Das britische Verteidigungsministerium ließ im Vorjahr zum 20-jährigen Jubiläum der Aufhebung des Homosexuellenverbots beim Heer Gebäude in Regenbogenfarben erstrahlen.

Foto: EPA / LPhot Rory Arnold/BRITISH MINISTRY OF DEFENCE/HANDOUT

Bis zum Jahr 2000 war es homosexuellen Menschen verboten, im britischen Militär zu dienen. Wurde einer Person ihre gleichgeschlechtliche Neigung nachgewiesen, wurde sie unehrenhaft entlassen. Oft wurden den Betroffenen ihre erkämpften Orden noch von der Brust gerissen. Auf jeden Fall wurden ihnen alle Ehrungen mit dem Schuldspruch aberkannt.

Dieses Unrecht soll nun wiedergutgemacht werden, kündigte Veteranenminister Johnny Mercer an. All jene, denen aufgrund ihrer Homosexualität die militärischen Ehren aberkannt wurden, können einen Antrag beim Verteidigungsministerium stellen und diese zurückbekommen. Ein hochrangiger Beamter sagte zu "I News": "Es geht darum, eine historische Ungerechtigkeit zu beseitigen, durch die Helden ihre Orden aus lauter falschen Gründen abgenommen wurden."

Veteranenminister Mercer setzte zu den neuen Maßnahme einen Tweet ab: "Extrem traurig, dass manche unserer Leute ihr Zeit beim Militär nicht so genossen haben wie ich und ernsthafte Ungerechtigkeit erlebt haben, nur weil sie homosexuell sind. [Das Büro für Veteranenangelegenheiten] will die Beziehung des Vereinigten Königreichs zu seinen Veteranen neu regeln, und dazu gehört dieser historische Fehler."

Rang und Pension weg

Im vergangenen Jahr hatte der 70-jährige Falkland-Veteran Joe Ousalice seinen Orden für seinen langen Militärdienst und gute Führung von Verteidigungsminister Ben Wallace zurückbekommen. Die Auszeichnung war ihm 1993 von einem Kriegsgericht weggenommen worden. Der bisexuelle Ousalice war 18 Jahre lang Kommunikationsoffizier der Navy. "Das ist noch nicht einmal ansatzweise genug", sagte er nach der Rückgabe. Denn mit der Aberkennung der Auszeichnungen habe er seinen Rang verloren und somit seine Pensionsansprüche. Er habe bis 60 warten müssen, um Pensionszahlungen zu erhalten, die ihm ansonsten gleich nach dem Ausscheiden aus dem Dienst zugestanden wären.

Interessengruppen fordern deshalb von Minister Mercer nicht nur die Rückgabe der Orden, sondern auch Entschädigungszahlungen. Außerdem müsse die Regierung die Zeit vor dem Jahr 2000 aufarbeiten. Veteranen seien damals von der Militärpolizei heimlich gefilmt und immer wieder belästigt worden – nur um zu beweisen, dass sie homosexuell sind.

Homophobie im Bundesheer

Auch im österreichischen Bundesheer ist Homosexualität noch immer ein Thema. Nachdem Ende Jänner ein Video von jungen Soldaten bei einer Party veröffentlicht wurde, auf denen auch gleichgeschlechtliche Handlungen zu sehen sind, hatte Heeressprecher Michael Bauer dazu geschrieben: "das Widerlichste, was ich in meiner 35-jährigen Dienstzeit beim Bundesheer sehen musste". Einer der beteiligten Soldaten starb kurz darauf – er könnte sich selbst getötet haben.

Der Fall löste eine Debatte über Homophobie im Bundesheer aus – und vor allem darüber, wie sie beseitigt werden könnte. Das Heer selbst weist alle Vorwürfe von sich. Sexualität sei kein Thema: "Es zählt ausschließlich der Mensch und seine Leistung", so Bauer. (bbl, 16.2.2021)