Mehr Grün und Sitzgelegenheiten sind am Praterstern geplant.

Foto: Arge Praterstern, KENH Architekten und DnD Landschaftsplanung

Wien – Am Praterstern, dem großen Wiener Verkehrsknotenpunkt, hat sich in den vergangenen Jahren schon einiges getan. 2018 wurde hier das erste Alkoholverbot auf einem öffentlichen Platz in Wien durchgesetzt. Es gilt noch immer. Zur Waffenverbotszone wurde der Praterstern 2019 erklärt. Und die neu errichtete Polizeiinspektion, die in einem Zubau des Bahnhofsgebäudes Unterschlupf findet, soll in Kürze eröffnet werden. Die bisherigen Maßnahmen haben vor allem auf das subjektive Sicherheitsgefühl am Vorplatz abgezielt.

Der Verkehrsknotenpunkt Praterstern.
Heribert Corn

Deutlich verzögert hat sich aber die geplante Umgestaltung des nicht gerade ansehnlichen und großteils zubetonierten grauen Platzes. Dieser gilt nicht von ungefähr als eine Hitzeinsel in der Stadt. Schon unter Uschi Lichtenegger, der ehemaligen grünen Bezirksvorsteherin in der Leopoldstadt, waren bereits im Jahr 2019 mehr Bäume und Grün sowie Wasserelemente und die Entfernung der Pflanzenkäfige am Praterstern im Gespräch. Die fixen Pläne wurden aber erst am Freitag verkündet – unter anderem vom neuen roten Bezirkschef Alexander Nikolai. Umgesetzt werden sollen sie bis zum Sommer 2022. Als Baustart ist der Herbst 2021 geplant.

Mehr Grün statt Grau ist geplant.
Foto: Arge Praterstern, KENH Architekten und DnD Landschaftsplanung

Ein "Facelifting" für den "Stern"

Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) sprach bei der Präsentation von einem notwendigen "Facelifting". Daher habe sie nach ihrem Wechsel vom Umwelt- ins Verkehrsressort im Herbst die Pläne überarbeiten lassen und mehr Grün eingefordert. Das Resultat: Um den gesamten Vorplatz wird – in Abgrenzung zum Verkehr – auf einer Länge von 400 Metern ein begrünter Ring errichtet. Dieser wird 2,5 Meter breit sein und aus leicht erhöhten Pflanzenbeeten bestehen.

Dazu kommen 55 neue Bäume, womit der Bestand am Praterstern auf 119 Bäume anwächst. Die Grünflächen am Areal werden insgesamt betrachtet ebenfalls auf fast 8.000 Quadratmeter fast verdoppelt. Die Bäume selbst werden eingefasst und bieten auf der Umrundung zahlreiche Sitzmöglichkeiten im Schatten.

Diese runden Betoneinfassungen mit Sitzen werden "Pratoide" genannt, weil sie dem Bild des Pratersterns von oben ähneln sollen. Umweltstadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ) erinnerte daran, dass die Baumpflanzungen Teil der Initiative der Stadt sind, in der 25.000 neue Bäume bis 2025 vorgesehen sind.

So sollen die neuen Sitzgelegenheiten aussehen.
Foto: Arge Praterstern, KENH Architekten und DnD Landschaftsplanung

Wasserspiel beim Tegetthoff-Denkmal

Beim Tegetthoff-Denkmal wurde die Stangen-Pergola, die erst 2008 errichtet wurde, noch vor der Wien-Wahl 2020 entfernt. Nun soll es auch den markanten riesigen Pflanzenkäfigen an den Kragen gehen: Auf dem frei werdenden Platz wird auf knapp 500 Quadratmetern ein sternförmiges Wasserspiel zur Abkühlung entstehen. Abseits dieser Sommernutzung sollen auf dem offenen Platz auch Wochenmärkte oder andere Veranstaltungen abgehalten werden können, kündigte Sima an.

Beim Tegetthoff-Denkmal wurde die Stangen-Pergola, die erst 2008 errichtet wurde, noch vor der Wien-Wahl 2020 entfernt ...
Foto: APA / Herbert Pfarrhofer
... nun soll es auch den Pflanzenkäfigen links oben im Bild an den Kragen gehen.
Heribert Corn

Beim Glasvordach vor dem Bahnhofsgebäude wird mittels Pflanztrögen und Rankseilen auch eine Vertikalbegrünung ermöglicht.

ÖBB-Infrastrukturvorständin Silvia Angelo freute sich bei der Präsentation jedenfalls, dass der viertgrößte Bahnhof Österreichs – was Ein- und Ausstiege betrifft – nun weiter attraktiviert wird. Die erwarteten Kosten von rund 7,2 Millionen Euro teilen sich Stadt, Bezirk und ÖBB. Wobei Stadträtin Sima noch hofft, dass auch noch EU-Fördergelder fließen.

Schon 2019 gab es temporäre "Wasserspiele" am Wiener Praterstern.
Foto: LEX HALADA / AFP
Bis zum Sommer 2022 soll auf knapp 500 Quadratmetern ein sternförmiges Wasserspiel zur Abkühlung entstehen.
Foto: Arge Praterstern, KENH Architekten und DnD Landschaftsplanung

Neues Lokal eröffnet im Herbst

Neues gibt es auch zum geplanten Restaurant, das auf dem Platz aktuell errichtet wird. Ein vegetarisches Lokal unter dem Namen "Habs Gut" soll im Herbst 2021 im Bereich der früheren Polizeidienststelle entstehen. Geplant sind 60 Plätze im Innenbereich sowie 85 outdoor.

Pläne für Praterstraße noch nicht ausgearbeitet

Wenig Neues wurde hingegen über die ebenfalls geplante Umgestaltung der Praterstraße – vom Praterstern in Richtung Zentrum – berichtet. Stadträtin Sima und Bezirkschef Nikolai wiesen darauf hin, dass aktuell noch die Planungsabteilungen der Stadt mit dem Projekt beschäftigt seien. Laut Nikolai soll nach mehreren Planungsrunden, bei denen immer wieder auch Bürgermeinungen einfließen sollen, im kommenden Jahr ein Ergebnis feststehen.

Dabei hatte die ehemalige Verkehrsstadträtin Birgit Hebein von den Grünen knapp vor der Wahl bereits Pläne vorgestellt, die unter anderem die Wegnahme einer Autofahrspur stadtauswärts zugunsten von breiten Radwegen vorsahen. Zudem sollte eine dritte Baumreihe in der Mitte kommen. Auch Tempo 30 war ein Thema.

Auf der Praterstraße wurde zuletzt im Sommer von Ex-Verkehrsstadträtin Birgit Hebein (Grüne) ein Pop-up-Radweg umgesetzt.
Foto: APA / Herbert Pfarrhofer

Bezirksvorsteher Nikolai meinte am Freitag nur, dass jedenfalls der Radweg verbreitert werden soll. Ansonsten gebe es noch keine Entscheidungen.

FPÖ sieht "Steuergeldverschwendung"

Die FPÖ bezeichnete die vorgestellten Umbaupläne als "Steuergeldverschwendung" sowie als "neue Wohlfühlzone für das klassische Praterstern-Klientel aus Afghanistan", wie der blaue Bezirkschef Wolfgang Seidl sagte. "Wir Freiheitliche fordern daher die Entfernung der großzügigen Liegeflächen am Praterstern."

Die Neos, Koalitionspartner der SPÖ in Wien, begrüßten hingegen – ebenfalls nicht überraschend – die "klimafreundlichen Pläne". (David Krutzler, 19.2.2021)