Die bisherigen Daten zu Nebenwirkungen der eingesetzten Impfstoffe liegen im Bereich des Erwartbaren, meinen die Wissenschafter.

Foto: EPA/Juan Carlos Cardenas

Wien – In den vergangenen Tagen ist der Covid-19-Impfstoff von Astra Zeneca in ein schiefes Licht geraten. Er sei bei mild verlaufender Infektion mit der südafrikanischen Mutante weniger wirksam, hieß es. Auch wären durch ihn nicht alle Altersklassen im selben Ausmaß geschützt. Und nicht zuletzt mehrten sich Berichte über häufigere Nebenwirkungen dieses Impfstoffs.

Mit der wachsenden Menge verimpfter Dosen verschiedener Hersteller lässt sich mittlerweile ein recht gutes Bild davon zeichnen, wie es wirklich um die Bilanz der Nebenwirkungen steht. Auch in Österreich existieren zu den Präparaten von Biontech/Pfizer, Moderna und Astra Zeneca bereits einige Zahlen.

1.000 Mal Geimpft – 3,9 Nebenwirkungsmeldungen

Basierend auf 377.057 bis 12. Februar in e-Impfpässen eingetragenen Impfungen bekam das heimische Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG) 1489 Meldungen über Nebenwirkungen. Die meisten betrafen Kopfschmerzen, Fieber, Müdigkeit und Schmerzen an der Impfstelle. Mit 365.039 Dosen erhielt der überwiegende Großteil davon eine Biontech/Pfizer-Impfung, 1.384 der damit Geimpften klagten über Beschwerden.

Von Moderna liegen 8.057 Eintragungen und 46 Nebenwirkungsmeldungen vor. Und bei 3.961 Impfungen von Astra Zeneca wurden 59 Fälle irgend einer Art von Unwohlsein registriert. Laut diesen Erhebungen haben damit von durchschnittlich 10.000 geimpften Personen 39 eine Meldung über Impfbeschwerden beim BASG abgegeben.

Jüngere eher von Nebenwirkungen betroffen

Rein rechnerisch steigt der Impfstoff von Astra Zeneca tatsächlich schlechter aus als die Konkurrenz und weist mehr als doppelt so viele Meldungen pro geimpften Personen auf als etwa das Vakzin von Moderna. Im Fall des AstraZeneca-Impfstoffes ist freilich auch bekannt, dass die erste Impfung mehr Nebenwirkungen hat als die zweite. Hinzu kommt, dass Astra Zeneca vor allem an Jüngere geht, die eher von Nebenwirkungen betroffen sind als Ältere.

Der deutsche Infektionsimmunologe Christian Bogdan, Mitglied der Ständigen Impfkommission (STIKO), sieht die milden Nebenwirkungen auch durchaus positiv: "Die Symptome sind Ausdruck der Immunantwort, die zeigt, dass im Körper tatsächlich etwas nach der Impfung passiert", so Bogdan gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. "Die genannten Symptome wie Kopfschmerzen oder Fieber entsprechen auch ganz dem, was bereits in Studien publiziert wurde."

Ein etwas stabileres Zahlenfundament liefert das US-amerikanische Meldesystem für unerwünschte Impfnebenwirkungen VAERS, der Astra-Zdeneca-Impfstoff ist dort allerdings noch nicht zugelassen: Laut deren Statistik kommen bei den mRNA-Impfstoffen von Moderna und Biontech/Pfizer auf eine Million verabreichter Dosen 372 Beschwerdemeldungen. Laut dem Fachjournal "Nature" sei das deutlich weniger als man nach den klinischen Studien erwarten würde.

Astra Zenecas Vakzine ist ein sogenannter Vektorimpfstoff, bestehend aus inaktiven Adenoviren mit dem Bauplan für ein Coronavirus-Protein an Bord, auf das unser Immunsystem ansprechen soll. In Großbritannien wurden bereits über drei Millionen Dosen davon ausgeliefert.

Unter den Erwartungen

Laut dem britischen Monitoringsystem Yellow Card klagten von einer Million mit dem Astra-Zeneca-Präparat geimpfter Patienten ungefähr 4000 über Schmerzen im Arm, Kopfweh oder Müdigkeit. Auch dies liegt weit unter den Ergebnissen der klinischen Studien: Dort hatten rund 50 Prozent der Teilnehmer von Nebenwirkungen berichtet.

Alles in allem liegen die momentan registrierten ungewünschten Folgen der Corona-Impfungen sogar unter den Erwartungen und im Rahmen dessen, was die Wissenschafter als normale Impfreaktionen betrachten: Von den über 377.000 geimpften Personen hatten laut BASG 584 Betroffene Kopfschmerzen gemeldet, 542 Fieber, 401 Müdigkeit, 391 Schmerzen an der Impfstelle, 290 Muskelschmerzen, 267 Gelenksschmerzen, 180 Übelkeit, 170 Schüttelfrost, 121 Schmerzen in einer Extremität und 89 Schwindel. Weniger als 20 Patienten berichteten von allergischen Reaktion oder Beschwerden an den Gesichtsnerven.

Andere, schon seit langem etablierte Impfungen haben da eine vergleichsweise schlechtere Nebenwirkungs-Bilanz: Von 1000 Maserngeimpften müssen sich zwischen 20 und 50 Personen mit den sogenannten "Impf-Masern" herumschlagen, die zwar nicht ansteckend sind, aber mit Fieber, Ausschlag oder Gelenkschmerzen einher gehen. (tberg, 17.2.2021)