Rund 500 Meter hat in der Nacht auf Dienstag eine über 80-jährige Platane durch die Wiener Innenstadt zurückgelegt. Um Mitternacht wurde der Verkehr auf der Auerspergstraße gesperrt. Der bis Montag vor dem Café Eiles stehende Baum wurde von einem Kran aus der Erde auf einen Tieflader gehoben, dann ging es los: Die 22 Meter hohe Platane, die mit der Nummer 1001 im städtischen Baumkataster eingetragen ist, zog im Regen und mit Schritttempo Richtung Schmerlingplatz. Dort schlägt sie im Park neben dem Justizpalast nun ihre Wurzeln.

Platane muss U-Bahn-Bau weichen

Der Grund für die nächtliche Großaktion: Genau an jener Stelle, am Beginn der Josefstädter Straße, soll ein Ausgang für die neue U2/U5-Station Rathaus inklusive drei Aufzügen entstehen. Ursprünglich war geplant, die Platane umzuschneiden. Doch es regte sich Widerstand. Bürgerinitiativen und Umweltschützer mobilisierten für den Erhalt des Baumes. Der Baumchirurg Manfred Saller und sein Team bereiteten zehn Tage lang den Umzug vor. Ihre Leistungen stellte der Baumschützer nicht in Rechnung. Die benötigten Gerätschaften kommen von den Wiener Linien. Einen genauen Betrag, mit dem die Umpflanzung zu Buche schlägt, wollten die Wiener Linien vorerst nicht nennen.

Aber nicht jeden Baum könne man umpflanzen, wie Saller erklärt. Es brauche vor allem eines: einen passenden neuen Standort. "Der Baum braucht einen extrem großen Wurzelbereich, also sehr viel Platz", sagt der Baumchirurg. Der Park beim Justizpalast biete genügend Raum. Nun heißt es warten, ob der Baum überlebt. Denn wenn die entsprechenden Faserwurzeln, mit denen der Baum die Nährstoffe aufnimmt, nicht mehr ausreichend vorhanden sind, stirbt er. Doch: "Der Baum ist dort sehr geschützt von anderen Nadelgehölzen, ich hoffe, er freundet sich mit den anderen Bäumen an." (ook, 16.2.2021)

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Pro und Kontra: Baumverpflanzung

Foto: APA/HANS PUNZ
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