Wien – Ein teurer Umbau von denkmalgeschützten Räumen in allerbester Lage – Prunk und Protzerei: Die dem STANDARD zugespielten Informationen schienen das Zeug für einen Skandal zu haben. Schließlich betreffen die Vorwürfe Gerald Fleischmann, den Medienbeauftragten von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP). Der Succus: Fleischmann habe sich für die Büros seiner neu geschaffenen Stabsstelle um teures Geld Zimmer am Ballhausplatz renovieren lassen. Nur halten die Unterstellungen den Fakten nicht stand.
Wahr ist, dass die Zimmer O2010, O2011, O2012, O2013 im Reichskanzleitrakt der Hofburg vor kurzem aufwendig renoviert wurden – und Fleischmann samt Entourage nun dort arbeitet.
Schon vor Fleischmanns Zeit
Nur eine Information fehlte im Konvolut: Die Arbeiten haben im Sommer 2019 begonnen, wie eine Anfrage im Bundeskanzleramt ergeben hat. Kurz nach dem Ibiza-Skandal, dem Platzen der türkis-blauen Koalition, unter Ägide der Übergangsregierung. Damals schon war der Plan, dass das Büro des früheren Regierungssprechers Peter Launsky-Tieffenthal in die angesprochenen Räumlichkeiten übersiedelt und diese dafür renoviert werden sollen.
Die Sprecherbüros waren zuvor in den Sisi-Räumen angesiedelt – also auch keine an Prestige arme Adresse. Der Nachteil: Durch diese Zimmer verlief der einzige barrierefreie Zugang zum Sisi-Museum, was für dieses das umständliche Durchlotsen von Gästen bedeutete, die auf Barrierefreiheit angewiesen waren.
Fertigstellung im August 2020
Die zuständige Burghauptmannschaft plante also 2019 bereits, dem Museum die Räume des Regierungssprechers zuzuweisen und dafür die gerade freigewordenen Zimmer im Reichskanzleitrakt für die Abteilung zu renovieren – da befand sich Fleischmann allerdings gerade im Wahlkampf für die ÖVP. Als die Arbeiten im August 2020 abgeschlossen waren, übersiedelte Fleischmanns Abteilung also – wie schon vor seiner Zeit geplant – in die neu renovierten Räume. (Sebastian Fellner, 15.2.2021)