Draußen ist es kalt, und das Coronavirus lauert gleich ums Eck: Da ist die virtuelle Sandkiste doch reizvoller als die reale.

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Viele Menschen wären derzeit gerne Wikinger. Was uns zu dieser These verleitet? Das neue Indie-Computerspiel Valheim hat gute Chancen, der wohl größte virale Erfolg auf der Gaming-Plattform Steam zu werden: Allein am Sonntag spielten 367.000 Menschen gleichzeitig – ein Meilenstein, der von den meisten Spielen nie und von erfolgreichen Spielen erst nach Monaten erreicht wird.

Valheim definiert sich als ein "Sandbox-Spiel". Darunter versteht man virtuelle Sandkisten, in denen sich die Spieler frei bewegen und ihre Abenteuer selbst gestalten, meist ohne Einschränkung durch Levels oder künstliche Barrieren. Der Fokus des Spielerlebnisses liegt auf dem Entdeckertrieb.

Gerade in Zeiten von Pandemie, Lockdown und Reisebeschränkungen bieten diese Art von Spielen genau das, was den Menschen fehlt: uneingeschränkte Mobilität. Dabei werden teilweise auch Größenvergleiche zur echten Welt gezogen: Das 2016 erschienene Final Fantasy XV gilt mit einer Fläche von 1800 Quadratkilometern – also etwas weniger als die Fläche von Mauritius – etwa als eines der größten Sandbox-Spiele. Das Weltraumspiel No Man’s Sky wiederum setzt auf automatisch generierte Welten und bietet somit 18 Quintillionen Planeten: Um all diese Orte zu besuchen, bräuchte man 585 Milliarden Jahre.

Es ist davon auszugehen, dass die Pandemie nicht ganz so lange dauert. Trotzdem: Bis wir wieder real verreisen können, bieten die virtuellen Sandkisten einen willkommen Eskapismus. Sei es als Wikinger, als Fantasy-Held, als Astronaut – oder auch etwas bodenständiger mit Lkw-Simulationen, in welchen man als Brummifahrer die Straßen der Welt unsicher macht. (Stefan Mey, 16.2.2021)