David Bowie sang im Film für Christiane F. (Natja Brunckhorst) live.

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In der dritten Folge der Serienversion von Wir Kinder vom Bahnhof Zoo kommt es zu einer einprägsamen Begegnung. Wie im Film gehen die Kids auf ein Konzert von David Bowie, teilweise ohne Karten verschaffen sie sich Zugang ins Innere, tricksen Türsteher aus, laufen durch die Gänge, es ist ein großer Spaß. Kurz vor Beginn geht einer von Christiane F.s Freunden auf die öffentliche Toilette, beim Rausgehen blickt er in den Spiegel und sieht neben sich einen hageren Mann, weißes Hemd, schwarze Hose, schwarzes Gilet. Bowie! Von draußen dringen Bowie-Chöre herein, der Popstar wendet sich dem staunenden Jugendlichen zu und sagt versonnen: "Das ist der beste Teil der Show."

Unter hartgesottenen Bowie-Fans könnte die Szene Fremdschämreflexe auslösen. Nicht nur, weil man Weltstars nicht unbedingt auf öffentlichen Konzerthallentoiletten vermuten würde, sondern auch weil ein solcher Satz eher untypisch für einen Bühnenstar ist, der die Auftritte vor Publikum doch sicher mehr genoss, als Bowie-Chören auf dem Klo zu lauschen. 1980, als der Original-Bahnhof-Film gedreht wurde, war Bowie der Thin-White-Duke-Phase entwachsen und mit dem Album Scary Monsters auf dem Höhepunkt seines Schaffens.

Bowie in New York, AC/DC im Konzert

Bowie hat Berlin einiges zu verdanken – vor allem Drogenexzesse, aber auch einen kreativen Schub, dem die zwischen 1977 und 1979 mit Brian Eno produzierten Alben Low, Heroes und Lodger entstammen. Im Film ist der britische Wandlungskünstler in roter Jeansjacke mit einem Konzertauftritt in der Deutschlandhalle präsent. Den es übrigens so nie gegeben hat, das erzählt jedenfalls der Regisseur Uli Edel.

Jay Parmar

Bowie sagte einen Auftritt zu, spielte aber zu der Zeit The Elephant Man am Broadway. Edel reiste im Dezember 1980 mit Team und Hauptdarstellerin Natja Brunckhorst nach New York. Die tobende Menge in der Berliner Deutschlandhalle hatte er bei einem AC/DC-Konzert aufgenommen – inklusive einer Schlägerei unter den Besuchern. In der Nacht vor dem Dreh in New York wurde John Lennon erschossen. Bowie, der gut mit Lennon befreundet war, war geschockt und sagte am Morgen kurzfristig ab. Edel war verzweifelt und muss das auch glaubhaft vermittelt haben, denn Bowie willigte schließlich ein, in vier Stunden war alles erledigt.

Quentin Tarantino soll über diese Szene gesagt haben, dass sie zu den besten Konzertaufnahmen aller Zeiten zählen soll, und tatsächlich wurde der Zauber des Stars im Scheinwerferlicht erfasst und macht – nicht nur deshalb – den Film unvergesslich. Das muss eine Serie erst einmal schaffen. (prie, 13.2.2021)

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