Vier Modelle stehen aktuell zur Auswahl.

Foto: Fauna

Seit September 2020 ist die Audiobrille "Fauna" erhältlich. Vom gleichnamigen Grazer Start-up entwickelt, soll die Brille Kopfhörer ersetzen und dazu noch schick aussehen. Für einen Preis von rund 250 Euro sollte man also schon einiges erwarten können.

Ganz neu ist die Idee nicht. Schon seit einigen Jahren bringen auch Bose, Zungle, Huawei oder Oakley Audiobrillen auf den Markt – also Brillen, die mit eingebauten Lautsprechern und Mikrofonen Musik abspielen und Anrufe annehmen können. Eine spannende Idee, die trotz des größer werdenden Angebots aber noch nicht breitenwirksam funktioniert. Das österreichische Start-up will das jetzt ändern.

Fauna Audio Glasses

Einfach zu bedienen

Die Technik hinter den Brillen ist schnell erklärt: In den Bügeln der Brille befinden sich Lautsprecher, die sowohl Musik in Richtung Ohr weitergeben können als auch eingehende Anrufe hörbar machen. Via Touch-Steuerung kann ein Anrufe angenommen, zum nächsten Lied gesprungen und die Lautstärke reguliert werden. Das geschieht alles recht komfortabel nach gewohnten Touch-Mustern. Zweimal antippen also löst das Annehmen von Anrufen aus, nach vorne streichen reduziert die Lautstärke und so weiter.

Verbunden wird die Brille via Bluetooth 5.0 mit dem Handy, Tablet oder PC, dabei wird eine Reichweite von etwa zehn Metern versprochen. Die gleichnamige App ist nicht erforderlich, kann aber für akustische Erinnerungen, etwa stündlich ein Glas Wasser zu trinken, aktiviert werden. Zu Verbindungsproblemen kam es beim Test nicht. Nach der Kopplung ist die Brille einsatzbereit. Bei Inaktivität schaltet sich der Nasenschmuck jedoch ab und muss durch Druck auf den Bügel oder ein kurzes Verstauen in der Aufbewahrungsbox erneut verbunden werden.

Zwei Modelle sind für Frauen, zwei als Unisex-Brillen entworfen.
Foto: Fauna

Design follows function

Die Verarbeitung ist gelungen. Die Spaltmaße, das Scharnier und die Verarbeitung wirken generell hochwertig. Dank IP55-Zertifizierung ist die Brille auch gegen Spritzwasser geschützt – untertauchen sollte man sie jedoch nicht. Vier Modelle finden sich bis jetzt auf der Website. Zwei davon sind als Sonnenbrillen (UVA/UVB) gedacht, die anderen beiden können entweder als Bildschirmgläser (Blaulichtfilter) benutzt oder beim Optiker mit optischen Gläsern ausgestattet werden. Eine Anleitung für den Einbau ebendieser findet sich in der beigelegten Anleitung.

Das Gewicht ist mit 50 Gramm nicht unverschämt hoch, weshalb das Tragen auch nach mehreren Stunden nicht unangenehmer ist als bei normalen Brillen. Die Bügel sind aufgrund der Technik breiter ausgefallen, blickt man jedoch von vorne auf die Brille, kann man sie kaum von einer normalen unterscheiden.

Der 100-mAh-Akku schafft eine Standby-Zeit von etwa 20 Stunden und eine Hörzeit von knapp fünf Stunden. Geladen wird die Brille praktischerweise in der Aufbewahrungsschachtel, die deshalb recht wuchtig daherkommt. Die 1.300 mAh des Etuis reichen für weitere vier bis fünf Ladungen. Diese wird wiederum via USB-C geladen. Ein Ladekabel liegt der Brille bei.

Die Touch-Steuerung ist intuitiv.
Foto: Fauna

Sound

Das Hauptfeature der Brille ist, Sound ohne die Verwendung von Kopfhörern ausgeben zu können. Das wirkt zunächst schwer vorstellbar, funktioniert in der Praxis aber überraschend gut. Die Musik beziehungsweise der Gesprächspartner können auch bei mittlerer Lautstärke gut verstanden werden. Der Vorteil ist jedoch gleichzeitig ein Nachteil. Da kein Kopfhörer das Ohr "verstopft", hört man auch Nebengeräusche, was praktisch bei möglichem Babyschreien oder im Straßenverkehr ist, wenn man die Brille etwa als Radfahrer nutzt. Es bedeutet aber auch, dass bei Straßenlärm Gespräche eigentlich kaum noch möglich sind.

Dank dem Zwei-Wege-Audiosystem und den beiden Lautsprechern ist der Klang der Brille wunderbar klar und in Richtung Ohr gerichtet, damit die Umgebung möglichst wenig belästigt wird. In einem Radius von rund zwei Metern um den Träger herum sind jedoch auch für Außenstehende die Lautsprecher zu hören. Firmengeheimnisse sollte man also weiterhin besser nicht in der Öffentlichkeit diskutieren.

Als Freisprecheinrichtung, speziell in Zeiten des Homeoffice, kann die Blaulichtfilter-Version nur teilweise überzeugen. Die Gläser schützen die Augen, zwei Mikrofone im linken Bügel sorgen dafür, dass man Gesprächspartner einigermaßen gut versteht. Im Test gab es unterschiedliche Ergebnisse. Zumeist waren die Gesprächspartner und der Träger der Brille sehr klar und deutlich zu verstehen, gelegentlich war aber auch ein störendes Knacksen zu vernehmen.

Das Etui ist gleichzeitig die Ladestation.
Foto: Fauna

Fazit

Sowohl die Verarbeitung, das Design, aber auch die Tonqualität können bei Fauna durchaus mit der aktuell auf dem Markt befindlichen Konkurrenz mithalten. Die einfache Bedienung und die Auswahl von vier schicken Modellen sind ebenfalls keine Selbstverständlichkeit. Deshalb gilt es in erster Linie als Kunde zu erwägen, ob man Teil der möglichen Zielgruppe für das Produkt ist. Als Ersatz für hochwertige In-Ear-Kopfhörer sind die Brillen nicht zu sehen. Für Nicht-Brillenträger ist das Tragen ungewohnt, für längere Bildschirmarbeit ist der Blaulichtfilter aber tatsächlich angenehm für die Augen.

Brillenträger sehen sich für die zusätzliche Funktion vielleicht mehr als Nutznießer, haben sie doch die Brille ohnehin immer dabei. Preislich gibt es auf dem Markt allerdings günstigere Alternativen, die eine ähnliche Qualität aufweisen. Das Etui als Ladestation ist bei den Mitbewerbern allerdings keine Selbstverständlichkeit – ein Plus für Fauna.

Weitere Farbvarianten sollen in den nächsten Monaten folgen, genau wie ein Ausbau der App-Funktionen. Erhältlich ist die Brille ab 249 Euro.

Zu Testzwecken wurde der Redaktion das Modell "Memor Havana" zur Verfügung gestellt. (Alexander Amon, 20.2.2021)