Rauschen im Weinblattwald: In Wien herrscht Aufregung über den geplanten Heurigen in Schönbrunn. Die Eröffnung des Heurigen im Schlosskomplex wurde am Donnerstag bekannt, und schon wird von Unruhe in der Szene berichtet: "Heuriger im Schloss Schönbrunn: Droht ein Gastro-Krach?", fragte am Freitag der "Kurier".
Der Hintergrund: Laut "Kurier" fühlt sich die Gruppe der Wien-Wein-Winzer mit dem neuen Heurigen auf den Schlips getreten.
Die sechs Winzer bewirtschaften seit über zehn Jahren den ehemaligen Weingarten, den schon Maria Theresia im Schloss nahe der Orangerie hatte anlegen lassen. Man habe sie nicht in die Verhandlungen über den Heurigen eingebunden, heißt es in dem Artikel.
Der zukünftige Pächter des Heurigen soll bereits feststehen, Details dazu werden erst in einigen Wochen verraten. Der "Kurier" zitiert den Winzer Richard Zahel, der laut dem Artikel die Idee des Heurigen für sich reklamiert. Die Crux: Zahel stieg bereits 2011 aus dem Wien-Wein-Kollektiv aus und hat daher mit dem Weingarten im Schloss Schönbrunn nichts mehr zu schaffen.
Der STANDARD hat bei dem Winzer Fritz Wieninger nachgefragt. Er hat die Verhandlungen für die Wien-Wein-Winzer im Zuge des Heurigenprojekts geführt und kann die Aufregung nicht verstehen. "Wegen des unglücklichen Artikels im 'Kurier' geht mein Handydisplay über. Es ist wichtig, hier Klarheit zu schaffen."
Laut Wieninger sind die Winzer nämlich sehr wohl eingebunden gewesen. Er selbst habe sich mit Geschäftsführer Klaus Panholzer abgesprochen, damit aus dem Heurigen ein schönes Wiener Projekt werde, das natürlich mit Wiener Wein und den Weinen der sechs Wien-Wein-Winzer ausgestattet sein werde.
Die Winzer und Schönbrunn seien übereingekommen, dass die Winzer den Gastronomen, der das Lokal in Zukunft führen wird – laut Wieninger "bestimmt eine sehr fähige Person" – in Sachen Wein jedenfalls unterstützen werden.
"Das reicht von der Erstellung der Karte über Weinverkostungen bis zu besonderen Weinen der Wien-Wein-Winzer, die es nur im Heurigen zu kaufen geben wird", sagt Wieninger. Fest steht, dass keiner aus dem Winzerkollektiv der operative Betreiber des Heurigen sein wird. Auch jener Gastronom, mit dem die Gruppe ein inniges Geschäftsverhältnis pflege, habe den Zuschlag nicht erhalten, so Wieninger.
Aber dass Wiener Wein eine zentrale Rolle in diesem Heurigen einnehmen werde, sei immer festgestanden. Das sei sogar in der Ausschreibung für die Pacht festgehalten. Wieninger: "Anscheinend ist gerade Saure-Gurken-Zeit in den Medien, da wird alles, was nicht Corona ist, aufgeblasen. Soweit ich weiß, ist der Heurige in Schönbrunn das einzige Projekt des Schlosses, das während der Corona-Zeit den definitiven Zuschlag erhalten hat. Und es wird ein gutes werden." (Nina Wessely, 12.2.2021)