Der Icon für die Reichweite des Wasserstofftanks zeigt 257 Kilometer eines Wasserstoff-Elektro-Hybrids an. Europa verfolgt eine andere Strategie als beispielsweise Japan sieht das Einsatzgebiet von Wasserstoff primär in der Industrie und als Speichermedium, weniger in der Mobilität.

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Würde Geld keine Rolle spielen, Wasserstoff wäre als Energieträger auch in Österreich längst etabliert. Weil in den Sommermonaten mitunter mehr Strom aus Wind und Sonne als benötigt produziert wird, könnte Wasserstoff auch helfen, als Speichermedium die Lücke im Winter zu überbrücken. Ohne Förderungen ist das im Moment aber ausgeschlossen. Alle Projekte, die in Umsetzung oder in der Pipeline sind, hängen somit am staatlichen Tropf.

Weltweit gilt Japan in Sachen Wasserstoff als führend. Die dortige Autoindustrie hat schon vor langem Wasserstoff als alternatives Antriebsmittel identifiziert. Die Wasserstoffstrategie des Inselstaats steht jedoch stark in der Kritik, setzt das importabhängige Land doch vornehmlich auf Wasserstoff aus australischer Braunkohle. Das dabei entstehende CO2 wird abgeschieden und im Boden gespeichert (Carbon Capture and Storage; CCS). Man spricht von blauem statt grauem, meist aus Erdgas gewonnenem Wasserstoff. Hierbei gelangt CO2 in die Atmosphäre und beschleunigt die Erderhitzung, statt sie zu bremsen.

Europa geht einen anderen Weg. Die Wasserstoffstrategie der EU verfolgt das Ziel, bei der Produktion von Wasserstoff möglichst kein CO2 anfallen zu lassen. Deshalb hat grüner, mit Strom aus erneuerbaren Energien erzeugter Wasserstoff in Europas Ausbauplänen Vorrang.

Das beherzigt nun auch die OMV. Österreichs größter Industriekonzern will so viel grünen Wasserstoff erzeugen wie sonst niemand im Land. Um 25 Millionen Euro lässt der Öl-, Gas- und Chemiekonzern in der Raffinerie Schwechat die größte Elektrolyseanlage des Landes bauen. Sie soll im zweiten Halbjahr 2023 in Betrieb gehen und 1500 Tonnen grünen Wasserstoff liefern. Finanzierungspartner ist die Kommunalkredit. Die auf Infrastruktur- und Energiefinanzierungen spezialisierte Bank übernimmt 50 Prozent der Kosten.

Ursprünglich war eine Zusammenarbeit mit dem Verbund angedacht. Gemeinsam wollte man grünen Wasserstoff an Lkw- und Busflotten verkaufen. Bis solche aber in ausreichender Zahl damit unterwegs sind, wird es noch dauern. Deshalb der Strategieschwenk hin zur Eigennutzung von grünem Wasserstoff in der Raffinerie, wo künftig auch Biokraftstoffe aus Pflanzenölen und flüssigen Abfällen (Altspeiseöle) hergestellt werden sollen.

Projekt ohne Verbund-Beteiligung

Erst im Dezember hat die OMV entschieden, bis 2023 knapp 200 Millionen Euro in die Herstellung von Biodiesel in Schwechat zu investieren. Dafür ist grüner Wasserstoff notwendig. Und weil die Elektrolyseanlage nun in der Raffinerie und zumindest fürs Erste für die Raffinerie gebaut wird, geht die OMV das Projekt ohne Verbund an, dafür mit einem Finanzpartner.

"Wir haben mit mehreren gesprochen und uns dann für die Kommunalkredit entschieden", sagte der für das Raffineriegeschäft zuständige OMV-Vorstand Thomas Gangl dem STANDARD. Die Elektrolyseanlage mit einer geplanten Größe von zehn Megawatt (MW) werde in das bestehende Wasserstoffsystem der Raffinerie eingebunden. Gut 35.000 Tonnen Wasserstoff fallen derzeit in Schwechat prozessbedingt jedes Jahr mit dem Schönheitsfehler an, dass dabei klimaschädliches CO2 mit im Spiel ist. Gangl: "Mit grünem Wasserstoff sind wir Vorreiter, das bringt uns unter Europas Raffinerien in eine Poleposition."

Wer den Grünstrom für die Elektrolyse liefert ist noch nicht entschieden. Man hoffe sehr, dass sich auch Verbund an der Ausschreibung beteilige, heißt es bei der OMV.

Pläne für größere Anlagen

OMV und Kommunalkredit treten bei der Elektrolyseanlage mit je zehn Millionen Euro in Vorlage; fünf Millionen sind Fördermittel aus dem Klima- und Energiefonds (Klien) plus eine anteilige Investitionsprämie des Wirtschaftsministeriums. Mit den 1500 Tonnen an grünem Wasserstoff könnten 15.000 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart werden. Dabei soll es nicht bleiben. Gangl: "Wir denken schon an die nächste Größenordnung von 100 MW."

Eine Sechs-MW-Elektrolyseanlage steht auf dem Voest-Gelände in Linz, wo Wasserstoff mittels Wind- oder Solarstrom aus Wasser erzeugt wird. Läuft alles nach Plan, soll dieser bei der Stahlerzeugung künftig Koks und Kohle ersetzen. Damit könnte der CO2-Ausstoß kräftig reduziert werden. Mit dabei sind Verbund und OMV. Die drei Unternehmen investieren je zwei Millionen in die 18 Millionen Euro teure Pilotanlage; zwölf Millionen Euro schießt die EU zu. (Günther Strobl, 16.2.2021)