Auch im steirischen Bezirk Weiz formieren sich Solidaritätsgruppen für eine Aufnahme von Familien aus den griechischen Zeltlagern.

Foto: Helmut Römer.

Binnen zwei Tagen nach einem Hilfeaufruf war alles vorbereitet für die ersten Flüchtlingsfamilien aus dem griechischen Lager Kara Tepe. Über hundert Bewohner des steirischen Bezirks Weiz boten spontan ihre Unterstützung an. Fünf Wohnungen und ein Haus waren rasch bereitgestellt, für die Verpflegung und Versicherung wäre gesorgt, auch für Deutschkurse, den Flug und eine Versicherung, "aber wir warten bis heute auf grünes Licht von Innenminister Karl Nehammer und Bundeskanzler Sebastian Kurz, dass wir endlich helfen und Familien zu uns holen können. Seit einem Monat appellieren wir an den Innenminister, uns am Helfen nicht zu hindern. Lasst und helfen", sagt Fery Berger, Mitinitiator und Sprecher der Solidargemeinschaft Weiz, im Gespräch mit dem STANDARD.

Auch Zotter hilft

Schokoladenmaestro Josef Zotter oder auch der ehemalige ÖVP-Politiker Siegbert Rosenberger, der kürzlich aus seiner Partei ausgetreten ist, unterstützen die Hilfsaktion. Der langjährige Vizebürgermeister der oststeirischen Stadt Gleisdorf, Rosenberger, hatte seine Parteimitgliedschaft zurückgelegt, nachdem eine in Österreich geborene Schülerin nach Georgien abgeschoben wurde. Das habe für ihn "das Fass zum Überlaufen gebracht". Jetzt engagiert er sich in der Flüchtlingshilfe in diesem traditionell schwarzen Bezirk Weiz.

"Seit Wochen übernachten jetzt auf den Hauptplätzen Österreichs Menschen in Zelten, um auf die Situation der Menschen im Flüchtlingslager aufmerksam zu machen. Und jetzt auch hier in der oststeirischen Bezirksstadt Gleisdorf. Einige übernachten bei minus 13 Grad im Freien. Aus Solidarität", sagt Fery Berger. Die ganze angebotene Hilfe scheitere "an der Ideologie von Sebastian Kurz".

Grüner Zorn

Und weil die Regierung nicht nur aus dem türkisen Part um Sebastian Kurz, sondern auch aus Grünen besteht, hat eine "grüne" Tochter eines der Unterstützer, Andrea Stubenschrott, an Grünen-Chef Werner Kogler einen gepfefferten Brief abgesandt: "Seit ich wahlberechtigt bin, wähle ich grün. Bis vor einigen Monaten standen die Grünen für meine Werte: Menschen in Not zu helfen und die Umwelt zu schützen. Der Umstand, dass kein einziges Flüchtlingskind in Österreich aufgenommen wird, enttäuscht mich zutiefst. Diese Politik hätte ich der FPÖ zugetraut, aber nicht den Grünen." Wenn sich nicht rasch Gravierendes an deren Kurs ändere, werde sie, "so hart es für mich ist, zum ersten Mal in meinem Leben eine andere Partei wählen". (Walter Müller, 16.2.2021)