Stellen Sie sich vor, Ludwig van Beethoven sitzt hinter Ihnen und sagt: "Spielen Sie mir etwas vor." So ungefähr war es, als ich im knallgelben Porsche 718 Cayman S auf dem Eis des Flugfeldes in Zell am See meine Runden drehte und Rallye-Legende Walter Röhrl mir über Funk Tipps gab: "Fuß vom Gas, einlenken, leichte Gasschübe und Lenkung aufmachen!"

Oben ohne bei dem Wetter? Die Edition zum 25-Jahr-Jubiläum des Porsche Boxster, die in Zell am See vorgestellt wurde, macht es möglich.
Foto: Porsche

Dass es zu dieser ungewöhnlichen Zusammenkunft überhaupt kommen konnte, liegt an einem Event, das mittlerweile 25 Jahre her ist. Nein, damit meine ich nicht meine Geburt, auch wenn die im selben Jahr stattfand. 1996 kam der erste Boxster auf den Markt und rettete der Firma Porsche den Sport-Sitz unter den Hintern.

In den Jahren zuvor hatte das Unternehmen mit rückläufigen Absatzzahlen und steigenden Produktionskosten zu kämpfen. Mit der Detroit-Studie aus dem Jahre 1993 erblickte der Boxster als Konkurrent zum Mazda Miata (bei uns geläufig als MX-5) und BMW Z1 das Licht der Detroit Auto Show.

Eines der Highlights: die Porsche-Boxster-Detroit-Studie aus dem Jahre 1993, die den Wendepunkt des Unternehmens einleitete.
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Die Studie ging durch die Decke, und ohne große Veränderungen erfreute sich der Boxster ab 1996 größter Beliebtheit, vor allem bei einer, dank des niedrigeren Einstiegspreises, jüngeren Zielgruppe – die Marke Porsche war wieder da.

Der Fuhrpark konnte sich sehen lassen.
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Ein paar Generationen später steht die auf 1250 Exemplare limitierte Jubiläumsedition in den Startlöchern. Ab sofort ist sie für Liebhaber bestellbar, Ende März rollt sie Richtung Händler. Der 25er-Boxster orientiert sich rein optisch an der Detroit-Studie, samt silbernem Lack und bordeauxrotem Interieur. Unter der Haube steckt der aktuelle Vierliter-Sechszylinder- Boxermotor mit 400 PS. Überall im Auto verteilt strahlt der Schriftzug "Boxster 25" – man weiß, was man dem Modell zu verdanken hat.

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Etwas für den Sommer

Zurück auf der Salzburger Eispiste, lag die Latte hoch. Die Kollegen hatten ihre Runden bereits hinter sich, die Röhrl mit ein Tipps noch zu verbessern versuchte. "Ein paar Semi-Profis", kommentierte er.

Plausch mit dem Profi: Per Funkgerät gab Röhrl Tipps zum Driften auf dem präparierten Eis.
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Konzentriert bei der Arbeit: Rallye-Legende Walter Röhrl.
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Ich versicherte ihm vorher, dass man das bitte nicht von mir erwarten dürfe. Kein Problem, "langsam herantasten", riet er. Eine Probefahrt mit dem zweifachen Rallye-Meister war leider aufgrund der strengen Covid-19-Bestimmungen, unter denen das Event stattfand, nicht möglich. Was sehr schade ist, denn "visuell lernt man am meisten", versicherte er mir.

Doch auch mit den Worten des Meisters im Ohr ging das gut. "Versuch mal, etwas mehr Gas zu geben, und schon merkst du, dass du die Lenkung öffnen musst, um das Auto nicht zu verlieren." Recht hatte er, Runde um Runde wurde ich besser und zirkelte das Heck – in meinem Kopf perfekt, in echt mit Makeln – um die Kurven.

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Auf einer der letzten Runden hörte ich durch das Funkgerät: "Super gemacht, Thorben." Beethoven hat gesprochen.

Als Abschluss gab es noch eine Spritztour um den Zeller See mit dem Boxster GTS 4.0, diesmal in einem todschicken Giftgrün. Auch wenn die Strecke rund ums Ufer (zu Recht) verkehrsberuhigt ist, gab es die ein oder andere Straße, auf der der Roadster seine fahrdynamische Stärke ausspielen konnte. Da war man fast geneigt, die Grenzen der Probefahrt auszutesten und der Großglockner-Hochalpenstraße einen Besuch abzustatten. Die ist aber natürlich derzeit gesperrt. Vielleicht im Sommer. Dann darf auch das Verdeck ab, um die Lockdown-Mähne durchwirbeln zu lassen. (Thorben Pollerhof, 23.2.2021)