Das Jakobschaf gibt sich nicht mit zwei Hörnern zufrieden.
Foto: imago images//Daniel Heuclin

Manche Ziegen und Schafe tragen mehr Hörner auf dem Kopf, als man gewohnt ist, vier oder sogar noch mehr, aber wo im Erbgut diese physiologische Besonderheit verankert ist, war bisher weitgehend unklar. Nun gelang es einem internationalen Forschungsteam das genetische Geheimnis hinter dieser Kuriosität zu lüften.

Uralte Rassen

Schafe und Ziegen besitzen normalerweise zwei Hörner. Es gibt allerdings vereinzelte Arten, die sich mit einem Hörnerpaar nicht zufrieden geben. Ein Beispiel sind die durchaus martialisch aussehenden Jakobschafe aus Kleinasien, die mit vier Hörnern umher laufen. Der älteste Nachweis eines solchen Hornträgers ist 8.000 Jahre alt. Auch wenige Ziegen, vornehmlich in den Alpen, besitzen dieses Merkmal.

Das Team mit Beteiligung der Universitäten Genf und Bern sowie der ETH Lausanne (EPFL) lüfteten nun das Rätsel dieser merkwürdigen Morphologie, indem sie das Erbgut von 2.000 Schafen und Ziegen aus aller Welt verglichen. Etwa zehn der Tiere trugen mehr als zwei Hörner, wie die Universität Genfg mitteilte.

Gene für die Körpersymmetrie

Resultat: Die Mehrhörner besaßen alle dieselbe Mutation auf dem Gen mit dem Namen HOXD1, wie die Forscher im Fachmagazin "Molecular Biology and Evolution" berichten. Hox-Gene sind keine Unbekannten unter Molekularbiologen. Sie gehören zu einer Gruppe von insgesamt 39 Genen, die die gesamte Symmetrie des Körpers während der Entwicklung steuern.

Ist beispielsweise das von dem Forscherteam identifizierte HOXD1-Gen mutiert, spalten sich die Hornknospen der Schafe und Ziegen während der Embryonalentwicklung auf. Dies führt schließlich zum Wachstum von mehr als zwei Hörnern. (red, APA, 20.2.2021)