In Österreich betreibt die OMV noch 216 Tankstellen in eigenen Farben, unter anderem auch an der Innkreisautobahn A8.

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Tankstellen sind auch nicht mehr das, was sie einmal waren – unverzichtbarer Absatzkanal für Produkte der Mineralölfirmen. Die Verkaufsmengen gehen zurück, zumindest was Benzin betrifft. Der staatlich gewünschte Umstieg auf Elektromobilität als einer von mehreren Hebeln zur Eindämmung der Erderhitzung wird diese Entwicklung noch beschleunigen.

Unabhängig davon sind einst stark präsent gewesene Marken wie beispielsweise Aral oder BP in Österreich und anderswo längst aus dem Straßenbild verschwunden. Die OMV ist noch da und als Branchenprimus auch gewillt, noch lange Zeit Flagge zu zeigen, wenn auch an weniger Standorten. Anderswo dünnt Österreichs größter Industriekonzern sein Tankstellennetz hingegen nicht nur aus, er stellt es sogar ganz zum Verkauf.

So geschehen etwa in Deutschland, wo im Dezember der Verkauf von 285 Tankstellen in blau-grünem Design zum Preis von 485 Millionen Euro an die britische EG Group (Euro Garages) auf den Weg gebracht wurde. Heuer soll der Verkauf wirksam werden. Das ist, wie sich zeigt, erst der Beginn eines größeren Reinemachens im Tankstellengeschäft der OMV. Nun steht nämlich auch das Netz in Slowenien zum Verkauf.

Weichen Richtung Chemie gestellt

Im südlichen Nachbarland betreibt der Mineralölkonzern 120 Tankstellen der Marken OMV, Eurotruck, Avanti und Diskont. Der Verkauf soll bis Ende des Jahres über die Bühne gehen. Auch wenn sich der Vorstand in der OMV-Zentrale in Wien diesbezüglich noch ausschweigt – weitere Verkäufe, auch von Tankstellen, werden folgen.

Mit der Mehrheitsübernahme des Kunststofferzeugers Borealis hat die OMV im Vorjahr die Weichen hart in Richtung Chemie gestellt. Gleichzeitig wurden Produktionsziele bei Öl und Gas zurückgenommen. Ein breit angelegtes Deinvestitionsprogramm, das nicht zuletzt auch den Verkauf des Mehrheitsanteils am Fernleitungs- und Verteilnetzbetreibers Gas Connect Austria an Verbund beinhaltete, soll den Umbau finanzieren helfen. Schließlich hat die Aufstockung der Borealis-Anteile von 36 auf 75 Prozent rund vier Milliarden Euro gekostet.

Weg von Zukäufen

Den Rückzug aus der Fläche will die OMV bei Tankstellen überall dort antreten, wo sie mit eigenen Raffinerieprodukten nicht hinkommt – sprich wo Benzin und Diesel von Fremdraffinerien bezogen werden muss. Die Standorte in Slowenien beispielsweise sind von der Raffinerie in Schwechat zu weit weg und auch vom Raffineriestandort der Tochter Petrom in Rumänien nicht wirtschaftlich zu bedienen. Deshalb der Verkauf.

In Italien, wo OMV 1991 ihre erste Tankstelle in Nals in Südtirol eröffnet hat, liegt der Rückzug schon länger zurück. Im Dezember 2009 wurden 99 Tankstellen in Trentino, Südtirol, Friaul und Venetien an San Marco Petroli abgegeben. Südlich des Brenners ist man nie auf einen hohen Marktanteil gekommen.

In den deutschen Markt ist die OMV in voller Stärke erst 2003 mit der Übernahme des Aral-Tankstellennetzes in Bayern und Baden-Württemberg eingestiegen. Die Tankstellen dienten dazu, die OMV-Raffinerie in Burghausen auf der bayerischen Seite des Inn auszulasten. In den Folgejahren wurde die Raffinerie auf Petrochemie ausgerichtet, ein Weiterbetrieb der Tankstellen machte wirtschaftlich nur noch wenig Sinn.

Noch betreibt die OMV ein Netz von 2085 Tankstellen in zehn Ländern. Deutschland ist in dieser Rechnung noch dabei. 1843 Stationen sind in den OMV-Farben, 242 werden als Diskonter etwa unter der Marke Avanti geführt. Das Netz reicht von Tschechien, Slowakei, Ungarn bis Rumänien, Bulgarien, Serbien. Auch Moldawien gehört dazu. Dort gibt es aktuell 77 OMV-Tankstellen.

(Günther, Strobl, 13.2.2021)