Jack Russell Terrier stehen weit oben auf der Liste der Diebstähle.

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London – In Großbritannien sehnen sich in Zeiten von Corona-Pandemie und Lockdown viele Menschen nach einem Hund. Laut "Pets 4 Homes", einer Online-Plattform für den Handel mit Haustieren, haben sich die Preise für Welpen im vergangenen Jahr mehr als verdoppelt. Doch die Tiere geraten deswegen immer mehr in den Blick von Kriminellen.

Die Organisation Doglost, die eine Datenbank für vermisste Hunde betreibt, verzeichnete im vergangenen Jahr 465 gestohlene Hunde in Großbritannien und Irland – mehr als zweieinhalb Mal so viele wie noch im Jahr 2019. Die meisten Hunde wurden demnach im Südosten Englands entführt. Am begehrtesten sind Cocker Spaniels, gefolgt von English Springer Spaniels und Jack Russell Terriern.

Hunde statt Drogen

Wenn es sich auch um ein vergleichsweise seltenes Verbrechen handelt, werden mit gestohlenen Hunden längst Millionen gemacht, wie ein verdeckter Ermittler der BBC erzählte. Entführt werden demnach nicht nur Welpen, die direkt zum Verkauf angeboten werden, sondern auch ausgewachsene Tiere für die Zucht – oft unter haarsträubenden Bedingungen. Mit Hormonbehandlung würden die Hündinnen zu drei bis vier Würfen pro Jahr getrieben, so der Undercover-Beamte. Den Behörden seien zwei Banden bekannt, die vom Drogenhandel auf das Geschäft mit Hunden umgestiegen seien.

"Hundezucht ist ein großes Geschäft. Wir haben große kriminelle Banden entdeckt, die damit Millionen Pfund machen", teilte die Tierschutzorganisation RSPCA (Royal Society for the Prevention of Cruelty to Animals) mit. Das bestätigt auch Deputy Chief Constable Amanda Blakeman vom Verband der Polizeichefs (National Police Chiefs Council). Die Kriminellen hätten ihre Aktivitäten entsprechend angepasst.

Geldstrafe statt Gefängnis

Wayne May, der ehrenamtlich für Doglost arbeitet, erläuterte, wie die Rechnung für die "Dognapper" aufgehe: Züchte man mit einem gestohlenen Tier fünf Welpen, könne man mit einem Gewinn von bis zu 25.000 Pfund (rund 28.500 Euro) rechnen. Die Gefahr einer Strafverfolgung sei weitaus geringer als beim Drogenhandel. "Wenn Sie mit Kokain im Wert von 25.000 Pfund erwischt werden, wandern Sie ins Gefängnis", so May. Wer beim Stehlen eines Hundes ertappt werde, komme meist mit einer Geldstrafe von etwa 250 Pfund davon.

Zwar heißt es von der Regierung, der Diebstahl von Haustieren könne mit bis zu sieben Jahren Haft bestraft werden. Doch wie oft es zu einem Urteil kommt und wie hoch die Strafen dabei ausfallen, wird in den Statistiken nicht erfasst.

Dreister Diebstahl

Das Vorgehen der Hundediebe ist teils dreist. Längst werden Hunde nicht nur nachts aus Zuchtbetrieben gestohlen oder von Grundstücken gelockt. Manche Frauchen oder Herrchen werden auf offener Straße bedroht oder müssen zusehen, wie die Diebe ihre Hunde über den Gartenzaun heben und mit ihnen davonlaufen.

Die RSPCA warnte kürzlich sogar vor Kriminellen, die in Fahrzeugen mit dem Logo der Tierschützer unterwegs seien und Spaziergänger mit ihren Tieren ansprächen. "Fragen Sie immer nach dem Ausweis, wenn jemand behauptet, ein RSPCA-Mitarbeiter zu sein, und halten Sie Ausschau nach einem Abzeichen", riet die Organisation.

Ermittlerin Blakeman warnt Hundebesitzer davor, Fotos ihrer neuen Welpen in sozialen Medien zu posten. Das könne die Aufmerksamkeit von Kriminellen auf sich ziehen.

Immerhin: Im vergangenen Jahr wurden nach Angaben von Doglost 200 gestohlene Hunde wieder mit ihren Besitzern vereint. (APA, 16.2.2021)