Der legendäre Jazz-Pianist Chick Corea ist tot.

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Corea mit zwei Grammys.

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New York – Es gab in den 1990ern Phasen, da stand Chick Corea poppig-bunt gewandet auf den Bühnen der Welt und spulte eine deftige Form des virtuosen Jazzrock ab. Er wirkte wie ein seriöser Musiker, der sich mit grellen Äußerlichkeiten einem ganz breiten Publikum öffnen wollte. Das war eines der wenigen Missverständnisse in der Karriere des großes Pianisten und Komponisten, der ohnedies zu den Stars des Jazz-Genres gehörte.

Fest der Vielfalt

Seine essenziellste Formation hieß "Return to Forever", und sie erzählte eine Menge über die Wandlungsfähigkeit dieses US-Musikers. In der ersten Ausformung wirkte die Band mit Coreas wolkenverhangenem E-Piano-Sound in den 1970ern wie ein Energiefeld der expressiven Improvisation, das mit der Stimme von Flora Purim ein dann auch poetisches Gepräge erlangte.

Kompositionen wie "La Fiesta" und "Spain" sind Klassiker geworden, die Coreas Talent, rhythmische Komplexität und markante Melodiosität zu vereinen, zeigten. Später mutierte Chick Coreas Formation allerdings zu einer die Virtuosität ihrer Musiker in Suitenform ausufernd zelebrierenden Band der Fusion-Musik.

Es ging zu Miles

Corea, der Vielseitige, konnte allerdings auch ganz anders. Im Trio hörte man substanzvollen Hardbop, der zuweilen auch daran erinnerte, dass Corea einst selbst dem Free Jazz zugetan war – bevor ihn der Trompeter Miles Davis für die Aufnahme von "Bitches Brew" holte.

Zum Komponisten Corea, der Anhänger der Scientology-Bewegung war, gehörten nicht nur Jazzklassiker und bombastische Jazzrockepen. Von ihm stammen auch etwa die "Children's Songs", eine Stückfolge, die zeigte, dass Corea Klassiker wie Béla Bartók und Claude Debussy gründlich verstanden hatte. In Konzerten zelebrierte Corea seine Vielseitigkeit munter originell, ohne groß auf Stilgrenzen zu achten.

Komplex deuten

Da konnte schon Mozart mit Gershwin kombiniert werden. Oder Chopin mit Bill Evans, oder Skrjabin an Jobim gebunden werden. Dabei hob der Improvisator Corea ab in Sphären des spontanen Komponierens, die ihn als Melodien komplex deutenden und modulierenden Spontankünstler zeigten, dessen pianistische Wurzeln letztlich tief in den Bebop hineinragten. Chick Corea ist am Dienstag an Krebs gestorben. (Ljubiša Tošić, 11.2.2021)

Marko Pacheco