Derzeit wird Donald Trump vor allem beim Golfen gesichtet. Bald aber will er wieder zurück in die Politik. Der Weg könnte steiniger sein als gedacht.

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Viel Zeit bleibt dem ehemaligen Präsidenten derzeit für sein liebstes Hobby. Fast täglich sieht man Donald Trump, so berichtet es das spärliche Presse-Korps, das ihm noch gelegentlich folgt, auf seinem Golfplatz in Mar-a-Lago. In den Medien hingegen tritt er kaum auf. Trump ist, seit sich der Pool jener Journalisten, die amtierende Präsidenten stets begleiten, am 20. Jänner zu Mittag auflöste, fast nicht mehr in Erscheinung getreten. Damit, dass das so bleibt, rechnet allerdings kaum jemand.

Trumps relative Ruhe, so heißt es aus seinem Umfeld, habe vor allem mit drei Dingen zu tun: mit dem Impeachment-Prozess, seiner Angst vor möglichen juristischen Folgen der Präsidentschaft – und dem Ende seiner Social-Media-Präsenz. Vor allem Letzteres sieht der Ex-Präsident mittlerweile offenbar nicht mehr so kritisch, wie es bei seiner Twitter- und Facebook-Sperre Ende Jänner noch den Anschein hatte. Trump sei "wesentlich fröhlicher", sagte sein Ex-Berater Jason Miller jüngst dem britischen Independent, seitdem er nicht mehr jeden Tag Stunden in der Echokammer sozialer Medien verbringen "müsse". Zudem, so heißt es, hoffe Trump darauf, in der Zukunft als Elder Statesman auftreten zu können, wenn er sich rarmache.

Altbekannte Muster

Eine blitzartige Deradikalisierung dürfte aber nicht stattgefunden haben. Jene Erklärung, die Trump nach seinem Freispruch im Senat Samstagabend veröffentlichen ließ, folgt jedenfalls bekannten Mustern. Ein Eingeständnis von Fehlern gibt es nicht, und auch keines der Niederlage. Zudem fehlte eine Verurteilung der politischen Gewalt – jedenfalls jener, die am 6. Jänner von seinen Anhängern ausgegangen ist. Den Demokraten unterstellte er die Unterstützung von Randalen, Angriffen auf die Behörden und die Bildung von Mobs. Und: Seine Bewegung sei "gerade erst am Anfang".

Was also könnte Trump jetzt tun?

· Zuallererst wird natürlich über einen erneuten Antritt 2024 spekuliert. Trump hat dies nicht ausgeschlossen, nach seinem Impeachment-Freispruch bleibt ein weiteres Antreten auch juristisch möglich. 2024 ist Trump 78 – so alt wie sein Nachfolger Joe Biden heute. Allerdings: Sollte er selbst nicht antreten wollen, wäre auch eine Kandidatur seiner Familienmitglieder möglich – etwa seines Sohnes Donald "Don" Jr. oder seiner Tochter Ivanka, die auf ein moderateres Image baut.

· In der Zwischenzeit ist von Plänen für ein eigenes Medienimperium die Rede. Doch das wäre nicht so einfach wie gedacht. Zum Start eines eigenen TV-Senders braucht es viel Kapital, Trumps Firmen aber sind teilweise hochverschuldet, ihre Sanierung wird einiges von Trump fordern. Und: Verbreitet er dort ähnliche Unwahrheiten wie auf Twitter, drohen Klagen. Das mussten auch die konservativen Sender Fox News, OAN und Newsmax erfahren, die von Herstellern von Wahlmaschinen geklagt bzw. mit Klagen bedroht wurden, nachdem sie ihnen Wahlmanipulation unterstellten.

· Womit auch schon der letzte Punkt auf dem Kalender des Präsidenten angesprochen wäre: Klagen, Gegen Trump laufen in mehreren Bundesstaaten Verfahren, in Georgia etwa wegen seines Anrufs bei Innenminister Brad Raffensperger, in dem er drängte, ihm Wahlstimmen zuzuschanzen. Am aussichtsreichsten ist wohl ein Verfahren in Steuersachen in New York, wie der einstige Bundesanwalt von New York, Preet Bharaera jüngst auf CNN schilderte. Dieses sei weit fortgeschritten, im Extremfall droht sogar Haft. (Manuel Escher, 14.2.2021)