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Millenials sind alt geworden.

Foto: Getty Images/Lara Belova

In den letzten Tagen machte die Nachricht die Runde, man solle das tränen lachende Emoji nicht mehr verwenden, weil es bei der Generation Z offenbar als uncool gilt. Während der "Guardian" den Beginn eines "culture war" zwischen den Generationen verkündete, gingen beleidigte Millennials zum Angriff über. Mit dem Gefühl, von Teenagern ihres Rechts auf belustigte Emojis und Skinny Jeans beraubt worden zu sein, attackierten sie die Gen Z auf eine Art und Weise, für die sie Babyboomer vor ein paar Jahren noch belächelt hätten.

Auslöser der ganzen Debatte war ein Video auf der chinesischen Plattform Tiktok, in dem einige Dinge aufgezählt wurden, die Millennials machen und die von der Folgegeneration für nicht gut befunden werden. Natürlich ist das Video albern. Doch viel schlimmer ist die Tatsache, dass Menschen tatsächlich persönlich nehmen, was Tiktok-Teenager als Albernheit in ein Video verpacken.

Kein Mitspracherecht

"Wenn du nie Smiley-Faces für MSN coden musstest, hast du kein Mitspracherecht", sieht man zum Beispiel Tiktok-Userin Veronica Rossi in einem Video ihre Generation verteidigen. Einige Millennials werden bei der Betrachtung vermutlich zustimmend nicken. Eigentlich macht aber erst dieser allzu ernsthafte Versuch, zum Gegenangriff überzugehen, die Ausgangslage wirklich lustig – und sollte auch die letzten Zweifel ausräumen, dass das Zepter der Deutungshoheit über Internetkultur längst weitergereicht wurde.

Eigentlich sollte diese Entwicklung aber niemand überraschen. Berücksichtigt man nämlich, dass Millennials nach offizieller Definition zwischen den frühen 1980er-Jahren bis zu den späten 1990er-Jahren geboren wurden, so stellt man fest: Die meisten von ihnen sind (für Internetverhältnisse) bereits alt.

Und ob sie es wahrhaben wollen oder nicht, genauso veraltet sind Teile ihrer Normen und Herangehensweisen an das Internet. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis eine neue Generation nachrückt, die dank neuer Social-Media-Plattformen – am prominentesten ist wohl Tiktok – dasselbe Theater veranstalten wie einst Millennials mit Boomern.

An der Jugend festhalten

Aller Abschied ist schwer, wie diese Diskussion sehr deutlich zeigt. Aber die Tatsache, dass sich manch einer von einem Scherz über tränen lachende Emojis angegriffen fühlt, zeigt: Loslassen kann befreiend sein. Obwohl die Versessenheit, jung zu bleiben, offensichtlich für manch herzhaften Lacher sorgt. (Mickey Manakas, 17.2.2021)