Es brennt im Dortmunder Brennpunktviertel. In echt. Im Gerberhochhaus, dort wo all jene wohnen, die sich anderswo die Miete nicht leisten können, wird die junge, schwangere Anna erschlagen aufgefunden. Offenbar wollte der Mörder mit dem Brand Spuren vernichten. Doch bald haben die Dortmunder Kommissare in der Folge Heile Welt (Sonntag, 20.15 Uhr, ORF 2, ARD) einen Verdächtigen zur Hand. Recht ruppig nimmt Ermittlerin Martina Bönisch (Anna Schudt) den jungen Iraker Hakim Khaled (Shadi Eck) fest, der in Drogengeschäfte verstrickt scheint. Die Festnahme landet als Handyfilm im Internet, und schon ist ein veritabler Shitstorm gegen Bönisch im Gange. Von links wird sie als Rassistin beschimpft, von rechts, vor allem vom üblen Hetzer Nils Jacob (Franz Pätzold), politisch vereinnahmt. Kein leichter Einstand für Rosa Herzog (Stefanie Reinsperger), auch die Neue im Dortmunder Team zweifelt an Bönischs Integrität.

Fäuste, Brandsätze fliegen, Mob tobt

Die Situation läuft aus dem Ruder. Nicht nur im Netz. Es fliegen Fäuste, Brandsätze, der Mob tobt, die Stimmung eskaliert, Bönisch wird beurlaubt. Als wäre das nicht schon genug, muss ein liebeskranker Faber (Jörg Hartmann) damit fertigwerden, dass Bönisch ein Gspusi mit Kriminaltechniker Haller hat. Bier, Schnaps und ein abgesandelter Corona-Verlierer helfen dabei nur bedingt. Weil er ist ja auch nur ein Mensch.

Politische Meinungsmache, Fake-News, Spaltung der Gesellschaft bis hin zu Corona-Verzweiflung und zwischenmenschlichem Gefühlschaos: Autor Jürgen Werner und Regisseur Sebastian Ko packen viele Themen in diesen Krimi, die Zutaten mischen sie zu einem schnellen, authentischen Fall. Das Einschalten lohnt. (Astrid Ebenführer, 20.2.2021)

Schon gehört?

Die Kommissarinnen Martina Bönisch (Anna Schudt, links) und Rosa Herzog (Stefanie Reinsperger, rechts) schauen sich in der Gerbersiedlung um: "Tatort: Heile Welt" am Sonntag, 20.15 Uhr, ORF und ARD.
Foto: ORF/ARD/WDR/Bavaria Fiction GmbH/Martin Menke