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Der Unmut unter Ärztinnen und Ärzten und dem Pflegepersonal gegenüber dem Astra-Zeneca-Impfstoff ist nach wie vor groß. In Salzburg gibt es deswegen am Donnerstag einen runden Tisch.

Foto: AP/Andreea Alexandru

Ärztinnen und Ärzte sowie Pflegepersonal gehören zu denjenigen, die besonders früh geimpft werden. Warum, liegt auf der Hand: Sie stehen dem Virus besonders exponiert gegenüber, und Ausfälle in ihren Reihen wären in mehrfacher Hinsicht kritisch. Und weil sie es als medizinisches Personal ja ob ihrer Ausbildung genau wissen müssen, wird von der Bevölkerung ganz genau darauf geachtet, wie hoch die Impfbereitschaft in Spitälern ist und ob es dort Kritik am Impfstoff gibt – und wenn ja, welche.

Diese war in den letzten Tagen recht umfassend: Vor wenigen Tagen haben Ärzte und vor allem Pflegekräfte am Wiener AKH mit einer Petition gegen die Verwendung des Astra-Zeneca-Impfstoffs mobilisiert – hunderte Spitalsbeschäftigte unterzeichneten das Protestschreiben. Die Klinikleitung versuchte dann mit einer Infoveranstaltung die Wogen zu glätten, es habe in der Belegschaft zum Teil Fehlinformationen über das Vakzin gegeben.

Bedenken in der Steiermark

Aber auch in anderen Spitälern bzw. Bundesländern mehrt sich der Widerstand gegen das Produkt von Astra Zeneca: So wollen Mitarbeiter der Steiermärkischen Krankenanstaltengesellschaft (Kages) lieber auf den Impfstoff von Biontech/Pfizer warten – in der Kleinen Zeitung ist die Rede von insgesamt 800 Mitarbeitern. Auch einige niedergelassene Ärzte in der Steiermark wollen lieber Biontech/Pfizer.

Rücktritte von der Impfanmeldung habe es aber auch aufgrund von Nebenwirkungen gegeben, die in "nennenswertem Ausmaß" aufgetreten seien, sagte Kages-Sprecher Reinhard Marczik. Demnach sei es zu Kopfschmerzen, erhöhter Temperatur und vereinzelt zu allergischen Reaktionen gekommen. Die Impfreaktionen seien aber in den meisten Fällen nach "höchstens zwei Tagen" vorbei gewesen. Dennoch gab es auch Krankenstände. So mancher Mitarbeiter musste direkt nach der Impfung wegen einer Impfreaktion nach Hause, schilderte Marczik der Austria Presse Agentur.

Runder Tisch in Salzburg

Auch in Salzburg hat eine Gruppe niedergelassener Ärztinnen und Ärzte gefordert, den Biontech/Pfizer-Impfstoff verabreicht zu bekommen, weil sie diesen für wirksamer halten. Sie argumentieren, beim Impfstoff von Astra Zeneca sei der Zeitraum bis zur Zweitimpfung zu lang. Die Mehrheitsmeinung in der Salzburger Ärzteschaft dürfte das aber nicht sein. Die Salzburger Ärztekammer verweist auf die Bundesvorgaben.

Auch die Salzburger Landesregierung lehnte die Forderung der Ärzte ab. Für Donnerstag hat Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) dazu zu einem runden Tisch geladen. Der zweite Landtagspräsident und niedergelassene Internist Sebastian Huber (Neos) hat in der Debatte seine eigene Impfung medienwirksam auf Facebook begleitet. Geimpft wurde Huber mit dem Impfstoff von Astra Zeneca.

Runde zwei in Wien

In Wien steht die nächste Impfrunde für Sanitäter, mobile Pfleger, Hebammen, niedergelassene Ärzte und Ordinationspersonal am 27. und 28. Februar bevor. Während bei der ersten Runde, die bereits inklusive zweiter Impfung abgeschlossen ist, ausschließlich der Impfstoff von Biontech/Pfizer zum Einsatz kam, stellt die Stadt Wien dieses Mal rund 2.000 Impfdosen Biontec/Pfizer sowie rund 6.000 Impfdosen Astra Zeneca zur Verfügung.

Da zunächst angedacht war, dass Ärzte zwischen den Impfstoffen wählen können, während für Ordinationspersonal Astra Zeneca vorgesehen war, kam es – wie berichtet – zu Kritik, und die Wiener Ärztekammer musste zurückrudern: Es wurde neu und nach Alter gestaffelt ausgeschrieben. In einer ersten Anmeldetranche wurden nun alle niedergelassenen Ärzte und Ordinationspersonal mit Jahrgang 1956 und älter zur Impfung eingeladen. Spätestens Freitag sei laut Ärztekammer absehbar, wie viel Biontech-Impfstoff dann noch übrig sei. Erst wenn die 2.000 Impfdosen aufgebracht sind, lasse sich daher sagen, ob es auch in Wien zu Ablehnung von Astra Zeneca kommt. (Lara Hagen, Stefanie Ruep, 17.2.2021)