Düster sieht es aktuell für die Gastronomie aus. Entwickeln sich die Corona-Zahlen bis 1. März in eine gute Richtung, könnte aber über eine Öffnung debattiert werden.

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Wien – Die Zahl der neuen Corona-Fälle ist am Mittwoch wieder auf mehr als 1.700 gestiegen. Bei der Sieben-Tage-Inzidenz entfernt sich Österreich immer weiter von der Marke 100. Und der Anteil der herausfordernden Virusmutationen aus Südafrika und Großbritannien wird größer. Dennoch mehren sich die Stimmen, die schnellere Öffnungsschritte für weitere Bereiche abseits von Friseuren und dem Handel fordern.

Am Mittwoch trat der Innsbrucker Vizebürgermeister Johannes Anzengruber (ÖVP) für eine Gastro-Öffnung ein. "Vor allem für die Gastronomie ist die Situation nicht mehr tragbar. Die Menschen möchten sich auch endlich wieder zu einem Kaffee oder Mittagessen treffen", meinte er. Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) würde als Versuch Thermenhotels noch im März öffnen wollen. Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer fordert Öffnungsperspektiven für Gastro und Kulturbereiche. Die Neos wollen bis 1. März einen Öffnungsplan. Und immer mehr Sportverbände treten für Lockerungen im Bereich des Non-Profit-Vereinssports mit Tests und weiteren Sicherheitsvorkehrungen ein. Eines der Argumente: Kinder mit negativem Test dürfen in die Schule gehen, nicht aber im Verein unter Auflagen sporteln.

Gesprächsrunde am 1. März

In die Öffnungsdebatte dürfte also Bewegung kommen. Wie berichtet hat die türkis-grüne Regierung zwar angekündigt, von weiteren Lockerungen bis "rund um Ostern" – also Ende März oder Anfang April – abzusehen. Am Mittwoch legte sich Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) aber nicht mehr so deutlich fest: Er verwies auf den 1. März, da gibt es erneut Beratungen und Abstimmungen zwischen Bund und Ländern.

Auf diesen Termin hatte sich tags zuvor auch der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) bezogen, als er eine Öffnung der Schanigärten ins Spiel brachte. Ludwig hoffte, dass es bei den Gesprächsrunden Anfang März schon zu Beschlüssen hinsichtlich weiterer Lockerungen kommt. Auch für Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) müssen die Schanigärten im nächsten Öffnungsschritt berücksichtigt werden.

Fix ist vorerst nur eines: Verstärkt sich der Trend bei der Zunahme der Neuinfektionszahlen, hat sich die Debatte über frühere Öffnungen erledigt. Das aktuell leichte Plus macht Katharina Reich, Direktorin für öffentliche Gesundheit im Gesundheitsministerium, aber noch nicht nervös. Schließlich ist die Testbereitschaft auch durch die Testpflicht etwa für Friseurbesuche zuletzt signifikant gestiegen. "Wer viel testet, findet vielleicht viel, aber wer viel testet, kann auch viel herausfischen und daher bekämpfen", meinte Reich in Ö1. Nötig sei zunächst eine stabile Phase.

Britische Mutation hat in Wien Anteil von 40 Prozent

In Wien wird darauf verwiesen, dass die Positivitätsrate bei allen Tests am Mittwoch bei 0,83 Prozent lag. Im Bereich PCR waren es 1,6 Prozent. Frühestens am Wochenende oder Anfang kommender Woche könne man aber die Auswirkungen der ersten Öffnungsschritte im Handel und bei körpernahen Dienstleistungen sehen.

Dazu kommt die Verbreitung der Virusmutationen. Die britische Version B.1.1.7 habe bereits einen Anteil von 40 Prozent an den Wiener Corona-Fällen, hieß es aus Hackers Büro zum STANDARD. Die südafrikanische Mutante war im Abwasser "noch nicht nachweisbar".

"Prüfservice" für Corona-Tests wegen Fälschungen

Der Ausbau von Tests steht österreichweit auch hinsichtlich der möglichen Ausweitung des Modells "Reintesten" für gewisse Bereiche auf der Agenda. Das Land Vorarlberg warnte am Mittwoch aber bereits vor Fälschungen und dem Missbrauch von Testergebnissen.

Behörden und Dienstleister können nun mittels Prüflink Details zur Testung – samt Initialen der getesteten Personen – kontrollieren. Auch das Gesundheitsministerium will die Bescheide über die Testplattform des Bundes ab Anfang nächster Woche mit QR-Codes versehen. (David Krutzler, Vanessa Gaigg, 18.2.2021)