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Gemüseersatz für magere Zeiten.

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Und es begab sich am Aschermittwoch, aber auch am Karfreitag – und überhaupt an jedem Freitag sowie an den noch dazukommenden vier, fünf Tagen im Jahr, an denen es daheim auch kein richtiges Essen gab. Beim Metzger hatte wahrscheinlich wieder einmal eine Sau die Schlachtung überlebt: Nach dem Mittagessen in Form einer unzumutbaren "Fastenspeise" aus lauter Beilagen oder getarnt als "Spaghetti", "Fisch", aber ohne Fleisch, holte sich der Vater zwei, drei Leberkässemmeln aus der Stadt. Leerer Sack steht nicht gut.

Der aus Mutter und Großmutter bestehende häusliche Geheimdienst fand recht schnell heraus, dass eine mindere Mahlzeit zur Folge hatte, dass das Familienoberhaupt das Mittagsschlaferl auf der Kuchlbank um zehn Minuten abkürzte. Beim Wegfahren mit dem Auto bog er daraufhin nicht nach links in die Firma, sondern bei zügigem Tempo nach rechts ab. Eine Viertelstunde später steuerte er dann, satt und zufrieden von rechts nach links ruckelnd, an uns vorbei die Werkstatt an.

Doppelte Bosna, halbes Grillhendl

Von meinem Zimmer aus konnte ich mit einem vor lauter depperter Nudelsuppe schwappenden Bauch beobachten, wie der Sauhund mit zwei doppelten Bosna oder einem halben Grillhendl intus der Fastenzeit frech ins Gesicht grinste. Der Vater nannte das "am Bahnhof Zigaretten holen". Die Fastenzeit konnte sich bei uns nie wirklich durchsetzen.

Dazu vielleicht eine Geschichte. Als ich und ein paar Spezln einmal beim Bauböck-Walter daheim zusammengesessen sind, Musik hörten und dazu tschickten und fest Bier tranken, kam Walters Vater zornig durch die Tür: Lärm, Rauchen, Saufen! Hundskrüppeln, miserablige! Er machte gerade eine Diät und war, heute würde man sagen, "hangry". Der immer mit einem guten Humor gesegnete Walter meinte: "Ja, ja, wenn man nichts frisst, dann ist man halt lästig." Die Watsche vom alten Bauböck konnte man bis zum Metzger hören. (Christian Schachinger, 17.2.2021)