Am Sonntag protestierten erneut Frauen in Minsk gegen die Inhaftierung belarussischer Journalistinnen und Oppositioneller.

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Minsk – Sechs Monate nach Beginn der Massenproteste in Belarus hat es landesweite Razzien bei Journalisten und Menschenrechtlern gegeben. Ziel dieser Razzien sei es festzustellen, wie die Proteste im Spätsommer und Herbst finanziert worden seien, teilten die Ermittler am Dienstag auf Telegram mit. Laut Medienberichten gab es Hausdurchsuchungen in allen größeren Städten, teilweise wurden auch Personen festgenommen.

Menschenrechtszentrum im Visier

Betroffen war demnach auch das Menschenrechtszentrum Wesna. Dabei seien Telefone und Geräte beschlagnahmt worden, teilte die Organisation mit. Der Aktivist Walentin Stefanowitsch sagte: "Das ist die Logik der Repression – am Anfang kommen sie zu den Politikern, den Aktivisten und danach zu den Journalisten und Menschenrechtlern."

Razzien gab es auch beim belarussischen Journalistenverband. Dessen Vorsitzender Andrej Bastunez sei von Polizisten mitgenommen, später aber wieder freigelassen worden, hieß es. Die Organisation hatte mehrfach das Vorgehen der Behörden gegen Medienvertreter kritisiert.

Lukaschenko sieht ausländische Finanzierung

Die autoritäre Führung hatte immer wieder behauptet, dass die Demonstrationen nach der Präsidentenwahl im August aus dem Ausland finanziert worden seien. Wochenlang hatten teils zehntausende Menschen regelmäßig gegen Wahlfälschung protestiert, massenhaft wurden dabei Demonstranten festgenommen. Viele beklagten zudem Polizeigewalt. Zuletzt gab es kleinere Proteste in Wohnvierteln.

Die Opposition und westliche Staaten erkennen den zum Wahlsieger ausgerufenen Alexander Lukaschenko nicht als Präsidenten an. Der 66-Jährige regiert die Ex-Sowjetrepublik seit 1994. (APA, 16.2.2021)