfstoffes von Astra Zeneca unterschrieben. Ursprünglich war für das AKH-Personal das Vakzin von Biontech/Pfizer vorgesehen gewesen, das besser und auch schneller wirke, so die Mitarbeiter. "Personal, das erst jetzt die Möglichkeit einer Impfung bekommt, wäre erst Mitte Mai geschützt – ein unerträglich langer Zeitraum", steht in der Petition.

Runder Tisch in Salzburg

Ähnlich argumentieren auch einige Ärzte und Ärztinnen in Salzburg, die sich zu einer Aktionsplattform zusammengeschlossen haben. Auch sie wollen von Astra Zeneca nichts wissen, da der Zeitraum bis zur Zweitimpfung und damit zum Schutz zu lang sei. Die Mehrheitsmeinung in der Salzburger Ärzteschaft dürfte das aber nicht sein. Inzwischen haben sich bereits einige Mediziner öffentlich zu Wort gemeldet, die sinngemäß meinen: Was für meine Patienten gut genug sei, werde wohl auch für mich als Arzt reichen.

Am Donnerstag kommender Woche soll zu diesem Thema mit den Ärzten sogar ein runder Tisch bei Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) stattfinden. Viel Hoffnung dürfen sich die Astra-Zeneca-Kritiker aber nicht machen: Es gebe klare Vorgaben vom Bund, dass Astra Zeneca für die unter 65-Jährigen zu verwenden sei, heißt es auf Anfrage im Büro von Haslauer.

Auch der Impfreferent der Salzburger Ärztekammer, Holger Förster, verweist auf die Bundesvorgaben. Fachlich gebe es keine Argumente, die Impfstoffe seien gleichwertig. Und angesichts der verschiedenen Mutationen werde im Herbst oder Winter ohnehin eine Art Boosterimpfung mit einem modifizierten Impfstoff nötig sein, prognostiziert Förster. (sefe, neu, 11.2.2021)