Es gehört zu den undankbareren Aufgaben von Politikern, zur Verteidigung von Parteikollegen auszureiten, wenn diese in der Klemme stecken. Das liegt manchen mehr, anderen weniger – je nach Dienstgrad des Parteisoldaten. Der ÖVP-Abgeordnete Wolfgang Gerstl führte am Donnerstag die Kompanie im türkisen Abwehrkampf rund um die Vorwürfe gegen Finanzminister Gernot Blümel an. Das Schlachtfeld: Wolfgang Fellners Fernsehsender oe24.tv.

Wolfgang Gerstl (ÖVP) im Interview mit "Oe24".
OE24.TV

Leider erschien Gerstl nur mit einem mager bestückten Waffenarsenal. "Seit unser Sebastian Kurz Bundesparteiobmann ist, gibt es keine Spenden von Glücksspielkonzernen an die ÖVP, es gibt keine Spenden von Waffenkonzernen, es gibt keine Spenden unter anderem von Tabakkonzernen", das sei auch Blümel immer wichtig gewesen. Das sei auch einsehbar, weil die Volkspartei ihre Spenden offenlege.

Eine unangenehme Situation

Mehr sagte Gerstl nicht, auch wenn er noch einige Minuten redete. Egal welche Fragen Moderator Niki Fellner stellte, Gerstl blieb beim türkisen Mantra. Das ist auf einer gewissen Ebene beeindruckend, vor allem aber, um es mit Blümels Worten vom Donnerstagabend zu sagen, "eine unangenehme Situation" fürs Publikum.

Ganz wohl fühlte sich Gerstl offensichtlich auch selbst nicht, denn als ihn Fellner gegen Ende des Interviews in bohrend-investigativer Manier fragte: "Haben Sie das Gefühl, dass die Opposition das Ganze jetzt hier irgendwie für Parteipolitik nützt und hier jetzt gegen drei Minister gleichzeitig losgeht?", geriet der Abgeordnete ins Stammeln. Aus dem Ansinnen, über die "erfolgreiche Regierungsarbeit" und die "schwierige Situation" gleichzeitig zu sprechen, wurde nach ein paar Anläufen der Satz: "Wir haben eine sehr erfolgreiche Situation."

Die Vorwürfe, die es gibt, gibt es nicht

Danach reichte es Gerstl: "Ich möchte jetzt einfach keine weitere Diskussion mehr darüber weiterführen, weil Sie wollen jetzt mit mir ein sehr allgemeines Interview machen, und ich kann Ihnen einfach dazu sagen, dass es die Vorwürfe, die es gegeben hat, nicht gibt." Um dann noch einmal, sicherheitshalber, den Satz mit den Glücksspielkonzernen, den Waffenproduzenten und den Tabakfirmen anzufügen. (Sebastian Fellner, 12.2.2021)