Aus dem Schatzkästlein nutzlosen Trivialwissens: In der barocken Oper Serse von Georg Friedrich Händel tritt der persische Großkönig Xerxes auf und singt Ombra mai fu, eine der schönsten und berühmtesten Arien der Opernliteratur.

Was genau tut der Herrscher über ein antikes Weltreich, der mit einem Heer von angeblich 100.000 Mann auf dem Weg ist, um Griechenland zu unterwerfen, da gerade? Er singt einen Baum an.

Die Stadt Wien versucht eine durch den U-Bahn-Bau bedrohte Platane durch "Umtopfung" zu retten.
Foto: Maria von Usslar

Genauer eine Platane, eine morgenländische oder orientalische, die 30 Meter hoch und uralt werden kann (in Griechenland stehen noch ein paar angeblich 1.000-jährige Exemplare).

Xerxes (486 bis 465 v. Chr.) hatte sich am Schatten des riesigen Baumes erfreut. Ombra mai fu ist der Beginn der Textzeile "Ombra mai fu di vegetabile, cara ed amabile soave più" und heißt "Nie war der Schatten einer Pflanze süßer, lieblich und angenehm."

Für Xerxes – ein etwas exzentrischer Herr (er ließ das Meer auspeitschen) – ist das nicht so gut ausgegangen, die Griechen verteidigten ihre Unabhängigkeit erfolgreich, was eine Blüte der klassischen antiken Kultur zur Folge hatte, und das Modell Demokratie siegte zumindest zeitweise über das Modell asiatische Despotie. Die Platane wurde dann nach Europa verpflanzt. Heute versucht die Stadt Wien eine durch den U-Bahn-Bau bedrohte Platane durch "Umtopfung" zu retten. Zumindest Xerxes wäre wohl einverstanden gewesen. (Hans Rauscher, 15.2.2021)