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Der Bierkrug darf beim politischen Aschermittwoch natürlich nicht fehlen – auch wenn dieser heuer virtuell stattfindet.

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Diesmal darf sogar Armin Laschet von der CDU etwas sagen – muss aber auch einstecken.

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Das Bier fließt, die Lederhosen und Dirndlkleider schunkeln, schwitzende Gesichter strahlen, als der CSU-Vorsitzende einzieht, von allen Seiten ertönt Jubel. So muss er sein, der Aschermittwoch der CSU, der "größte Stammtisch der Welt", wie die CSU ihn nennt. Und dann ist auch noch Übervater Franz Josef Strauß zu sehen.

Doch leider, leider ... alles nur digital, alles nur eingespielte Filme von früher. Corona zwingt am Aschermittwoch 2021 natürlich auch die CSU-Führung, die normalerweise vor tausenden Fans in der Passauer Dreiländerhalle spricht, ins Internet.

Fanpakete liegen bereit

"Es fühlt sich irgendwie alles anders an", bekennt CSU-Chef Markus Söder gleich zu Beginn. Mit ein paar Schritten war er auf der Bühne. Normalerweise braucht der Hauptredner gut und gerne 20 Minuten, weil er sich erst den Weg durch die Massen bahnen muss. Immerhin: Die CSU hat sich mächtig ins Zeug gelegt, es steht schließlich auch eine Bundestagswahl vor der Tür. Fanpakete mit diversen weiß-blauen Artikeln (Schals, Bierdeckel, Ratschen) wurden verteilt, natürlich kam auch Weißbier mit der Post. Hunderte CSU-Mitglieder sind in die Halle zugeschaltet, sie bemühen sich auch sehr, lachen und klatschen. "Aschermittwoch dahoam" lautet das Motto.

Und weil sowieso schon so vieles neu ist in diesem Jahr, gibt es gleich noch eine Premiere: Zum ersten Mal darf auch ein CDU-Chef beim Hochamt der CSU sprechen. Armin Laschet, der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, ist zugeschaltet, er hat sein Stehpult mit Brezn und (geschlossenen) Bierflaschen dekoriert, eine CSU-Fahne gibt es auch. Sogar einen alten Bierkrug aus der Zeit von Strauß hat er mitgebracht.

Gemeinsames Lachen

Laschet streut dem Gastgeber auch gleich Rosen: "Markus Söder hat es geschafft, die CSU wieder stark zu machen." Er verrät, wenn er mit ihm telefoniere, dann "gibt es immer Gelegenheit, wo wir lachen". Ob die beiden auch über die Kanzlerkandidatur der Union reden, verrät er nicht. Dennoch: Applaus für Laschet.

Weniger gut kam eine andere Rede Laschets diese Woche an. Da kritisierte er, dass die Politik "die Bürger wie unmündige Kinder behandelt". Man dürfe "nicht immer neue Grenzwerte erfinden" und "unser ganzes Leben" nur an "Inzidenzwerten abmessen". Es war ein offensichtlicher Versuch, sich von Kanzlerin Angela Merkel und auch Söder abzusetzen, die einen strengen Kurs fahren. Allerdings: Laschet hat die Beschlüsse in der jüngsten Konferenz der Kanzlerin und der Ministerpräsidenten mitgetragen.

Rede im Wohnzimmer

Söder kontert gleich, als er dann in einem nachgebauten Wohnzimmer samt Kachelofen Platz nimmt und seine Rede beginnt: "Wir haben das bisher ganz gut gemacht: die erste Welle überstanden, die zweite Welle gebrochen. Würden wir es laufen lassen, wären die Schäden größer."

Und er hat auch eine Mahnung an Laschet: "Jeder, der meint, im September (bei der Bundestagswahl, Anm.) Merkel-Stimmen zu bekommen, der muss wissen: Merkel-Stimmen gibt es nur mit Merkel-Politik."

Erneut erklärt er Richtung Österreich: "Ich möchte kein zweites Ischgl mehr erleben. Einmal nicht beachtet kann passieren. Zweimal nicht beachtet darf nicht passieren." In Tirol grassiere nun einmal die südafrikanische Variante. Zwar, so Söder, "hat mein Freund Sebastian Kurz Maßnahmen ergriffen", aber in Tirol "nimmt man es nicht ganz so ernst, man teilt gegen alle aus, gegen uns, gegen Wien". Die scharfen Grenzkontrollen findet er richtig. Söder: "Sorry, es geht um Schutz und Sicherheit für unsere Menschen."

Freundliche Predigt

Überhaupt redet Söder hauptsächlich über Corona. Laute verbale Attacken gibt es dieses Jahr nicht, das würde ohne Publikum auch merkwürdig wirken. Vielmehr richtet er sich freundlich predigend an die CSU-Basis. Dennoch bekommt die Konkurrenz ihr Fett ab. Wenn Grünen-Chefin Annalena Baerbock sage, sie traue sich das Kanzleramt zu, dann sei das, als würde jemand sagen: "Nächste Woche beginne ich mit der Fahrschule, eine Woche später bin ich Formel-1-Weltmeister."

Apropos Baerbock: Sie tritt am Aschermittwoch der Grünen natürlich auch virtuell auf. Viel haben sich die Grünen nicht einfallen lassen. Baerbock spricht einfach und recht langweilig vor einer grünen Wand in ein Mikrophon. SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz hat immerhin Bier neben sich stehen. Auch er kritisiert den neuen CDU-Chef Laschet, ohne ihn beim Namen zu nennen. Es gebe Politiker, die "die Pose wichtiger finden als die Tat" und ständig Neues fordern. Das sei aber aber in der Krise nicht der richtige Weg: "Da braucht man Leadership, Führungskraft und Ernsthaftigkeit." (Birgit Baumann aus Berlin, 17.2.2021)